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In den USA floriert die legale Marihuana-Industrie, aber Banken meiden Geschäftbeziehungen Grünes Geld

Denver. Wer nicht weiß, was im „Medicine Man“ verkauft wird, könnte den Laden leicht für eine Apotheke halten. Doch das grüne Kreuz hat hier eine andere Bedeutung.
04.10.2015, 00:00 Uhr
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Von Hannes Breustedt

Wer nicht weiß, was im „Medicine Man“ verkauft wird, könnte den Laden leicht für eine Apotheke halten. Doch das grüne Kreuz hat hier eine andere Bedeutung. Das Geschäft in Denvers Vorort Aurora verkauft – zwischen Fast-Food-Restaurants, abgelegen im äußersten Winkel eines typisch amerikanischen Open-Air-Einkaufszentrums – Marihuana.

Das Menu bietet statt Burgern oder Milch-Shakes Cannabis-Züchtungen für Feinschmecker. Das ist in Colorado völlig legal – der US-Bundesstaat heißt mittlerweile nicht mehr nur wegen der Rocky Mountains „The Highest State“.

Die legale Marihuana-Industrie in den USA floriert. In Denver gibt es bereits mehr Läden für Kiffer als Starbucks-Filialen. 23 US-Staaten haben den Verkauf schon ganz oder teils legalisiert, meist zu medizinischen Zwecken. Es wächst ein Milliardenmarkt heran.

Doch obwohl die Geschäfte boomen, gibt es Geldprobleme. Nicht dass nicht genug davon da wäre – im Gegenteil: Viele Unternehmen haben mehr Geld, als ihnen lieb ist. Bargeld wohlgemerkt. Denn Banken machen bisher einen großen Bogen um die Branche. Geschäftskonten zu eröffnen, ist äußerst schwierig. Deshalb stapeln sich in den Marihuana-Läden die Dollarscheine. Kreditlinien, Banküberweisungen, Kartenzahlungen – das wäre für viele der häufig kleinen Start-up-Geschäfte sehr hilfreich. Doch weil die Bundesgesetze Marihuana nach wie vor als illegale Droge einordnen, scheuen Banken zurück. Obwohl ein Komitee des US-Senats im Juli dafür stimmte, die Geschäftsbeziehungen zur Cannabis-Industrie zu erlauben, scheint ihnen das Risiko, in Geldwäsche-Verdacht zu geraten, nach wie vor zu groß.

Eine Ausnahme stellt die Fourth Corner Credit Union aus Denver dar. Sie trat Ende 2014 mit Unterstützung des Staates Colorado an, um der Branche die dringend benötigten Finanzdienstleistungen anbieten zu können. Das Unternehmen scheiterte jedoch schnell, als die zuständige Filiale der US-Notenbank Federal Reserve in Kansas City den sogenannten Master Account verweigerte – und damit die Zulassung zum Zahlungssystem der Fed.

Die Aufseher finden das Risiko zu groß, eine einzelne Branche zu versorgen, die ihren Erfolg noch nicht dauerhaft unter Beweis gestellt hat und auf Bundesebene weiterhin illegal ist. Eigentlich soll die Legalisierung die Profite aus dem Drogenhandel aus kriminellen Nischen zu seriösen Unternehmern lenken und dem Fiskus dabei satte Steuererträge bescheren. Aber solange es keine einheitliche Linie gibt, steckt die Fed in der Zwickmühle.

Für die in Colorado zugelassenen Marihuana-Verkäufer wie den „Medicine Man“ bedeutet das, vorerst weiter Bargeld horten zu müssen. Im Geschäftsalltag kann das eine enorme Zumutung sein. So müssen Mitarbeiter und Lieferanten stets bar bezahlt werden. Doch der Aufwand ist nicht nur logistisch und buchhalterisch: Wegen der Gefahr von Überfällen werden auch teure Sicherheitsdienste notwendig.

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