Wildbienen, Schmetterlingen und anderen Faltern blüht etwas. Der BUND, der Verein Naturgarten und viele ihrer Mitstreiter sind gerade dabei, am Weserwehr einen Insektenschaugarten anzulegen. Natürlich muss sich das für Summer und Brummer segensreiche Projekt erst etablieren. Aber das wird nach Einschätzung von Heike Schumacher, die das BUND-Projekt "Lass brummen" leitet, nicht lange dauern. Noch zwei Wochen lang wird auf dem 800 Quadratmeter großen Areal mit schwerem Gerät geackert, Ende Oktober sollen dann innerhalb von drei Tagen 2800 Pflanzen gesetzt, Anfang November der Garten eröffnet werden.
Ohne Pflanzen gibt es keine Insekten, und umgekehrt ist es nicht viel anders. Ihr Refugium soll für Menschen ein "Lernort" sein, an dem sie erfahren, wie Arten bestimmt werden, und etwas über Zusammenhänge lernen. Nicht zuletzt sollen Freizeitgärterinnen und -gärtner in Seminaren Anregungen bekommen, wie sie das heimische Grün für Insekten ansprechend gestalten können. Mit den Betreibern des Ausflugslokals in unmittelbarer Nachbarschaft hat Heike Schumacher wegen der Schulungsräume bereits Kontakt aufgenommen.

Die Biologin Heike Schumacher ist Leiterin des BUND-Projekts "Lass brummen", das den Insektenschaugarten gemeinsam mit dem Verein Naturgarten geplant hat.
Überhaupt: Ohne Nachbarn wäre ein Insektenparadies mit Erholungswert für Menschen gar nicht denkbar. Als Schumacher und Michael Kinder vom Naturgartenverein am Donnerstag den Fortgang der Arbeiten öffentlich schilderten, fehlte auch Michael de Jong nicht: Der Geschäftsführer des Weserkraftwerks Bremen, das die Fläche zur Verfügung stellt, sagte: "Um Nutz- und Wildpflanzen zu bestäuben, braucht es die Insekten. Es ist schön, hier die Basis dafür legen zu können." Die Fläche befindet sich in einem Wegedreieck über einem Kanal, der ins Wehr mündet. Insgesamt ist die Adresse gewissermaßen ein von ganz großer Wasserbautechnik umgebenes Superbiotop: Die Insekten und Pflanzen gedeihen im direkten Umfeld einer Krähenkolonie am Kraftwerk und der oft von Kormoranen und Möwen belagerten Fischtreppe.
Die Grundlagenarbeit wiederum übernehmen in diesen Wochen angehende Landschaftsgärtnerinnen und -gärtner aus bis zu neun Betrieben in Bremen und umzu. Über das Ausbildungsförderwerk des Verbandes Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Niedersachsen-Bremen haben die Beteiligten ein Konstrukt geschaffen, von dem alle profitieren sollen: Die Initiatoren des insgesamt rund 90.000 Euro teuren Vorhabens und diverse Unterstützer müssen einen guten Teil der Summe gar nicht erst bar aufbringen, sondern erhalten so geldwerte Hilfe. Und die jungen Leute haben Gelegenheit, Erfahrungen zu sammeln, die sich ihnen in ihren Ausbildungsbetrieben nicht alle Tage bietet: "Aktuelles Thema hier ist die Wiederverwendung von Material", erläutert Patrick Büch vom Verband.
Das betrifft von Baustoffhändlern gespendete Reste, aber auch Findlinge, die das Bild des Gartens mitprägen sollen, und eine Einfriedung aus gebrauchten Klinkern. Sichtlich Spaß macht es den Azubis, Bagger, Schaufellader und Rüttelplatte im Einsatz zu erproben. Bislang sind beispielsweise die Grasnarbe 15 Zentimeter tief abgetragen und ein kalkhaltiges Mineralgemisch aufgebracht worden. "Das hält die Feuchtigkeit gut", sagt Heike Schumacher. "Normalerweise würde man Mutterboden nehmen, aber der hat so viele Samen, dass wir nur noch am Krauten wären." Auf dem Gelände am Weserwehr sind die Azubis die Ersten, die in Sachen Insektenfreundlichkeit geschult werden. Sie lernen also nicht nur Baggerfahren, sondern ganz nebenbei auch etwas über den eingeschränkten Aktionsradius von Wildbienen. Und wissen jetzt, dass der Aurorafalter auf Knoblauchsrauke fliegt.