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Städtische Projekte Bauboom treibt Preise in die Höhe

Weil die Unternehmen in Bremen ausgelastet sind, schnellen die Kosten für städtische Projekte wie beim Umbau der Discomeile in die Höhe. Die Bauindustrie klagt zudem über Fachkräftemangel.
25.09.2018, 21:41 Uhr
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Bauboom treibt Preise in die Höhe
Von Pascal Faltermann

Der bundesweite Bauboom treibt die Preise auch in Bremen in die Höhe. Das Fahrradmodellquartier sowie der Umbau des Herdentorsteinwegs und der Discomeile – allein diese drei Bauprojekte in Bremens Innenstadt sind zusammengerechnet in kurzer Zeit rund 2,7 Millionen Euro teurer geworden. Eine schwierige Situation für Behörden, aber auch für die Bauindustrie, die nicht hinterher kommt und über Fachkräftemangel klagt.

Angesichts der Mehrkosten müssen Politiker und Behördenvertreter schlucken. Aber woran liegt es? „Wir haben eine gigantische Bautätigkeit in ganz Deutschland“, sagt Jens Tittmann, Sprecher der Baubehörde. Durch die gute Konjunktur in der Bauwirtschaft seien die Auftragsbücher der Handwerker voll. Die Nachfrage übersteige das Angebot, was die Kosten in allen Baubereichen in die Höhe treibe.

Vom Tiefbau bis zum Hochbau, von der Erschließungsstraße eines Neubaugebietes bis zur Wohnung – man könne sich fast ein beliebiges Bauprojekt vornehmen und werde einen Kostenanstieg finden. Die Firmen haben durch die engen Kapazitäten die Möglichkeit, praktisch jeden Preis verlangen zu können. Beim Wohnungsbau komme es immer häufiger vor, dass bestimmte Gewerke nicht mehr auf dem Markt zu finden seien.

Mehrbedarf von 400.000 Euro beim Herdentorsteinweg

In Bremen sind es drei aktuelle Beispiele, die verdeutlichen, wie die Kosten explodieren. Für den Umbau der Discomeile nickten die Mitglieder der Baudeputation zusätzliche Kosten in Höhe von 1,3 Millionen Euro ab. Beim Fahrradmodellquartier stehen statt geplanten zwei Millionen Euro nun knapp drei Millionen Euro im Plan.

Bei der Umgestaltung des Herdentorsteinwegs gibt es einen finanziellen Mehrbedarf von 400.000 Euro. Das Bauressorts nennt in den entsprechenden Vorlagen die aktuelle Marktsituation im Baugewerbe als Grund. Das Ergebnis: Die Firmen fordern mehr Geld und bekommen es. Es stellt sich die Frage, warum diese Kostensteigerungen nicht vorherzusehen waren?

„Normalerweise liegen wir mit den Kostenrechnungen ganz gut“, sagt Martin Stellmann, Sprecher des Amtes für Straßen und Verkehr (ASV). Es sei schwierig, Anfang des Jahres zu schätzen, wie sich die Kosten entwickeln. Aber natürlich werde die Baupreisentwicklung bei der Kostenannahme berücksichtigt, da es in den vergangenen Jahren immer eine Kostensteigerung gegeben habe, so Stellmann.

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Einen Einblick in die Kostenkalkulationen der Firmen haben die Behördenvertreter nur in Streitfällen. Im Regelfall stellen Amt oder Behörde einen Kostenplan auf, der dann von der Politik beschlossen wird und es folgt eine Ausschreibung. Kostensteigerungen sind da noch nicht absehbar. „Jetzt tun uns diese Ausschläge natürlich weh“, so Stellmann.

„Die Lohnkosten sind Anfang des Jahres um 5,7 Prozent gestiegen. Das geben die Firmen eins zu eins weiter“, sagt Jan-Gerd Kröger, Präses der Handwerkskammer und Geschäftsführer eines Bauunternehmens. Aber das sei nur einer der Effekte, warum die Preise steigern. Lieferanten erhöhen seinen Angaben nach ihre Transportpauschalen, um die Ausweitung der Mautkosten zu decken.

Durch die hohe Auslastung der Firmen kalkulieren diese mit zusätzlichen Leistungen und Überstunden. Zudem sei die Zeit vorbei, in denen die Bauunternehmen zu Kampfpreisen arbeiten, weil sie keine Arbeit haben. Doch damit nicht genug: Bei den Baustoffen gebe es die nächsten Probleme.

Baupreise für Wohngebäude klettern

„Der Bedarf und die Logistikkosten sind gestiegen und die Produktion kommt nicht mehr nach“, so Kröger. Er glaub nicht, dass die Firmen in Zukunft ihre Kapazitäten weiter ausbauen, denn es fehle ja auch an Fachkräften auf dem Markt. Deutlich zu sehen sei dies auch daran, dass trotz des Baubooms es keinen Anstieg von neuen Firmen und Selbstständigen gebe.

Auch Thomas Türke, Geschäftsführer der Hanseatischen Straßen- und Tiefbaugesellschaft (HST) nennt diese Gründe. Die steigenden Löhne, die höheren Preise für Baustoffe wie Betonwaren oder Pflaster sowie zu geringe Kapazitäten der Firmen treiben die Kosten für Bauherren in die Höhe. Die Aufträge durch die öffentliche Hand seien laut Türke und Kröger zudem mit großem formellen Aufwand versehen. Auch dafür würden die Kosten weitergereicht werden. Das belegen auch die Zahlen: Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes kletterten die Baupreise in Deutschland für Wohngebäude im Mai gegenüber dem Vorjahr um 4,1 Prozent.

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