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Lilienthaler Hauptstraße Schilder so weit das Auge reicht

Die Zahl der Verkehrsschilder an der Lilienthaler Hauptstraße hat sich auf knapp 100 nahezu verdoppelt. Grund sind 48 neue Parkschilder, die an 16 Masten zwischen Tornéestraße und Esso-Tankstelle montiert wurden.
26.04.2016, 00:00 Uhr
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Schilder so weit das Auge reicht
Von Timo Sczuplinski

Die Zahl der Verkehrsschilder an der Lilienthaler Hauptstraße hat sich auf knapp 100 nahezu verdoppelt. Grund sind 48 neue Parkschilder, die an 16 Masten zwischen Tornéestraße und Esso-Tankstelle montiert wurden.

Lust auf einen Selbstversuch? Die Aufgabe dazu geht so: Wetten, dass Sie es nicht schaffen, auf der Lilienthaler Hauptstraße aus dem fahrenden Auto heraus bei vorgeschriebenem Tempo 30 alle Verkehrsschilder zu zählen?

Aus Sicherheitsgründen sollte diese Aufgabe lieber Ihr Beifahrer übernehmen. Oder Sie machen es besser gleich zu Fuß. Denn um eine einigermaßen genaue Zahl der Gebote, Verbote und Vorschriften in Blechform zu ermitteln, eignet sich doch eher die Schrittgeschwindigkeit. Bei einem Spaziergang auf der Hauptstraße zwischen Tornéestraße und dem Beginn der Moorhauser Landstraße kommt man dann also – Achtung, hier kommt die Lösung – mittlerweile auf knapp 100 Verkehrsschilder an Dutzenden Masten. Ampeln und Haltestellenschilder kommen in diesem Bereich noch obendrauf.

Jetzt Parkscheibe Pflicht

Vor einer Woche noch waren es nur halb so viel. Dann aber hat sich ihr Bestand auf einen Schlag fast verdoppelt. Denn es gibt nun neue Parkschilder. 48 Stück an insgesamt 16 Masten zwischen Tornéestraße und Esso-Tankstelle. Auf den bisher uneingeschränkt nutzbaren Stellflächen entlang der Hauptstraße darf man ab sofort nur noch maximal zwei Stunden lang parken. Montags bis freitags gilt das von 8 bis 18 Uhr, und sonnabends von 8 bis 14 Uhr ist das so. Parken mit Parkscheibe ist dann Pflicht.

Die Regelung gilt vor der Postfiliale von Heike Wilhelm, in dem Bereich zwischen Papier-Winter und dem Restaurant Amendsson und vor dem Schnellimbiss am Markt. Auch zwischen Spielhalle und KWE-Neubau sind Schilder aufgestellt. Hinzu kommen allein zwölf Schilder an den Parkflächen bei Deko-Laden C-Style und Volksbank. Auch gegenüber der Esso-Tankstelle ist eine Parkfläche entsprechend gekennzeichnet. Zwischen Buch-Winter und den Osterholzer Stadtwerken gab es die Regelung bereits, aber hier wurde die Beschilderung um das Parkscheiben-Symbol und die genauen Uhrzeiten erweitert.

Das Konzept wurde ebenso auf die Falkenberger Landstraße übertragen. Allerdings eher moderat. Dort sollen demnächst zwei Schildermasten mit je drei Schildern aufgestellt werden. Laut Bauamtsleiter Stephen Riemenschneider handelt es sich dabei um einige Parkplätze ganz in der Nähe des Cura-Seniorenzentrums, schräg gegenüber der Fleischerei Sudmann.

Ärger über Dauerparker

Das Ganze soll den Einzelhändlern helfen. Denn in der Vergangenheit ärgerten sich einige Geschäftsleute immer wieder über Dauerparker, die die Flächen vor den Lilienthaler Läden von morgens bis abends für potenzielle Kunden blockiert haben sollen. „Der Wirtschafts-Interessenring begrüßt die neuen Schilder natürlich“, sagt deren Vorsitzende Gabriele Kunze. Reaktionen der Kunden auf die beschränkten Parkzeiten, die mehr Chancen auf freie Plätze bringen sollen, habe es noch nicht viele gegeben. Dafür sei es noch zu früh.

