Die Nachricht von der Klage des Gymnasiums Horn gegen die beabsichtigte Einrichtung einer Inklusionsklasse hat am Dienstag mächtig Staub aufgewirbelt. Aus der Politik kamen gegensätzliche Reaktionen, auch die Bildungsgewerkschaft GEW meldete sich zu Wort. Deren Landesvorsitzender Christian Gloede distanzierte sich vom Vorgehen der Horner Schulleitung. „Dieser offene Verhinderungsversuch der Einrichtung einer inklusiven Klasse erfüllt mich mit Scham“, sagte Gloede. Der Schritt des Horner Gymnasiums suggeriere, dass die Teilnahme von Schülern mit körperlichen oder geistigen Behinderungen am Regelunterricht nicht möglich sei. „Dies ist angesichts des soeben eingerichteten Master-Studienganges für Inklusive Pädagogik an Oberschulen und Gymnasien nun völlig absurd“, so Gloede. Er bot dem Horner Kollegium die Vermittlung fachlicher Unterstützung bei der Umsetzung der Inklusion an.
Auch von Grünen und Linken kamen sehr kritische Töne in Richtung Horn. Gymnasien seien „keine inklusionsfreie Zone“, sagte Grünen-Bildungspolitiker Matthias Güldner. Das Horner Gymnasium werde „die nötige Unterstützung in Form von Stellen und Sachmitteln erhalten“, um für die behinderten Kinder „zieldifferenzierten Unterricht anzubieten“. Güldner: „Warum soll am Gymnasium Horn nicht klappen, was an anderen Gymnasien und an Oberschulen, die ebenfalls zum Abitur führen, längst der Fall ist?“ Linken-Fraktionschefin Kristina Vogt empfahl der Horner Schulleitung, ihre Klage zurückzuziehen. „Natürlich muss die Ausstattung der Schule mit Personal und Räumen stimmen, um die Inklusionsaufgabe übernehmen zu können, dafür kämpfen wir gerne gemeinsam mit der Schule“, so Vogt.
Verständnis für den juristischen Vorstoß aus Horn äußerte dagegen CDU-Bildungspolitiker Thomas vom Bruch. „So wichtig und richtig das Ziel der Inklusion ist: Sie muss pragmatisch angegangen werden und nicht ideologisch um jeden Preis. Das kann auch heißen, dass es Grenzen gibt“, erklärte vom Bruch. Für Gymnasien eigne sich die Inklusion nur nach differenzierter und sorgfältiger Vorbereitung und nicht in jedem Fall für jede Art von Beeinträchtigung. Für die FDP-Bildungspolitikerin und frühere Schulleiterin Julie Kohlrausch ist es „ein Armutszeugnis, dass sich die Schulleitung des Gymnasiums Horn zur Klage gegen die Behörde gezwungen sieht“. Das zeige, „welcher Mangel an Führungskompetenz in der Behörde herrscht“.