Die BLG will künftig mehr Autos aus China in Bremerhaven umschlagen. Dazu vereinbarte der Bremer Logistikdienstleister jetzt eine "strategische Partnerschaft" mit der chinesischen Reederei Cosco Shipping. Der Bremerhavener Autoterminal solle zum "zentralen Eingangshafen für den deutschen Markt" sowie zum Drehkreuz für die Märkte in Skandinavien und Osteuropa werden, heißt es in einer Mitteilung.
Seit rund 20 Jahren versuchen die chinesischen Autohersteller bereits auf dem europäischen Markt Fuß zu fassen – bislang mit wenig Erfolg. Die ersten Modelle scheiterten krachend im Crashtest und wiesen auch sonst erhebliche Qualitätsmängel auf. Um das schlechte Image aufzupolieren, kaufte der Hersteller Foton 2014 sogar die Rechte an der alten Bremer Automarke Borgward und brachte unter diesem Namen mehrere Modelle auf den Markt. Auch dieser Versuch scheiterte: 2022 musste das Unternehmen Insolvenz anmelden.
Eine neue Chance versprechen sich die Chinesen jetzt von ihren Elektrofahrzeugen, mit denen sie technologisch zu den europäischen Herstellern aufgeschlossen haben. Die erfolgsverwöhnten deutschen Automarken jedenfalls haben auf dem chinesischen Markt schwer zu kämpfen gegen die Modelle der einheimischen Hersteller. Nun versuchen diese, den Spieß umzudrehen: Vor einem Jahr, im Februar 2024, löschte ein chinesischer Autotransporter in Bremerhaven die ersten 3000 Elektrofahrzeuge des Herstellers BYD.
Chinesen bauen ihre Flotte aus
Bislang machen die chinesischen Importfahrzeuge weniger als fünf Prozent des Autoumschlags in Bremerhaven aus. Doch die BLG rechnet mit einer deutlichen Steigerung in den kommenden Jahren. Vier von zehn importierten E-Mobilen in Deutschland kommen bereits aus China. Durch das Bündnis mit Cosco Shipping will das Bremer Logistikunternehmen an diesem Wachstum teilhaben. "Für einen offenen Umschlagshafen wie Bremerhaven ist es wichtig, sich auf Marktentwicklungen einzustellen", sagt Axel Bantel, Geschäftsführer Vertrieb der BLG Automobile Logistics. Seit Jahren sind vor allem die deutschen Hersteller Mercedes und BMW die wichtigsten Kunden in Bremerhaven. Gleichzeitig müsse man jedoch auch "effiziente Logistiklösungen für neue Importeure schaffen", betont Bantel.
Die chinesische Staatsreederei Cosco baut zurzeit ihre Autotransporter-Flotte auf rund 30 Schiffe aus; die Neubauten können mit Schiffsdiesel oder vergleichsweise umweltfreundlichem Flüssigerdgas (LNG) betrieben werden. Im August 2023 machte die "Cosco Shengshi" zu einem Probeanlauf in Bremerhaven fest. Nun will die Reederei einen Liniendienst aufbauen, der mindestens zwei Anläufe pro Monat in Bremerhaven umfasst. Die BLG stellt den Chinesen dabei ihr landseitiges Netzwerk für die Verteilung der Fahrzeuge zur Verfügung: Technikzentren, Lkw, Inlandsterminals. Eine durchgehende Logistikkette vom Herstellerwerk in China bis zum Handel in Europa – damit will das neue Bündnis aus BLG und Cosco punkten. Bleibt nur noch abzuwarten, ob die E-Mobile aus China bei den deutschen Kunden besser ankommen als die Crashtestverlierer von vor 20 Jahren.