Schade drum, aber die Platanen am Neustädter Weserufer müssen weg: An dieser Position hat Umweltsenator Joachim Lohse (Grüne) am Freitag im Petitionsausschuss der Bürgerschaft festgehalten. Zwischen der Bürgerinitiative, die sich für den Erhalt der Bäume an der sogenannten Stadtstrecke zwischen Rotes-Kreuz-Krankenhaus und Eisenbahnbrücke einsetzt, und der Fachbehörde gibt es damit weiterhin keine Annäherung. Mit etwas anderem war im Vorfeld der Sitzung aber auch nicht zu rechnen. Zu gegensätzlich sind die Erwartungen der Neustädter Aktivisten und die Position des Umweltressorts, das sich vor allem einem funktionierenden Hochwasserschutz für das linke Weserufer verpflichtet sieht.
Wie berichtet, will die Behörde die Stadtstrecke in den nächsten Jahren neu gestalten. Unter anderem soll der vorhandene Deich durch eine Spundwand ersetzt werden, die das Wurzelwerk nach Darstellung der Fachleute allerdings irreparabel schädigen würde. Deshalb der Plan, die vorhandenen 136 Platanen zu fällen und neue Bäume zu pflanzen. „Die stadtbildprägende Baumsilhouette kann so neu entstehen“, zeigte sich Lohse überzeugt. Vertreter der Bürgerinitiative hielten dagegen. Ein von der Behörde eingeholtes Gutachten zeige durchaus Möglichkeiten auf, den alten Baumbestand zu erhalten, hielt Sprecher Gunnar Christiansen dem Senator vor. Stimmt schon, räumte Lohse ein, doch sei ein Hochwasserschutz auf dieser Basis „weniger stabil und sehr wartungsaufwendig“. In Richtung der Bürgerinitiative fügte Lohse hinzu: „Ich trage die Verantwortung für die Deichsicherheit und Sie nicht.“ Die etwa 50 Platanenschützer im Sitzungssaal beeindruckte das allerdings wenig. Sie hoffen weiterhin auf einen Erfolg ihrer Petition zum Erhalt der Bäume.
Streit um Kita-Pläne
Wann der Ausschuss dazu eine Position beziehen und der Bürgerschaft eine entsprechende Empfehlung geben wird, ist noch offen. Vermutlich frühestens in seiner Dezember-Sitzung. Gleiches gilt für den möglichen Erhalt der einstigen Burgdammer Dorfschule, für den sich ebenfalls eine Initiative stark macht. Die Bildungsbehörde will auf dem Grundstück möglichst rasch eine Kindertagesstätte einrichten und das 155 Jahre alte Gebäude abreißen. Wie sehr sie dabei unter Druck steht, machte Abteilungsleiter Thomas Jablonski deutlich. Allein in Burglesum müssten zum nächsten Betreuungsjahr 22 zusätzliche Gruppen eingerichtet werden, man suche händeringend nach geeigneten Immobilien. Er finde es legitim, dass es Bemühungen zum Erhalt des historischen Gemäuers gibt, doch ein Umbau der alten Dorfschule sei teuer und würde zu lange dauern, sagte Jablonski. Beides bestritt Petentin Agnes Müller-Lang. Ein Abriss der Dorfschule „wäre ein nie wieder gut zu machender Fehler“, beschwor sie die Behördenvertreter und Ausschussmitglieder. Der Erhalt des Gebäudes und die zügige Einrichtung einer Kindertagesstätte ließen sich miteinander in Einklang bringen.
Unter der Vermittlung der Ausschussvorsitzenden Insa Peters-Rehwinkel (SPD) wurde vereinbart, dass vor einer Empfehlung an die Bürgerschaft in Kürze ein Ortstermin in Burgdamm stattfinden soll. Damit gibt es weiterhin einen Hoffnungsschimmer für den Erhalt des historischen Gebäudes, zumal die Grünen inzwischen schwankend geworden sind. Einzig die SPD steht noch voll hinter den Abrissplänen, wie ihr Ausschussmitglied Mehmet Acar unmissverständlich erklärte. Dass die dringend benötigten Kita-Plätze in der knapp bemessen Zeit nur in einem Neubau geschaffen werden könnten, sage einem „der gesunde Menschenverstand“.