Dennoch gibt es bereits kritischere Reaktionen. Etwa von der Verkehrswacht Lilienthal. „Schön, dass die Schilder da sind. Aber wir wundern uns über die Größe und Menge“, sagt Verkehrswächter John Hansen im Namen des Vereins. Wenn ein Bürger zu dem Schluss käme, das Ortsbild werde dadurch verschandelt, „dann könnten wir das nachvollziehen“, sagt er. Die Verkehrswächter seien immer dafür, dass der Verkehr nicht beeinträchtigt werde. Und in diesem Fall sei das auch nicht der Fall. „Allerdings sind es mittlerweile wirklich viele Schilder. Die beeinträchtigen zwar nicht die Fahrsichherheit, aber trotzdem werden Autofahrer zunehmend abgelenkt und reglementiert“, sagt Hansen für die Verkehrswacht.

Doch nicht nur die vermeintliche Unübersichtlichkeit auf der Straße sieht der Verein als ein Problem. Die Verkehrswächter bezweifeln, dass Lilienthal überhaupt die Kapazitäten dazu hat, das Parkverhalten der Menschen an der Hauptstraße regelmäßig zu kontrollieren. „Ich habe hier noch nie gesehen, dass jemand parkende Autos kontolliert“, sagt Hansen. Er und seine Vereinskollegen gehen davon aus, dass die Gemeinde doch eigentlich kein Geld dafür haben dürfte, um nun jemanden dafür zu bezahlen.

Kein festes Kontrollmuster

In der Gemeindeverwaltung sind tatsächlich keine zusätzlichen Mittel dafür vorgesehen. Im Ordnungsamt der Gemeinde gibt es aber aktuell längst eine Teilzeitkraft, die neben anderen Aufgaben auch kontrolliert, ob Autos richtig parken. Die neuen hinzugekommenen Bereiche sollen von ihr mitübernommen werden. „Parkende Autos werden bereits unregelmäßig kontrolliert“, sagt der Leiter des Ordnungsamtes, Florian Peters. Wann genau die Kontrollzeiten sind, verrät er natürlich nicht. Nur so viel: Mal gehe die Angestellte täglich durch die Straßen, manchmal nur einmal in der Woche. Ein festes Muster gebe es nicht. Aber: Man müsse eben immer gewarnt sein, dass man auch aufgeschrieben werden könnte und einen Strafzettel bekommt, sagt Florian Peters.

Dass die Schilder überhaupt aufgestellt wurden, geht übrigens auf einen Beschluss des Verwaltungsausschusses im vergangene Jahr zurück. Der Bauausschuss hatte auf seiner Sitzung im Oktober 2015 eine entsprechende Beschlussempfehlung herausgegeben. Diese wurde im November bestätigt. Die Kosten für die Schilder-Aktion beziffert Bauamtsleiter Stephen Riemenschneider auf insgesamt 4300 Euro. Darin seien nicht nur die Kosten für die Schilder enthalten, sondern auch der Lohn für die daran beteiligten Arbeiter des Baubetriebshofs.

Während sich viele Einzelhändler darüber freuen, dass künftig Dauerparker fernbleiben könnten, kommt die Regelung bei einigen anderen Menschen schon weniger an. Thomas Roth, Pflegedienstleiter des Cura-Seniorenwohnheims, zum Beispiel sagt: „Auch Mitarbeiter und Besucher nutzen die Plätze an der Falkenbeger Landstraße gerne.“ Der Parkraum sei eh schon recht knapp.

Auch an der Hauptstraße stößt die Regelung mitunter auf wenig Gegenliebe. Zwei Anwohner, die ihren Namen nicht nennen möchten, erzählen, dass sie auf die Parkplätze hin und wieder angewiesen seien. Vielleicht, so überlegen sie, werde ja nicht so oft kontrolliert, dass man doch öfter mal stehen bleiben könne. Und sie hätten noch eine andere Idee: „Man könnte auch die Parkscheibe alle zwei Stunden einfach weiter drehen“, sagt einer. Aber ob er sich die Mühe wirklich machen soll, wisse er auch noch nicht.

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