Horst Carlsen ist gespannt. In wenigen Tagen müsste der Container mit den Gelben Säcken geleert werden. Jedenfalls theoretisch. In der Praxis nämlich habe sich der Entsorger RMG, der seit Januar in Bremen für den Abtransport zuständig ist, im nördlichen Teil der Hollerallee als recht unzuverlässig erwiesen. „Sieben Wochen lang wurde der Container zuletzt nicht geleert“, berichtet Carlsen. Nach mehreren Kontaktversuchen habe er schließlich eine geharnischte E-Mail an RMG geschickt, „und die hat dann tatsächlich Wirkung gezeigt“. Tags drauf sei der Container geleert worden.
Massiv den Ton verschärft
Die wochenlange Durststrecke sei allerdings nicht die Erste ihrer Art gewesen, erzählt der Rentner. „Anfang des Jahres haben wir schon einmal vier Wochen lang vergebens darauf gewartet, dass der Plastikmüll abgeholt wird“, berichtet er. Dabei drehe sich die Problematik offenbar ausschließlich um die dafür vorgesehenen Container. Carlsens Recherche nach jedenfalls seien die losen Säcke in der Straße bislang immer pünktlich abgeholt worden. „Am meisten ärgert mich, dass sich der Entsorger ziemlich in die Anonymität zurückzieht“, sagt er. Es gebe bloß eine Hotline, über die er vergebens versucht habe, das Problem zu lösen.
Per E-Mail sei er dann erst erfolgreich gewesen, nachdem er seinen Ton massiv verschärft habe. Und noch etwas ärgert ihn: So lange die Container nicht geleert worden seien, hätten die Anwohner ihre gelben Säcke notgedrungen im Restmüll entsorgt. „Andernfalls hätten wir sofort die Ratten am Haus gehabt“, sagt Carlsen. Nicht nur an der Hollerallee, auch am Hollergrund ärgert man sich seit Jahresbeginn über stehengelassene Container. Anwohner Burkhard Naumann berichtet ebenfalls von zahlreichen Meldungen bei der Firma RMG über die Vermüllung vor seiner Haustür. Lediglich einmal sei es zu einem direkten Kontakt gekommen.
„Die Firma hat den Container geleert und behauptet, unsere Adresse zuvor nicht gefunden zu haben“, erzählt Naumann. Inzwischen sei auch schon wieder alles beim alten, und der Container quille über. „Es macht mich maßlos wütend, dass seit Beginn des Jahres nicht zu den avisierten Zeiten geleert wird“, betont er.
Nicht nur für die Anwohner gestaltet sich die Kommunikation mit RMG schwierig, auch eine Anfrage des Stadtteil-Kuriers bleibt unbeantwortet. Bei der Bremer Stadtreinigung klappt es dagegen sofort. „Unseres Wissens nach haben sich die Anfangsschwierigkeiten von RMG inzwischen gelegt“, berichtet Jens Rösler, Leiter der kommunalen Abfallwirtschaft beim Senator für Umwelt, Bau und Verkehr. Mehrwöchige Wartezeiten wie an der Hollerallee oder der Straße Im Hollergrund seien freilich nicht hinnehmbar – er werde diese Information weiterleiten.
Letzter Schritt: an den Senator wenden
Was Horst Carlsen machen wird, wenn der nächste Abholtermin wieder ungenutzt verstreicht, weiß er noch nicht. „Wahrscheinlich werde ich mich zunächst noch einmal bei RMG direkt melden“, sagt er. Schließlich sei er Rentner und habe Zeit. Entwickle sich die Angelegenheit aber erneut zum Dauerzustand, „dann werde ich mich wohl an die zuständige senatorische Dienststelle wenden“.
Die Firma RMG aus Wiesbaden ist seit 1. Januar zuständig für die Abfuhr der Gelben Säcke beziehungsweise die Leerung der Gelben Container. Sie hatte sich im vergangenen Jahr im Rahmen einer Ausschreibung gegen den bisherigen Entsorger ENO durchgesetzt. Die Nehlsen-Tochter war seit Beginn der Mülltrennung in den Neunzigerjahren für die Abfuhr des Gelben Sacks verantwortlich.