Die Gaskrise und die damit verbundene Sorge um die Energieversorgung führen bei vielen Bürgern zu Verunsicherung und der Sorge, im Winter nicht mehr ausreichend heizen zu können. Die Folge: Viele sind auf der Suche nach alternativen Heizsystemen und wollen ihr Zuhause mit Kamin- und Holzöfen oder Wärmepumpen ausstatten – doch das ist kaum noch möglich. Wie andere Handwerksberufe leiden auch Ofenbauer unter Lieferproblemen. Die Systeme sind vielerorts zur Mangelware geworden. „Mit Ausbruch des Ukraine-Krieges ist die Nachfrage explodiert“, sagte jüngst ein Sprecher des Zentralverbandes Sanitär Heizung Klima (ZVSHK) – ein Eindruck, den Fachleute in Bremen und Niedersachsen teilen.
Zwar habe der Trend zu unabhängigen Alternativen nicht erst jetzt eingesetzt, doch seit dem Kriegsausbruch habe sich die Situation zugespitzt, bestätigt etwa das Ofenhaus Colnrade auf Anfrage. Das Familienunternehmen zählt zu den größten Anbietern in Norddeutschland. Normalerweise dauere die Lieferung ein bis zwei Monate, aktuell liege die durchschnittliche Wartezeit für diverse Ofenmodelle bei neun bis zwölf Monaten. „Und selbst dann können einige Hersteller den Preis beim Lieferdatum nicht garantieren“, sagt Leiter Björn Dauskardt.
Wie stark die Nachfrage zugenommen hat, bestätigen die Verkaufs- und Umsatzzahlen des Familienunternehmens. „Die Monate April und Mai waren die stärksten in unserer 40-jährigen Firmengeschichte, und wir haben bereits jetzt die Verkaufszahlen des gesamten vergangenen Jahres erreicht“, sagt Dauskardt. Nur noch vereinzelt sei es möglich, Geräte für diesen Herbst und Winter zu bekommen, aber nur für diejenigen, die den Einbau selbst leisten können. Neben Lieferproblemen sei es schwierig geworden, Personal zu finden, das die Öfen montiert, so Dauskardt weiter.
Für Montage fehlt Personal
Die Lieferschwierigkeiten gibt es derzeit nicht nur mit importierten Teilen, von denen viele aus China kommen. „Aufgrund der immensen Nachfrage und wegen personeller Schwierigkeiten im Zusammenhang mit Covid-19 sind auch Produkte von Lieferproblemen betroffen, die in Deutschland produziert werden“, erklärt der ZVSHK. Als Beispiel nennt der Verband die Schamotte – das sind die feuerfesten Steine, mit denen der Feuerraum eines Ofens ausgekleidet wird.
Hamstereffekt bei Brennholz
Auch wer bereits einen Ofen hat und nur Holz benötigt, könnte Probleme bekommen. Die Brennholzhändler sind ebenfalls mit einem bundesweiten Kundenansturm konfrontiert und können die deutlich gestiegene Nachfrage vielerorts nicht mehr bedienen. Der Markt sei leer, verkündete der Bundesverband Brennholz vor einigen Tagen. Das bestätigen auch Bremer Lieferanten. „Im Sommer war sonst eigentlich immer Pause“, sagt Brennholzanbieter Bernd Kothe. „Derzeit bekomme ich wöchentlich etwa zehn bis 20 Anfragen, obwohl auf meiner Homepage steht, dass ich keine neuen Kunden mehr annehme. Ein Hamstereffekt ist eindeutig zu erkennen.“
Auslöser für die hohe Nachfrage in allen Bereichen sind offenbar sowohl die sprunghaft gestiegenen Gas- und Heizölpreise als auch die Sorge, dass die Heizung im nächsten Winter nicht warm wird. „Man merkt den Kunden in den Beratungsgesprächen die Angst deutlich an. Das ist aktuell das Thema, das jeden umtreibt“, sagt Kai Bauer, stellvertretender Obermeister bei der Innung Sanitär, Heizung, Klima in Bremen.
In Bremen sind laut der Innung momentan vor allem Wärmepumpen gefragt. In vielen der Betriebe gebe es seit einem Jahr mehr Bestellungen und eine Steigerung von 50 bis 70 Prozent. Die Bundesregierung will für eine Wärmewende bei Gebäuden die Abkehr von fossilen Energien aus Russland und zugleich den Klimaschutz vorantreiben. Dazu ist eine Offensive zum Einbau von Wärmepumpen als Alternative zur Öl- und Gasheizung geplant – inklusive Förderprogramme. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) legte unlängst den Einbau von sechs Millionen Wärmepumpen bis zum Jahr 2030 als Ziel fest.
Während die Politik bei der Umstellung häufig ein großes Problem in dem Mangel an Fachkräften sieht, hält man in Bremen die massiven Lieferschwierigkeiten beim Material für den Hauptgrund der langen Wartezeiten. „Es fehlt an allem. An Metall, an Elektronik. Einigen fehlt mitunter schon das Klebeband, um die Pakete zu verpacken“, sagt Bauer.