Kurz nach Mitternacht erreicht die „CFS Panjang“ die Bucht von Santo Domingo. Dort muss sie ankern. Laut Plan hätte das Schiff bereits am Dienstagabend in der Hauptstadt der Dominikanischen Republik einlaufen sollen. Aber es geht nicht immer alles nach Plan – wenn von Juni bis November Hurrikane in der Region toben, erst recht nicht. Dann müssen die Schiffe die Gebiete der Tropenstürme umfahren. Gegen fünf Uhr morgens starten die Maschinen. Die Kaimauer nähert sich langsam. Ein letztes Mal ziehe ich den Overall über, setze den Helm auf, nehme die Handschuhe und mache Fotos vom Anlegemanöver. In der Nähe liegt bereits ein großes Schiff, um einen der Container der „CFS Panjang“ aufzunehmen.
Dann geht es schnell. Der Hafenagent wartet bereits. Der Zollbeamte, der an Bord kommt, stempelt meinen Reisepass. Damit ist der bürokratische Teil meiner Einreise erledigt. Ich verabschiede mich von der Crew. Für sie geht es weiter nach Caucedo, das östlich von Santo Domingo liegt, und im Anschluss zurück nach Kingston. Von der Kaimauer aus schieße ich noch ein Foto der Decksmannschaft und dann geht es im Auto des Hafenagenten zum Parkplatz am Hafeneingang. Fünf Minuten später sitze ich im Taxi, das mich in ein Hotel in der Altstadt von Santo Domingo bringt. Von dort gehe ich in die Innenstadt und schaue mir die älteste katholische Kathedrale der Karibik an. In der Fußgängerzone begegnen mir viele Deutsche. Sie machen eine Kreuzfahrt, ihr Schiff liegt im Hafen. Doch statt eines Schiffs mit 5000 Personen an Bord würde ich auch für die nächste Seereise die 13-köpfige Crew der „CFS Panjang“ vorziehen, die mir in meiner Zeit an Bord gezeigt hat, dass sie eine Besatzung mit Herz ist.
Ich war elf Tage an Bord des Containerschiffes, von Seefahrerromantik gibt es nichts zu berichten. Stattdessen habe ich die harte Arbeit kennengelernt, die Bedingungen sind nicht immer einfach. Den Seeleuten gilt mein größter Respekt. Sehe ich nun im heimischen Supermarkt Ananas aus Honduras liegen, tauchen in meinem Kopf die Namen und Gesichter von Seeleuten auf, die sich um den Transport gekümmert haben.
Danke an die Crew der „CFS Panjang“ und die Bremer Reederei Harren & Partner, die dieses außergewöhnliche Erlebnis und den Einblick in den Alltag an Bord möglich gemacht haben. Die Reise fand im Februar 2018 statt.
Weitere Informationen
Krankenstation
An Bord der „CFS Panjang“ gibt es eine Krankenstation mit zwei Betten. Sie ist mit Medikamenten ausgestattet. Einmal im Jahr werden sie durch den zuständigen Schiffsapotheker gecheckt. Für die „CFS Panjang“ ist das die Lloyd-Apotheke in Bremerhaven. Das Besondere an den Betten ist die Aufhängung: Sie sind mittig befestigt, damit die Betten trotz Schieflage durch den Wellengang in der Waagerechten bleiben. Schließlich wird die berüchtigte Seekrankheit durch zu starken Wellengang hervorgerufen.
Hurrikan-Saison
Die Hurrikan-Saison dauert in der Karibik von Juni bis November. Die Hurrikans sind in fünf Kategorien eingeteilt, die fünfte Stufe ist die stärkste Kategorie. Im sogenannten Hurrikan-Gürtel, der das Gebiet von der Westküste Nordafrikas bis zur Golfküste der südlichen USA umfasst, ist das Wasser ziemlich warm, wodurch sich bei entsprechender Wetterlage Tropenstürme bilden. Bei einem Hurrikan versuchen die Containerschiffe, ihren Umlauf einzuhalten; je nach Wetterlage umfahren sie den Sturm.