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Bremerhaven Fähre "Columbushopper" ersetzt kaputte Drehbrücke

Vor etwa einem Jahr entstand an der Drehbrücke in Bremerhaven ein Totalschaden. Nun übernimmt die Fähre "Columbushopper" die Brückenfunktion.
29.03.2022, 14:09 Uhr
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Fähre
Von Peter Hanuschke

Sie ist dafür konzipiert, Autos, Lastwagen und Menschen über einen Fluss, einen See oder eine kürzere Meeresstrecke zu transportieren. Im Prinzip wird die Fähre "Columbushopper" auch dafür eingesetzt, nur muss sie dazu nicht die Motoren anlassen: Sie wird im Hafengebiet von Bremerhaven nur quer im Kanal liegen, der den Kaiser- und den Nordhafen verbindet. Quer deshalb, weil die Fähre so die Funktion einer Brücke übernehmen kann und damit die Columbusinsel erreichbar wird.

Bis vor einem Jahr hätte diese Maßnahme Aprilscherz-Charakter gehabt, denn bis dahin hatte mehr als 90 Jahre lang die Drehbrücke dort ihren Dienst getan – bis zum 1. April: Damals riss ein Obergurt der Drehbrücke, weitere Stahlteile des Bauwerks wurden dadurch beschädigt, an der Brücke entstand ein Total­schaden. Die 900 Tonnen schwere und 116 Meter lange Stahlkonstruktion wurde innerhalb weniger Tage nach dem Unfall abgerissen. Das Bauwerk mit je zwei Schienensträngen und Fahrspuren galt als die größte Eisenbahndrehbrücke Deutschlands. Gebaut wurde sie im Zuge der Hafenerweiterung zwischen 1928 und 1930.

Seit des Vorfalls sind die auf der Columbusinsel ansässigen Umschlagsunternehmen, das Kreuzfahrtterminal und das Tanklager vom sonstigen Hafengebiet abgeschnitten oder nur noch einseitig aus Richtung Innenstadt über die Kaiserschleuse und die Klappbrücke an der Schleusenstraße erreichbar. Züge können nicht mehr verkehren. Auch aus Sicherheitsgründen ist es wichtig, dass wieder zwei Wege zum Ziel führen können. "Wir brauchen auch eine Redundanz – etwa im Falle eines Rettungswageneinsatzes", sagte Holger Bruns, Sprecher der stadtbremischen Hafenmanagementgesellschaft Bremenports, zur Übergangslösung.

"Vielfältige Herausforderungen"

"Die Havarie der Brücke hat Bremenports vor vielfältige Herausforderungen gestellt", so Bremenports-Geschäftsführer Robert Howe. "Ich bin froh, dass mit der Fähre eine gute Übergangsregelung geschaffen wird, um die Erreichbarkeit der Betriebe auf der Insel zu verbessern und eine direkte Verbindung zum Überseehafen wieder herzustellen." Um den Ausfall der Zugverbindung ein wenig abzumildern, hat Bremenports einen Umladeplatz Lkw-Zug im Bereich der Franziusstraße eingerichtet.

Seinen Brückendienst soll der etwa 40 Meter lange "Columbushopper" am 25. April aufnehmen. "Es fehlen noch die Rampen, die jeweils vom Ufer zu der um ein paar Meter verlegten Straße führen", so Holger Bruns von Bremenports. Die Gesellschaft hat die Fähre von der Bremerhavener Rönner-Gruppe gekauft. Einen offiziellen Preis für die Fähre nennt Bremenports nicht, aber der wird im sechsstelligen Bereich liegen – zumindest wurde dem Hafenausschuss im Vorfeld eine Kalkulation von 850.000 Euro für die Fähre genannt.

Neue Brücke in vier Jahren

Der Grund für die Verlegung der Straße: Die Fähre wäre sonst im Weg für den Neubau einer Brücke, denn der soll am bisherigen Standort erfolgen. Wann mit dem Projekt begonnen wird? "Das steht noch nicht fest, wir werden demnächst den Planungsauftrag vom Häfenressort bekommen", so Bruns. "An der Aussage, dass dort in fünf Jahren eine Brücke wieder stehen wird, die wir unmittelbar nach dem Abriss getroffen haben, halten wir aber fest." Eine weitere Verwendung für die Fähre sei danach nicht vorgesehen. Die stehe dann zum Verkauf.

Neu ist der "Columbushopper" nicht und er war auch schon vorher nicht im klassischen Fährdienst unterwegs: Die Fähre wurde für den Komponententransport für Offshore-Windanlagen eingesetzt. Neu ist aber der Name "Columbushopper": "Der wurde bei uns intern unter mehreren Mitarbeitervorschlägen ausgewählt", so Bruns. Der Verkehr auf der Fährbrücke werde per Ampelschaltung geregelt. "Es kann wegen der Breite immer nur in eine Richtung gefahren werden."

Ganz ohne Motorkraft wird der "Columbushopper" aber nicht auskommen – ab und an darf und muss die Fähre fahren: "Die Fähre muss Platz machen, wenn ein Schiff vom Nord- in den Kaiserhafen oder umgekehrt will", so Bruns. Das sei auch der Charme an dieser Lösung. "Mit einem festen Ponton hätten wir die Durchfahrbarkeit nicht gewährleisten können."

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