- Welche Geräte sind betroffen?
- Wie wird sich die Nachfrage entwickeln?
- Welche Produkte sind noch knapp?
- Lässt sich mit elektrischen Heizungen Geld sparen?
- Welche Gefahren drohen?
- Sind Kaminöfen eine Alternative?
Steigende Gaspreise und die unsichere Versorgungslage beunruhigen viele Menschen: Mit Blick auf den Winter suchen deshalb auch immer mehr Bremer und Bremerinnen nach Möglichkeiten, ihre Wohnungen und Häuser ohne Gas zu beheizen. Baumärkte verzeichnen seit einigen Wochen eine deutlich gestiegene Nachfrage nach strombetriebenen Heizgeräten und anderen Wärmequellen. Lieferverzögerungen sind nach Aussage der großen Baumärkte aktuell die Regel – teilweise sei die Ware schon jetzt ausverkauft.
Welche Geräte sind betroffen?
Für alle alternativen Wärmequellen sei eine "saisonal atypisch gestiegene Nachfrage" auszumachen – das gelte auch in Bremen, so ein Sprecher der Baumarktkette Bauhaus. Betroffen seien neben Elektroheizkörpern zum Beispiel Holz- und Pelletöfen. Besonders hoch sei die Nachfrage nach Öl- und Heizradiatoren, Konvektoren und Heizlüftern aus dem unteren und mittleren Preissegment. Aber auch für höherpreisige Elektroheizgeräte mit integrierter Wärmespeicherung interessierten sich viele Kunden.
Etwa 50 Prozent mehr elektrische Heizgeräte verkaufe man im Vergleich zum Vorjahr, teilt Ullrich Mansfeld von der niedersächsischen Hagebau-Zentrale mit. Alles, was mit elektrischem Heizen zusammenhänge, sei stark nachgefragt und teilweise ausverkauft, heißt es auf Anfrage des WESER-KURIER auch aus der Hornbach-Filiale in der Duckwitzstraße.
Wie wird sich die Nachfrage entwickeln?
"Wir rechnen damit, dass die Nachfrage in den kommenden Monaten weiter ansteigt", so Mansfeld. Man warte auf neue Ware und könne noch keine Prognosen abgeben, wann sich die Liefersituation entspanne, ist aus der Bauhaus-Filiale in der Stresemannstraße zu hören.
Welche Produkte sind noch knapp?
Zwar werden in den Baumärkten vor allem strombetriebene Energiequellen verstärkt nachgefragt – grundsätzlich steigt aber der Bedarf bei allen Produkten, die der Selbstversorgung dienen. Ein Bauhaus-Sprecher nennt Campingkocher und Stromgeneratoren als Beispiele. Auch Propangas, das Baumärkte in Pfandflaschen verkaufen und wieder auffüllen, sei begehrt und regional begrenzt. "Einige Lieferanten verlangen angesichts der aktuellen Lage einen Aufpreis für neue Gasflaschen, daher sind mancherorts keine roten Pfandflaschen mehr erhältlich", sagt Daniela Rissinger, Sprecherin der Baumarktkette Toom. Gegenwärtig könnten Kunden eine frisch befüllte Gasflasche ausschließlich im direkten Tausch gegen eine leere Pfandflasche kaufen, teilt Bauhaus mit. Eine "überdurchschnittliche Bevorratung" sei nur bedingt möglich.
Lässt sich mit elektrischen Heizungen Geld sparen?
Nein. Verbraucherschützer und Energieexperten raten davon ab, elektrische Heizungen im Dauerbetrieb zu nutzen. Der Stromverbrauch sei extrem hoch, sagt Annabel Oelmann, Vorständin der Verbraucherzentrale (VZ) Bremen. Schätzungen der VZ zufolge ist das Heizen mit Strom etwa zwei- bis dreimal so teuer wie das Heizen mit Gas. Aus finanzieller Sicht mache ein Kauf also keinen Sinn. "Zumal ja auch die Preise für Strom steigen", so Oelmann. Eine Elektroheizung sei ein Notfallsystem – das wüssten auch die meisten derjenigen, die die Geräte aktuell kaufen.
"Es geht dabei um Unabhängigkeit, nicht um das Sparen", sagt die Verbraucherschützerin. Geringverdiener seien eher nicht unter den Käufern. Einige Verbraucher hätten Angst, plötzlich von der Versorgung abgeschnitten zu werden. Laut Oelmann droht diese Gefahr derzeit nicht. Wer Geld sparen wolle, solle seinen Energieverbrauch hinterfragen.
Welche Gefahren drohen?
Wer eine Elektroheizung kaufen will, sollte auf das TÜV-Siegel und das GS-Zeichen für geprüfte Sicherheit achten, empfiehlt die VZ. Nur so sei gewährleistet, dass das Gerät auch für eine längere Zeit sicher in Betrieb sein kann. Oelmann weist außerdem darauf hin, dass Verbraucher im Zweifelsfall von einem Experten klären lassen sollten, ob das Stromnetz die elektrischen Heizungen verkraften kann. Gerade in Mehrfamilienhäusern mit mehreren Geräten bestehe sonst die Gefahr, dass die Sicherungen herausflögen.
Ob beim massenhaften Einsatz von Heizlüftern Überlastungen im größeren Ausmaß, also im Bremer Stromnetz drohen, ist unklar. Vor einem solchen Szenario hatte jüngst zum Beispiel ein Sprecher der Stadtwerke München im Gespräch mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" gewarnt. Die Stadtwerke Bremen (SWB) können auf Anfrage des WESER-KURIER keine verlässliche Größe nennen, ab der eine Überlastung droht. SWB-Chef Torsten Köhne sagte kürzlich im Regionalmagazin "buten un binnen", dass es sicherlich zu Problemen kommen könne, wenn jeder Kunde mehrere dieser Geräte nutze.
Sind Kaminöfen eine Alternative?
Das hängt stark von der jeweiligen Wohnsituation ab. Die Nachfrage nach Kaminöfen sei zuletzt jedenfalls stark gestiegen, sagt der Bremer Schornsteinfegermeister Marco Gabrielli. Ohnehin seien Schornsteinfeger vielfach auch als Energieberater tätig – und wegen der Energiewende derzeit besonders gefragt. Etwa 20 bis 25 Anfragen für Beratungen bekämen seine Kollegen und er jeweils wöchentlich. Wie in vielen anderen Branchen müssten die Kunden deshalb mit Wartezeiten rechnen.