Hamburg. Der Verkaufskrimi um die HSH Nordbank geht in die entscheidende Phase. In den nächsten Wochen werde sich erweisen, ob die Privatisierung des Geldhauses gelinge, sagte Vorstandschef Stefan Ermisch am Donnerstag bei der Vorstellung der Halbjahresbilanz. Ohne Einzelheiten zu nennen, gab er sich demonstrativ zuversichtlich, dass der Verkauf der Krisenbank trotz Milliardenrisiken aus Altgeschäften klappen kann.
Die EU verlangt, dass Hamburg und Schleswig-Holstein ihre gemeinsame Landesbank bis Ende Februar 2018 veräußern, ansonsten wird sie abgewickelt. Die finalen Verhandlungen mit Kaufinteressenten sind für den Herbst vorgesehen. Offizielle Angaben zum Kreis der möglichen Investoren gibt es weiterhin nicht. Nach unbestätigten Berichten sind unter anderem chinesische Bieter sowie US-Finanzinvestoren wie Apollo und Cerberus im Rennen. Die Länder wollen ihr Fass ohne Boden am liebsten in Gänze losschlagen. Nicht auszuschließen ist aber auch, dass die beiden Teile des Geldhauses an unterschiedliche Bieter gehen.
Toxische Kredite abgestoßen
Die HSH habe laut Ermisch das Ihre getan, um attraktiv für einen neuen Besitzer zu werden. So sei die Kapitalausstattung inzwischen „bärenstark“, zudem habe die gesunde Kernbank im Neugeschäft um ein Viertel zugelegt. Vor allem aber laufe der Abverkauf milliardenschwerer toxischer Kredite besser als erwartet. Nach den Zahlen konnte die Bank von Januar bis Juni in der Bad Bank Papiere im Wert von 4,2 Milliarden Euro veräußern. Bis Ende 2017 soll der Berg ganz oder teilweise ausgefallener Kredite in der Abbau-Einheit von 17,2 auf 14 Milliarden Euro weiter abschmelzen. Ein Teil dieser Entwicklung erklärt sich aus dem heftig kritisierten Forderungsverzicht gegenüber notleidenden Reedern. Die Bank erlässt diesen teils erhebliche Kreditsummen im dreistelligen Millionenbereich, um deren Firmen am Leben zu erhalten und damit zumindest die Chance auf Teilrückzahlungen zu wahren.
Als schwersten Klotz am Bein schleppt die Bank Kredite in Höhe von 11,9 Milliarden Euro mit sich, die überhaupt keine Zinsen und Tilgung bringen und womöglich komplett abgeschrieben werden müssen. Laut Finanzvorstand Oliver Gatzke sind davon 6,6 Milliarden durch Risikovorsorge gedeckt. Als größtes Pfund sehen die HSH-Manager ihre nahezu unbelastete Kernbank, die im ersten Halbjahr einen Gewinn von rund 500 Millionen Euro einfuhr; dem stehen Verluste aus der Abbaubank von 348 Millionen gegenüber. Unter dem Strich liegt das Halbjahresergebnis vor Steuern mit 173 Millionen Euro auf Vorjahresniveau (171 Millionen). Zur Erholung beigetragen haben sinkende Personalkosten. Die Belegschaft an den Standorten Hamburg und Kiel schrumpfte bis Jahresmitte um gut 130 auf 2030 Stellen.