Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Anstieg der Energiepreise Wohnungsunternehmen in Bremen bereiten sich auf Gas-Notfall vor

In Sachsen drosselt eine Wohnungsgenossenschaft die Warmwasser-Versorgung. Die großen Bremer Wohnungsgesellschaften planen das nicht – der Vonovia schweben andere Maßnahmen vor.
06.07.2022, 18:28 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Wohnungsunternehmen in Bremen bereiten sich auf Gas-Notfall vor
Von Frank Hethey

Der drastische Anstieg der Energiepreise führt zu ersten spürbaren Konsequenzen: Warmes Wasser gibt es für die Mieter der Wohnungsgenossenschaft Dippoldiswalde in Sachsen jetzt nur noch in den Hauptnutzungszeiten am Morgen, mittags und abends. In Bremen droht ein solcher Schritt bislang nicht. Das haben die drei größten Wohnungsunternehmen Gewoba, Vonovia und Brebau mitgeteilt. Laut Mieterverein ist eine Verringerung der Warmwasser-Versorgung ohne Absprache mit den Mietern auch gar nicht zulässig. Gleichwohl bereiten sich die Anbieter auf eine Versorgungskrise vor. Vonovia will die nächtliche Heizungsleistung voraussichtlich ab August drosseln. 

Solange der Bundeswirtschaftsminister die dritte Stufe des Notfallplans Gas nicht ausgerufen hat, will Vonovia den Spielraum der beiden Vorstufen für Einsparungen nutzen. In den knapp 12.000 Bremer Wohnungen des Unternehmens solle möglichst viel Erdgas durch einen „optimierten Betrieb“ eingespart werden, sagt Vonovia-Sprecher Olaf Frei. Konkret bedeutet das: Zwischen 23 und 6 Uhr werden Heizungen für eine Raumtemperatur von 17 Grad sorgen. Diese sogenannten Nachtabsenkungen sollen laut Frei „rechtzeitig vor Beginn der Heizperiode im Herbst“ beginnen.

Lesen Sie auch

Ähnliche Überlegungen gibt es bei der Gewoba, die rund 42.000 Wohnungen in Bremen und Bremerhaven anbietet, für einen „echten Notfall“. Untersucht werde, wo die Vorlauftemperatur für die Heizungen reduziert werden könne, sagt Gewoba-Sprecherin Christine Dose. Soll heißen: Die Temperatur kann einen bestimmten Punkt nicht übersteigen. Ein angenehmes Raumklima solle gewährleistet sein, gleichzeitig aber auch übermäßiges Heizen ausgeschlossen werden.

Vor einem deutlichen Anstieg der Heizkosten warnen Gewoba und Vonovia ihre Mieter schon jetzt. Weil Nachzahlungen für 2022 erst 2023 fällig werden, schlägt die aktuelle Preisexplosion mit Verzögerung durch. Ab Oktober 2022 versendet die Gewoba die nächsten Abrechnungen. Bis März 2023 soll der Zeitraum vom 1. Juli 2021 bis 30. Juni 2022 abgerechnet sein. Um ein böses Erwachen zu verhindern, appellieren die beiden Wohnungsgesellschaften an ihre Mieter, die Vorauszahlungen anzuheben. „Viele haben das getan“, sagt Gewoba-Sprecherin Dose.

Lesen Sie auch

Gewoba-Mieter, die ihre Vorauszahlungen nicht anheben, müssen bei der nächsten Abrechnung mit einer höheren Abschlagssumme rechnen. Dose: „Wir machen das unter anderem, weil so für Transferzahlungsbezieher die Übernahme durch die Behörden einfacher umzusetzen ist.“ Zusätzlich soll das nächste Kundenmagazin Tipps zur Reduzierung der Heizkosten enthalten. So sollen Kunden vor hohen Nachzahlungen geschützt werden. Wie hoch solche Nachforderungen ausfallen könnten, beziffert Vonovia-Sprecher Frei: Es sei eine Summe von bis zu zwei Monatsmieten möglich.

Der Mieterverein Bremen rät, die Vorauszahlung um mindestens die Hälfte des derzeitigen Betrags anzuheben. Oder Rücklagen für die Heizkostenabrechnung zu bilden – „wenn irgend möglich“, sagt Kornelia Ahlring. Was aber, wenn es dafür nicht reicht? Im Land Bremen gibt es nach Angabe des Sozialressorts keine Hilfsregelungen für Mieter, die ihre Heizkosten nicht stemmen können. Ressortsprecher Bernd Schneider verweist auf das Bundessozialhilfegesetz. Danach könnte je nach Status der betroffenen Person das Jobcenter oder das Amt für Soziale Dienste einspringen. Für Wohngeldempfänger gebe es auch die Heizkostenpauschale in Höhe von 270 Euro.

Lesen Sie auch

Umgekehrt wappnet sich die Gewoba für den Fall, dass Mieter ihren Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommen. „Natürlich wollen wir auch Zahlungsausfälle vom Unternehmen abwenden“, sagt Gewoba-Sprecherin Dose. Notfallpläne würden derzeit erarbeitet, man stehe im engen Kontakt mit Wärmeerzeugern und Energielieferanten.

Noch relativ entspannt sieht man die Situation beim Wohnungsunternehmen Brebau. Aufgrund langfristiger Lieferverträge sei der Gaspreis bis Ende 2023 festgelegt. Erst dann werde wieder ein neuer Gasliefervertrag verhandelt, sagt Brebau-Geschäftsführer Bernd Botzenhardt. Dass dem Unternehmen mit seinen 6000 Wohnungen der Gashahn zugedreht werden könnte, befürchtet er nicht. „Ich gehe davon aus, dass der öffentliche Versorger der Lieferung nachkommt.“ Durch die längere Laufzeit hätten die Mieter ein Jahr mehr Zeit, Vorkehrungen für höhere Heizkosten zu treffen. Perspektivisch würden sich die Heizkosten erhöhen, räumt Botzenhardt ein. „Möglicherweise geht es aber auch gut, und die Situation hat sich 2024 entspannt.“

Lesen Sie auch

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)