Die in Oslebshausen geplante Instandhaltungswerkstatt für das Bahn-Expresskreuz Bremen-Niedersachsen ist aus Sicht des Senats nicht grundsätzlich infrage gestellt. Ihre Einbindung in den Schienenverkehr auf der Strecke Hauptbahnhof – Burg bereite keine Probleme. Das geht aus dem Entwurf einer Antwort auf eine Anfrage der FDP-Bürgerschaftsfraktion hervor. Unklar sei momentan nur, wann die für den Regionalverkehr bestellten neuen Züge ausgeliefert werden.
Das Expresskreuz Bremen-Niedersachsen (EBN) ist eine Bezeichnung für den Verkehr auf den Linien zwischen Osnabrück, Hannover und der Küste. Bremen bildet das Zentrum, über das diese Schienenstränge führen. Wer die Personenbeförderung in diesem Netz ab 2024 übernimmt, steht noch nicht fest. Die Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen schreibt diesen Auftrag gegenwärtig neu aus. Zurzeit betreibt die Deutsche Bahn das EBN. In einem ersten Schritt hatte die Landesnahverkehrsgesellschaft (LNVG) Niedersachsen bei der Bahntechnikfirma Alstom bereits 34 Elektrotriebzüge für das Expresskreuz bestellt. Das Unternehmen muss dafür auch eine Wartungsinfrastruktur schaffen. Die Instandsetzungshalle soll auf einem Gelände der Hafeneisenbahn auf Höhe der Straße Reitbrake in Oslebshausen entstehen. Dagegen gibt es schon länger organisierten Protest aus der Anwohnerschaft.
Laut Senat hat Alstom angekündigt, noch im Januar die notwendigen Unterlagen für ein Planfeststellungsverfahren einzureichen, das Voraussetzung für den Bau der Werkstatt ist. "Die Dauer des Verfahrens hängt sowohl von Umfang und Qualität der eingereichten Unterlagen als auch von der Anzahl möglicher Einwendungen ab", heißt es in der Antwort auf die FDP-Anfrage. Allerdings gilt auch: Bis Dezember 2024 müsste die Anlage betriebsbereit sein. Denn dann soll der künftige Betreiber des Regionalverkehrs im Nordwesten auf diese Werkstatt zurückgreifen können.
Der geplante Standort des Wartungskomplexes am Schienenstrang zwischen Hauptbahnhof und Bremen-Burg hat nach Einschätzung des Senats "keine negativen Auswirkungen auf den Betriebsablauf im Eisenbahnknoten Bremen". Genau hieran hatte die Bürgerinitiative Oslebshausen bereits in der Vergangenheit Zweifel angemeldet. Aus ihrer Sicht belasten die künftigen Leerfahrten von Zügen vom und zum Wartungsstützpunkt die ohnehin eng getaktete Strecke. In der Senatsantwort auf die FDP-Anfrage heißt es nun jedoch: "Der für die Anbindung der Werkstatt maßgebliche Streckenabschnitt Bremen Hauptbahnhof – Bremen-Oslebshausen ist durchgehend viergleisig ausgebaut und liegt außerhalb der für den Großraum Bremen durch verschiedene Studien identifizierten Engpassbereiche im Schienennetz."
Probleme erwartet der Senat auch nicht im Zusammenhang mit dem sogenannten Russenfriedhof, der sich auf dem Oslebshauser Bahnareal befindet. Dort waren während des Zweiten Weltkriegs sowjetische Kriegsgefangene beerdigt worden. Die archäologischen Ausgrabungen auf dem Gelände seien abgeschlossen und hätten "keine negativen Auswirkungen auf den Zeitplan des Projektes", bekräftigt die Verkehrsbehörde, die das Senatspapier verfasst hat. Verzögerungen könnten nach jetzigem Stand eher durch eine verspätete Auslieferung der 34 Züge durch Alstom entstehen. Das Bahntechnikunternehmen hatte kürzlich angekündigt, nur einen Teil der Züge pünktlich zum Dezember 2024 auf die Schiene bringen zu können. Bremen und Niedersachsen als Auftraggeber des Schienennahverkehrs arbeiteten zurzeit an Konzepten, "um die Verzögerung möglichst abzufedern, damit die Auswirkungen auf die Fahrgäste so gering wie möglich bleiben", so die Auskunft an die FDP-Bürgerschaftsfraktion.