„Mehr Bio und weniger Billigfleisch in der Uni-Mensa sind möglich und nötig“, sagt das „Agrarpolitische Bündnis Bremen“ (ABB). Erinnert in diesem Zusammenhang an die Koalitionsvereinbarung, wonach der Aktionsplan zu mehr Biokost in der öffentlichen Gemeinschaftsverpflegung auch auf die Mensen von Universität und Hochschulen Anwendung finden.
Und kritisiert hierbei Rot-Grün-Rot: Von der ursprünglich klaren Absichtserklärung der Koalitionspartner sei nur noch eine vage Aufforderung an den Senat übrig geblieben, Verhandlungen mit dem Studierendenwerk zu führen. „Da müssen sich die Koalitionäre nicht wundern, wenn sich das Studierendenwerk vehement gegen eine Ausweitung des Aktionsplans 2025 auf die Uni-Mensa wehrt“, betont Peter Bargfrede, Sprecher des ABB.
Was zum einen auf den Dringlichkeitsantrag der Koalition in der Bürgerschaft anspielt, durch den der Senat aufgefordert wird, in dieser Angelegenheit tätig zu werden. Und zum anderen die Position des Studierendenwerks zu Bio-Quoten in ihren neun Hochschulmensen kritisiert. Dessen Argumentation, dass es zu wenig Bio-Ware auf dem Markt gäbe und Bio-Produkte außerdem zu teuer wären, hält das Agrarbündnis für unzutreffend.
Hier zeige sich, dass sich das Studierendenwerk nicht mit einer konsequenten Ernährungswende auseinandersetzen wolle. „Wir begrüßen es aber sehr, dass in der Uni-Mensa bereits auf freiwilliger Basis 100 Prozent Bio-Milch und biofairer Kaffee angeboten werden und zukünftig auch das Tafelobst 100 Prozent Bio sein soll", so Bargfrede. "Das ist ein guter Anfang, jetzt darf das Studierendenwerk aber nicht auf halbem Wege stehen bleiben."
Die vom Studierendenwerk genannten Mehrkosten von sechs Millionen Euro für die sofortige komplette Umstellung auf Bioprodukte, bezeichnet das ABB als „sachlich unzureichend begründet“. Ein vom Bremer „Verein SozialÖkologie“ durchgeführtes Bio-Modellprojekt in drei Bremer Kitas habe ergeben, dass die Mehrkosten für ein Mittagessen lediglich elf bis 23 Cent betragen. Diese Kalkulation sei grundsätzlich auch auf Essen für Erwachsene übertragbar. Voraussetzung seien allerdings die Reduktion des Fleischkonsums auf zwei Tage in der Woche und die Zubereitung frischer Speisen aus möglichst saisonaler und regionaler Bio-Produktion.
500 000 statt drei Millionen Euro
Demnach würden die Mehrkosten von durchschnittlich 20 Cent pro Mahlzeit bei den täglich 12 000 Essen in den Hochschulmensen 2400 Euro pro Tag und bei jährlich 200 Mensatagen etwa 500 000 Euro betragen, lautet die Rechnung des ABB. Das Studierendenwerk hatte allein für den Einkauf von Bio-Produkten drei Millionen Euro Mehrkosten veranschlagt.
Zudem dürfe nicht vergessen werden, dass die Umstellung auf Bio-Lebensmittel auch in den Hochschulmensen nur stufenweise erfolgen würde und nicht von heute auf morgen 100 Prozent erreichen müsse. Auch das Argument, dass nicht ausreichend Bio-Produkte zur Verfügung stünden, lässt das ABB nicht gelten. Erfolge die Umstellung wie vorgesehen mittels eines Stufenplans, können die nötigen Mengen an Bio-Lebensmitteln in Kooperationsvereinbarungen, beispielsweise mit Landwirten aus dem niedersächsischen Umland, die auf Bio umstellen wollen, über mehrere Jahre langsam erhöht werden, ist sich Bargfrede sicher.
Er räumt aber auch ein, dass es trotzdem erforderlich sein werde, auch Bio-Lebensmittel aus anderen Regionen zu beziehen. Eine Umstellung auf eine fleischreduzierte und nachhaltige Ernährung aus ökologischer Landwirtschaft und artgerechter Tierhaltung würde die Ausweitung des Ökolandbaus beschleunigen sowie ein wichtiger Beitrag zum Abbau der Massentierhaltung und für die Gesundheit der Studierenden sein, so Peter Bargfrede. „Mehr Bio in der Uni-Mensa ist nicht nur machbar, sondern aus Gründen des Tierwohls, des Klimaschutzes und der Gesundheit ohne Alternative.“