Die Innenstadt soll schöner und belebter werden. Mit einem kleinen und einem großen Projekt, die dazu beitragen sollen, hat sich am Montag der Beirat Mitte befasst.
Die mögliche Zukunft des Lloydhofs stellten Vertreter vom Bau- und vom Wirtschaftsressort vor. Was sich in der Straße Auf der Brake verändern soll, darüber sprach Rüdiger Mantei, Leiter des Cafés Papagei.
Das Café des Vereins für Innere Mission ist dorthin gezogen, nachdem das sogenannte Papageienhaus schließen musste. Im Café treffen sich wohnungslose Menschen ohne Drogenproblematik, so die Theorie. Verkauf und Konsum von Alkohol und Drogen sind im Café verboten. Deshalb halten sich die Gäste vor der Tür auf, sagte Rüdiger Mantei. Denn trotz der festgelegten Zielgruppe kommen auch Menschen, die verbotene Substanzen zu sich nehmen. Täglich zählt das Team des Cafés insgesamt 120 bis 150 Gäste. 20 bis 40 blieben vor der Tür, heißt es in einem Konzept, das die Innere Mission erstellt hat. Anlieger und Passanten beschweren sich über die Klientel.
Deshalb möchten die Betreiber des Café Papagei den Innenhof, den es sich mit der Diskothek Tower und dem Bauressort im Siemenshochhaus teilt, zu einem Ort für Aufenthalt und Begegnung umbauen. Ein Landschaftsarchitekt hat sich bereits Gedanken gemacht, wie das aussehen könnte.
Spender würden sich finden
Für die Umsetzung seines Entwurfs würde die Innere Mission auch Spender finden, ist sich Rüdiger Mantei sicher. Allerdings hatte das Bauressort Bedenken. Der Hof gehört zur Hälfte einer privaten Eigentümergemeinschaft, die von dem Konzept überzeugt sei, so Rüdiger Mantei, und zur Hälfte der Stadt. Beide müssten dem Café das Hausrecht übertragen, damit die Mitarbeiter den Hof und seine Nutzer beaufsichtigen können. Geplant ist, die drei Eingänge zu schließen. Ein Tor wäre zu den Öffnungszeiten des Cafés von montags bis freitags von 9 bis 16 Uhr geöffnet. Dadurch soll sichergestellt werden, dass auf dem Platz tatsächlich keine Drogen verkauft und konsumiert werden. Ist das Café geschlossen, geht das Hausrecht an einen Nachbarn über. „Der Tower selbst hat auch ein kleines Konzept gemacht“, sagte Rüdiger Mantei.
Der Betreiber des Tower würde den Hof am Abend und an den Wochenenden nutzen, beispielsweise für Akustikkonzerte, Comedy- und Poetry-Slam, Lesungen oder Kopfhörer-Partys. Auch eine fest installierte Bühne an der Rückseite des Siemenshochhauses als Open Stage für die lokale Musikszene wäre denkbar.
Das Bauressort hat vor allem Bedenken wegen der Besucher, die sich tagsüber auf dem Platz aufhalten sollen. Wenn es draußen zu laut wird, können die Mitarbeiter drinnen nicht arbeiten. Deshalb wird es wohl statt des Umbaus, der verschiedene Sitzmöglichkeiten und sehr viel Grün zur Folge gehabt hätte, nur erst mal eine kleine Lösung mit Bänken und Pflanzkübeln geben. Nach einem Jahr sollen die Erfahrungen mit der Nutzung des Hofs ausgewertet werden.
Der Beirat hatte sich im Juni schon mit der Umgestaltung des Hofs befasst und sich für die größere Lösung, der kompletten Umgestaltung, ausgesprochen, sagte Ortsamtsleiterin Hellena Harttung. Daran halte er fest, auch wenn die kleine Lösung ein guter Start sei. Mit zehn Ja-Stimmen und einer Enthaltung segneten die Stadtteilpolitiker die Pläne ab.
Ordentlich Kritik ausgeteilt
Danach folgte der Auftritt von Dirk Kühling aus dem Wirtschaftsressort und Angela Weiskopf aus dem Bauressort. Der Lloydhof soll endlich verkauft, aber nicht abgerissen, sondern einer Art Komplettkur unterzogen werden: neue Aufteilung des Innenraums, neue Fassadengestaltung, neuer Investor und Projektentwickler. Darüber, wie das gute Stück an den Investor gebracht wird, gibt es allerdings Streit. Der „Perspektivkreis Ansgaritor“, der sich über das Scheitern und den Neuanfang des Lloydhofs Gedanken gemacht hat, favorisiert ein Höchstbieterverfahren. Dabei können zwar auch Eckpunkte festgelegt werden, wie beispielsweise, dass es im Erdgeschoss Einzelhandel und Gastronomie geben muss, sagte Dirk Kühling, doch am Ende entscheide der Preis, nicht das Konzept. Anders bei der zweiten Möglichkeit, dem Verhandlungsverfahren. Dabei könne die Stadt mehr mitreden, allerdings brauche das Verfahren sehr viel Zeit.
Der Beirat teilte zunächst ordentlich Kritik aus. Ihm fehle eine Auswertung darüber, warum der Lloydhof bislang gescheitert ist, sagte Matthias Rauch, der für die Linkspartei im Beirat sitzt. Er sieht in mangelnden Sicht- und Wegebeziehungen eine Ursache dafür. In eine ähnliche Richtung ging auch Grünen-Mitglied Joachim Musch: „Wir haben ein Ansgariprojekt auf den Weg gebracht.“ Dem Beirat sei es immer um die Entwicklung der Innenstadt und des Städtebaus gegangen. Inzwischen sei das Ganze auf nur den Lloydhof zusammengeschrumpft und alles, was da noch interessiere, sei die Form der Ausschreibung. Die Stadt als Projektentwickler sei gescheitert, und das Verhandlungsverfahren, zuletzt mit einem portugiesischen Investor hat auch nicht geklappt, sagte FDP-Mitglied Stefan Bader.
Lloydhof soll in öffentlicher Hand bleiben
Deshalb bleibe nur noch das Höchstpreisverfahren. Beiratssprecher Michael Rüppel (Grüne) regte an, abzuwarten, wie sich das City-Lab entwickelt, das auch Impulse für die Entwicklung des Standorts setzen könnte. CDU-Mann Dirk Paulmann kritisierte, dass die Herausforderungen des Internets für den Einzelhandel überhaupt nicht berücksichtigt wurden. Und Birgit Olbrich (SPD) erinnerte daran, dass vor einigen Jahren städtebauliche Leitlinien entwickelt wurden, die heute noch gelten müssen.
Der Perspektivkreis und der Beirat haben in den Vorbesprechungen ähnliche Ziele verfolgt, sagte Ortsamtsleiterin Hellena Harttung. Allerdings ziehe jeder daraus verschiedene Schlüsse. So plädiert der Beirat in seinem Beschluss dafür, dass der Lloydhof in öffentlicher Hand bleibt und das Umfeld bei seiner Entwicklung einbezogen wird. „Für den Fall, dass die weitere Entwicklung des Grundstücks nur im Rahmen einer Veräußerung an einen Investor umsetzbar sein sollte, spricht der Beirat sich für die Durchführung eines Verhandlungsverfahrens aus. Ein Verkauf im Höchstpreisverfahren würde das Vorhaben konterkarieren“, heißt es weiterhin im Beschluss. Der wurde mit einer Mehrheit von zehn Stimmen verabschiedet. Die FDP stimmte dagegen.