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Kreuzfahrt-Ranking Nabu: Deutsche Reedereien hinken beim Klimaschutz hinterher

Es gibt sie: vorbildliche Kreuzfahrtschiffe in Sachen Klimaschutz. Insgesamt kommt die Kreuzfahrtbranche beim Klimaschutz aus Sicht des Umweltverbands Nabu aber nur langsam voran.
13.09.2025, 05:00 Uhr
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Nabu: Deutsche Reedereien hinken beim Klimaschutz hinterher
Von Peter Hanuschke

Die neue „Disney Adventure“, die am Donnerstagmorgen in Bremerhaven durch die Kaiserschleuse zum Liegeplatz bei der Lloyd-Werft geschleppt wurde und dort in den nächsten Wochen final ausgerüstet wird, hätte im aktuellen Kreuzfahrtranking des Naturschutzbunds Nabu zu den umweltfreundlichsten Schiffen gezählt: Denn die "Disney Adventure" hat einen Methanolantrieb – und ein solcher Antrieb wird auch vom Nabu als vorbildlich gelobt. Das Schiff kann aber erst im nächsten Jahr berücksichtigt werden.

Der Naturschutzbund stellt seit mehr als einer Dekade ein jährliches Ranking vor, das die Klimaschutzbemühungen der Kreuzfahrtbranche kurz-, mittel- und langfristig bewertet. Aufgeführt sind 14 auf dem deutschen Markt vertretene Reedereien wie Aida Cruises aus Rostock, Tui Cruises (Mein Schiff) aus Hamburg oder MSC Cruises aus Genf in der Schweiz.

Langsam vorankommender Klimaschutz

Nach Einschätzung des Nabu kommt die Kreuzfahrtbranche beim Klimaschutz zu langsam voran. Nabu-Verkehrsreferent Sönke Diesener wies darauf hin, dass Deutschland bis 2045 Klimaneutralität anstrebt. „Das ist schon verwunderlich, dass es deutsche Firmen gibt, die sagen, wir machen erst 2050, um mal ganz frei heraus zu sprechen.“ Dem Nabu zufolge gibt es in der Liste keine deutsche Reederei, die bereits 2045 das Klima nicht mehr schädigen will.

Die internationale Schifffahrt strebt Netto-Null bis etwa 2050 an. Die Handelsschifffahrt ist für etwa zwei bis drei Prozent der globalen Treibhausemissionen verantwortlich. Wie hoch davon wiederum der Anteil der Kreuzfahrtschiffe sei, sei nicht bekannt, sagte Diesener auf Nachfrage des WESER-KURIER. Er sei vermutlich gesamtgesehen klein. "Ein Vergleich mit der Handelsflotte bietet sich aus meiner Sicht aber auch nicht an, man könnte mit anderen Urlaubsformen vergleichen am besten pro Person gerechnet." Das biete zum Beispiel myclimate mit einem Rechner an.

Zwei norwegische Reedereien liegen vorne

Die zwei Spitzenplätze in dem Ranking erreichen mit 7,5 von 15 Punkten wie im Vorjahr zwei norwegische Reedereien, die in Deutschland eher kleinere Marktanteile haben: Havila und Hurtigruten. In der Rangliste berücksichtigt sind auch Unternehmen, die deutsche Urlauber transportieren - also auch Reedereien aus dem Ausland.

„Dort, wo die Regulierung strenger ist, werden natürlich auch Innovationen gefördert“, sagte Diesener zu den norwegischen Reedereien. Beispielsweise hat die norwegische Regierung beschlossen, dass von 2026 an allein emissionsfreie Schiffe in die Fjorde des Weltnaturerbes einfahren dürfen. Wichtige Ausnahme: Die Regel gilt erst 2032 für größere Schiffe.

Lob für grünes Methanol

Auf Platz drei landet der Luxusanbieter Ponant aus Frankreich; auch im Fall dieses Unternehmens geht es nicht um einen Massenmarkt. Dann kommen die Deutschen: Tui belegt mit sechs Punkten Platz vier. Die Umweltschützer loben die Reederei, weil sie ein Schiff hat, das mit Methanol fahren kann. Das Tui-Schiff soll auch grünes Methanol nutzen können. Methanol ist ein aussichtsreicher Treibstoff zur Dekarbonisierung der Schifffahrt. Wenn er mit Strom aus erneuerbaren Quellen hergestellt wird, dann ist die Rede von grünem Methanol.

Platz fünf hat der deutsche Marktführer Aida (5,5 Punkte) inne. „Die haben in der Vergangenheit viele Dinge vorangebracht“, sagte Diesener. Aida habe sich beispielsweise für Landstrom - das ist Strom vom Land, der es Schiffen erlaubt, Hilfsmotoren abzuschalten - eingesetzt und teste Batteriespeichersysteme. Aber der Nabu vermisst einen Zukunftsplan mit einem Bekenntnis zu E-Fuels.

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E-Fuels sind synthetische Treibstoffe, für deren Herstellung Strom genutzt wird. Kommt dieser aus nachhaltigen Quellen, schädigen E-Fuels das Klima nur geringfügig.

Der größte internationale Kreuzfahrtverband Clia aus Washington (USA), der auch in Deutschland vertreten ist, bewertet die Situation anders als der Nabu. „Die Branche ist auf Kurs“, sagte Clia-Deutschland-Direktor, Georg Ehrmann. „Eine der größten Herausforderungen bleibt die Verfügbarkeit der erneuerbaren Kraftstoffe.“

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