Grüner Wasserstoff gilt als Hoffnungsträger bei der Umsetzung der Energiewende. Wie er hergestellt wird, ist bekannt. Es fehlen bislang Verfahren, die eine wirtschaftliche Produktion ermöglichen. Daran wird auf verschiedenen Ebenen gearbeitet. Welche Projektplanungen, Anwendungsmöglichkeiten, Perspektiven, Chancen und Herausforderungen es auf regionaler Ebene gibt, steht unter anderem im Mittelpunkt in "Der Woche des Wasserstoffs", die vom 12. bis 20. Juni stattfindet. Aufgrund der Coronasituation wird diese Veranstaltung erneut virtuell von Bremerhaven aus übertragen.
Der Vorteil von Wasserstoff ist, dass er als Energieträger überall eingesetzt werden kann, wo Strom und Wärme benötigt werden. Hinzu kommt, dass seine Derivate wie Methanol oder Amoniak sich als Treibstoff für Schiffe oder Flugzeuge eignen. Gewonnen wird Wasserstoff unter anderem durch Wasserelektrolyse, bei der durch den Einsatz von Strom Wasser in seine Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff zerlegt wird. Und wenn der dafür eingesetzte Strom aus Erneuerbaren Energien kommt, dann ist er grün und somit klimaneutral.
Es liege einfach nah, für die Erzeugung von grünem Wasserstoff Windenergie einzusetzen, sagte Heike Winkler, Geschäftsführerin der Windenergie-Agentur (WAB), die das Windenergiecluster für die Nordwest-Region in Deutschland repräsentiert. Es werde künftig viel Wasserstoff nicht nur in Bremerhaven und der Region, sondern bundesweit benötigt – "insofern brauchen wir viel Wind", sagte sie im Vorfeld der Wasserstoffwoche.
Hinter der Veranstaltung stehen ganz unterschiedliche Akteure: Neben der WAB ist die vor fünf Jahren als Verein gegründete Wasserstoffinitiative H2BX dabei, außerdem die Bremerhavener Gesellschaft für Investitionsförderung und Stadtentwicklung (BIS) und die Hafenmanagementgesellschaft Bremenports.
Grünen Wasserstoff marktwirtschaftlich anbieten
Ziel sei es, grünen Wasserstoff marktwirtschaftlich anzubieten, so Winkler. Dafür bedürfe es aber den entsprechenden regulatorischen Rahmen, den die Politik schaffen müsse. Wichtig sei dabei beispielsweise, dass eingebaute Verteuerungen bei der Herstellung von grünem Wasserstoff in der Gesetzgebung wegfallen. Winkler geht davon, dass es Bewegung in diese Richtung geben werde. Sonst würden, so Winkler, die verschiedenen politischen Initiativen überhaupt keinen Sinn machen.
Der Bund hat für die Herstellung und Entwicklung von Produktionsverfahren für grünen Wasserstoff ein Förderprogramm über sieben Milliarden Euro aufgelegt. Davon wollen natürlich die fünf norddeutschen Bundesländer profitieren, die sich schon vor zwei Jahren zur norddeutschen Wasserstoffinitiative zum Ausbau dieses Energieträgers zusammen geschlossen haben. Immerhin zählt Norddeutschland zu den ertragreichsten Gegenden bei der Stromgewinnung aus Windkraft.
"Wir wollen der Öffentlichkeit mit der Veranstaltung auch zeigen, was wir bislang erreicht haben", so Saskia Greiner von der BIS. Dazu gehöre unter anderem in Bremerhaven die Anschaffung von sieben Wasserstoff-Bussen. Außerdem werde die Region von einem Sonderprogramm vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur profitieren. Dabei gehe es um den Aufbau zur Erforschung des Einsatzes von grünem Wasserstoff in der Luftfahrt und Schifffahrt, was zusammen mit Stade und Hamburg umgesetzt werden soll.
Alle die Chancen für die Region nutzen
Bei der Umsetzung von Wasserstoff-Projekten müsse klar sein, dass man mit anderen Regionen im Wettbewerb stehe, so Uwe von Bargen von Bremenports. "Wir wollen alle die Chancen für die Region nutzen." Für die Häfen ergebe sich daraus sowohl eine regionale als auch internationale Perspektive, weil man hier die Schnittstelle innerhalb internationaler Lieferketten besetze. Die Perspektive liege in der Dekarbonisierung des gesamten Transportwesens. Klar sei, dass die auf nationaler Ebene favorisierte reine Elektrifizierung von Fahrzeugen bei Schiffen oder schweren Lkw nicht weiterhelfe. Da werde Wasserstoff oder dessen Derivate benötigt. Daraus würden sich ganz neue Geschäftsfelder ergeben und sollte der norddeutsche Standortvorteil genutzt werden.
Für Claas Schott von H2BX sei die Veranstaltung, die zum zweiten Mal in Bremerhaven stattfindet, etwas ganz Besonderes: "Als wir unser Netzwerk vor fünf Jahren gegründet hatten, wurden wir doch von einigen Leuten belächelt." Es sei schön zu sehen, wie groß das Interesse inzwischen an dem Thema sei, das sich nicht allein auf eine Branche beziehe, sondern ganz unterschiedliche Akteure zusammenbringe, wie man auch am Kernteam für die Veranstaltungswoche sehe.