Bremerhaven erwartet nach dem Ende der Coronakrise in diesem Jahr wieder 220.000 Kreuzfahrtpassagiere. Das sagte Bremerhavens Oberbürgermeister Melf Grantz beim Kreuzfahrt-Podium der weltweit größten Reisemesse in Berlin, der Internationalen Tourismus Börse (ITB), am Stand von Bremen und Bremerhaven am Mittwoch. Damit habe sich das Passagieraufkommen seit 2015 vervierfacht. Damals gab es noch 66.000 Kreuzfahrtgäste. Kein anderes deutsches Kreuzfahrt-Terminal wachse so schnell wie das Columbus Cruise Center, so Grantz weiter. Und: „Die stetig wachsende Zahl der Kreuzfahrt-Anläufe unterstützt auch in ganz Bremerhaven den Tourismus mit jährlich 26.000 Hotelübernachtungen.“
Für den überwiegenden Teil der Abfahrten ab Bremerhaven sorgen im Jahr 2023 die Flotten von Tui Cruises mit 38 sowie Phoenix Reisen mit 35 Anläufen, gefolgt von Costa Kreuzfahrten, Aida Cruises und Nicko Cruises. Tui Cruises startet in diesem Jahr außerdem mit zwei Themenkreuzfahrten ab Bremerhaven: Am Krönungstag von König Charles im Mai mit einer royalen Kreuzfahrt sowie im Oktober mit einer Dart-Reise. Wichtig geworden sei Bremerhaven zudem als Startpunkt für entferntere Ziele und Kreuzfahrten. „Wir stellen fest, dass viele unserer Gäste auf Flüge verzichten möchten. Bei denen kommt es gut an, wenn wir Langzeitreisen ab Bremerhaven anbieten“, sagt Daniela Heine-Ettlin von Tui Cruises. Von Bremerhaven wird dann beispielsweise Kurs auf Lissabon, die Kapverden oder Madeira genommen. Melf Grantz freut das: „Die Destinationen, die von Bremerhaven angelaufen werden können, haben sich stark erweitert.“
Der zuletzt kontinuierliche Anstieg der Anläufe soll nicht das Ende der Entwicklung des Columbus Cruise Centers sein. Das Bremerhavener Kreuzfahrtterminal erhält aktuell die längsten Passagierbrücke der Welt, die Kaje wird ertüchtigt und das Terminal soll nach Süden erweitert werden. Auch Landstrom sei ein Thema, das angegangen werde. „Das gehört einfach mit dazu“, sagt Grantz.
Investitionen in Landstrom-Versorgung
Denn Nachhaltigkeit ist ein Thema, das seit einigen Jahren die gesamte Branche umtreibt. „Landstrom ist ein riesiger Trend, in den viel investiert wird“, sagt Hansjörg Kunze von Aida. Die Reederei setze zudem auf LNG, Biokraftstoffe und Zehn-Megawatt-Batterien. „Das ist die zukünftige Entwicklung“, sagt er. Das bestätigt auch Daniela Heine-Ettlin von Tui Cruises. „Nachhaltigkeit ist grundsätzlich ein großes Thema für uns.“ Deshalb gibt es bei der Reederei bereits seit einigen Jahren eine Umweltmanagerin.
Auch Phoenix Reisen verzichtet seit Jahren auf Schweröl. „Wir fahren seit 2019 weltweit mit Marinediesel“, sagt Michael Schulze, Direktor Seereisen von Phoenix Reisen. Obwohl die Gäste das Thema Nachhaltigkeit an Bord interessiere, sei es aber nicht entscheidend für eine Kreuzfahrt, glaubt er. Das sieht Guido Laukamp, Geschäftsführer von Nicko Cruises, ähnlich: „Nachhaltigkeit hört da auf, wo man den Menschen ins Portemonnaie greift.“ Trotzdem sieht er die Reedereien in der Verantwortung: „Wir müssen die Regionen schützen, die wir besuchen.“ Deshalb gehe Nachhaltigkeit auch weit über den Antrieb und Kraftstoffe hinaus und betreffe unter anderem auch das Abfallmanagement, sagt er.
Ein zweites bestimmendes Thema auf dem Kreuzfahrt-Podium war außerdem das Flusskontor. Bremerhaven ist Teil der Interessengemeinschaft, die gemeinsam mit den Städten Papenburg, Ems und Lingen Flusskreuzfahrten weiterentwickelt. Im Rahmen der ITB ist Bremen ebenfalls dem Flusskontor beigetreten. „Weitere namhafte Städte haben bereits sehr großes Interesse bekundet“, sagt Ralf Meyer, der als Referatsleiter für Wirtschaft und Tourismus in Bremerhaven die Weiterentwicklung des Kreuzfahrtstandortes maßgeblich vorantreibt. Künftig sollen vermehrt auch Flusskreuzfahrtschiffe Bremerhaven anlaufen oder von dort aus starten. So hat etwa Jörg Gövert, Geschäftsführer von SE-Tours, Europas größtem Anbieter für kombinierte Rad- und Flusskreuzfahrten mit Firmensitz in Bremerhaven, angekündigt, dass demnächst auch Flussschiffe an der Außenweser starten werden. „Ab 2025 ist das vorstellbar“, sagt Gövert.
Die deutlich kleineren Flussschiffe, die etwa 80 bis 175 Passagiere beherbergen, können im Fischereihafen oder den Havenwelten anlegen und diese beiden Häfen somit noch mehr beleben, sagt Meyer. „Von dort aus können die Passagiere dann Bremerhaven sowie auch Bremen, Bad Zwischenahn oder Worpswede erkunden“, sagt Grantz. Das werde als gemeinsames Marketingkonzept erarbeitet.