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An Bord der MS „CFS Panjang“ Zehnter Tag

WESER-KURIER-Redakteur Florian Schwiegershausen ist elf Tage in See gestochen. Am zehnten Tag hat er sich unter anderem in der Kombüse nützlich gemacht.
19.04.2019, 23:04 Uhr
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Zehnter Tag
Von Florian Schwiegershausen

Am Morgen geht es in den Maschinenraum für ein Foto von Maschinenkadett Kadir, als er den Ölstand misst. Kostya und Vlas checken derweil den Ölfilter. Im Prinzip ist dieser nicht anders aufgebaut wie bei einem Auto – nur die Ausmaße sind andere. Anschließend gehe ich in die Kombüse. Heute wird das Klischee mit dem Kartoffelschälen Wirklichkeit. Ganze zwölf Kartoffeln habe ich geschält, um für die Crew spanische Tortilla zuzubereiten. Mehr brauchte ich nicht. Zudem ist Viktor für jede helfende Hand beim Waschen und Schneiden des Salats dankbar. Der Koch selbst schält nicht so oft Kartoffeln. Er drückt sich nicht darum, er hat nur festgestellt, dass die Mehrheit der Crew lieber Nudeln oder Reis isst. Zum Mittagessen kommen von mir als deutsche Gastgeschenke zwei Tüten Goldbären auf den Tisch. Lang liegen sie nicht dort.

Die Tortilla ist gut angekommen. Chefingenieur Sergiy wollte nichts anderes essen. Was für den Besucher aus Bremen nur ein Ausflug in die Kombüse war, ist für Viktor neun Monate lang Alltag. Er steht als Koch jeden Morgen um sechs Uhr auf, um das Frühstück vorzubereiten. Stets kocht er für den Mittag und den Abend eine Suppe, anschließend Fleisch, Gemüse und eine Sättigungsbeilage. Seit 2003 arbeitet er als Koch, aber nun das erste Mal für Harren & Partner. Er ist verheiratet und hat zwei Töchter, sechs Jahre und sechs Monate alt. Mit seiner Arbeit als Schiffskoch ist er zufrieden, da er somit seiner Familie ein besseres Leben in der Heimat ermöglichen kann.

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Während der Arbeit in der Küche sind von draußen erneut Schleifgeräusche zu hören. Eigentlich wollte ich die Winde fertigstreichen, doch Bosun Oleks war schneller. Ich lade ihn auf ein Bier ein, denn ein Bremer hält sein Wort. Am Abend schaue ich mir kurz die Krankenstation auf dem Deck oberhalb der Kombüse an. Dort stehen zwei Betten mit Gittern, damit niemand herausfällt, wenn es schwankt. Im Ernstfall übernimmt der Kapitän die Versorgung. Er ist auf Verletzungen vorbereitet, die über einen Erste-Hilfe-Kurs hinausgehen. Ein Schrank ist bis oben mit Verbandsmaterial und Arzneimitteln aller Art gefüllt. Alles ist noch steril und frisch, das bezeugen ein Stempel und eine Unterschrift von einem Verantwortlichen der Schiffsapotheke in Bremerhaven, von der das Material stammt.

Kapitän Cristian hat sich über meinen Kücheneinsatz gefreut. Amüsiert sagt er: „Wenn Du schon in der Küche hilfst, kannst Du auf der Brücke auch ruhig mal das Steuerrad in die Hand nehmen.“ Gesagt, getan. Ich soll einen Kurs von 86 Grad halten – Richtung Santo Domingo. Bis so ein Schiff reagiert, dauert es. Kapitän Cristian gibt Anweisungen: „Wait, she comes!“ So ist es auch. Mit viel Verzögerung reagiert das Schiff auf mein Kurbeln am Steuerrad. Zum Glück ist auf dem Radar weit und breit kein weiteres Schiff zu erkennen. Bald übernimmt wieder der Kapitän, der während meiner Minuten als Steuermann der „CFS Panjang“ stets zum Eingreifen bereit hinter mir stand.

Es nähert sich mein letzter Abend auf dem Schiff, daher kaufe ich beim Kapitänskiosk eine Kiste Bier und eine Palette Tonic Water. Doch es ist der falsche Abend für eine Abschiedsfeier. „Florian, das können wir heute Abend nicht trinken, schließlich müssen wir morgen in Santo Domingo früh raus“, lehnt Bosun Oleks dankend ab. In der Kabine packe ich meine Sachen zusammen, sauge durch und putze die Nasszelle. Das Putzen im Bad ist nur mit einem bestimmten Mittel erlaubt, da das Schiff über eine eigene kleine Kläranlage, in der Mikroben das Wasser reinigen, verfügt. Falsches Putzmittel könnte die Mikroorganismen töten und die Kläranlage außer Gefecht setzen. Für den Zweiten Offizier, Christopher, lasse ich einige Flaschen Bier im Kühlschrank liegen. Immerhin verdanke ich die fast schon luxuriöse Unterkunft seinem freiwilligen Verzicht.

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