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20- bis 39-Jährige vor allem betroffen Nächste Welle beginnt auch in Bremen

Auch in Bremen steigen die Corona-Fallzahlen - die Delta-Variante dominiert. Betroffen sind vor allem die 20-bis 39-Jährigen. Senatorin Bernhard: "Wer nicht geimpft ist, muss damit rechnen, sich zu infizieren."
20.08.2021, 19:19 Uhr
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Nächste Welle beginnt auch in Bremen
Von Sabine Doll

Die vierte Pandemie-Welle hat laut dem Robert Koch-Institut (RKI) in Deutschland begonnen. "Die Fallzahlen nehmen bereits seit Anfang Juli wieder zu und steigen damit wesentlich früher und schneller als im vergangenen Jahr, als vergleichbare Inzidenzen erst im Oktober erreicht wurden", heißt es in dem aktuellen Bericht der obersten Infektionswächter in Berlin.

Auch in Bremen zeigt die Kurve nach oben: Vom 9. bis 15. August haben die an das RKI gemeldeten Fallzahlen im Vergleich zur Vorwoche um 56 Prozent zugenommen, der Bundesschnitt liegt bei plus 54 Prozent. In Niedersachsen sind es 37 Prozent mehr Fälle. Deutschlandweit dominiert die Delta-Variante – inzwischen zu 99 Prozent, wie der Bericht feststellt. Im kleinsten Bundesland sind es ebenfalls deutlich über 90 Prozent, wie die Gesundheitsbehörde bestätigt. "Die Delta-Variante ist der klar vorherrschende Typ, sie ist vor allem deutlich ansteckender", sagt Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke).

Von den Neuinfektionen betroffen sind vor allem die jüngeren Altersgruppen: Das sind laut der aktuellsten Statistik des Bremer Gesundheitsamts für die Woche vom 9. bis 15. August die 20- bis 39-Jährigen im kleinsten Bundesland. Die Sieben-Tage-Inzidenz ist in dieser Altersgruppe ist mit 73,8 am höchsten; eine Woche zuvor waren es noch 47,6 – und einen Monat davor 25,1. Am niedrigsten liegt mit 8,8 der Wert bei Bremerinnen und Bremern, die 80 Jahre und älter sind – seit ununterbrochen zehn Wochen bewegt sich die Inzidenz in dieser Altersgruppe auf einem sehr niedrigen einstelligen Niveau, wie die Statistik zeigt. Alte Menschen sind besonders gefährdet für einen schweren Krankheitsverlauf bei einer Corona-Infektion. Diese Altersgruppe gilt als weitestgehend durchgeimpft.

Die Impfung ist laut den RKI-Experten das wichtigste Mittel in der Pandemie-Bewältigung – und beim individuellen Schutz vor einem schweren Covid-Verlauf. Im Land Bremen sind fast 69 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft, das ist bundesweit spitze. Allerdings: Gerade in den jüngeren Altersgruppen sei die Quote noch nicht so hoch wie bei den Älteren, sagt Behördensprecher Lukas Fuhrmann. Diese Gruppen sollen durch Angebote wie offenes Impfen ohne Anmeldung und Termin im Impfzentrum oder durch mobile Teams erreicht werden. Ebenso wie jene, die immer noch zögerlich oder skeptisch seien.

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Der Bremer Uni-Professor Andreas Dotzauer warnt vor dem Trugschluss: Wenn andere sich impfen lassen, ist man auch geschützt. "Die Delta-Variante ist deutlich ansteckender und breitet sich schneller aus. Der sogenannte Reproduktionswert liegt zwischen fünf und sechs. Das heißt: Ein Infizierter kann im Schnitt fünf bis sechs gesunde Menschen mit der Variante infizieren", so der Virologe.

Durch ein selbsttätiges Auslaufen der Pandemie verschont zu bleiben, darauf könne niemand hoffen, betonte vor wenigen Tagen der Berliner Virologe Christian Drosten. Die Impfung sei aufgrund der Delta-Variante keine primäre Frage des Gemeinschaftsschutzes. Es gehe jetzt vielmehr darum, sich selbst zu schützen. "Allen, vor allem allen ab 45 Jahren, ist dringend zu raten, sich sehr ernsthaft damit auseinanderzusetzen, ob sie sich wirklich nicht impfen lassen wollen", so der Charité-Forscher. 

"Wer nicht geimpft ist, muss damit rechnen, sich zu infizieren", warnt  auch Bremens Gesundheitssenatorin Bernhard angesichts der deutlich ansteckenderen Delta-Variante. "Der Trend ist klar erkennbar: Wir werden mit weiter steigenden Fallzahlen rechnen müssen." Die Frage sei dann auch, wie sich das ab einem gewissen Punkt in Maßnahmen niederschlage. "Um einen Lockdown zu verhindern, wäre es zum Beispiel denkbar, dass man dort, wo vermehrt Neuinfektionen auftreten, entsprechend reagieren muss. Das könnte beispielsweise bei Fitnessstudios oder Kinos zutreffen", so Bernhard.

Wie andere Bundesländer arbeitet Bremen an einem neuen System zur Bewertung der Corona-Lage: "Die Inzidenz wird auch in Bremen nicht mehr alleiniges Kriterium für die Bewertung des Infektionsgeschehens und entsprechende Maßnahmen bleiben. Allerdings werden wir sie nicht, wie etwa Baden-Württemberg, komplett über Bord werfen. Die Inzidenz ist der einzige Frühindikator", betont die Senatorin. Als weitere Kriterien etwa gelten Klinikeinweisungen und die Auslastung der Intensivbetten.

Laut dem RKI-Bericht steigt auch der Anteil der Patienten mit Covid-19-Diagnose auf den Intensivstationen wieder leicht an: "Der größte Anstieg der intensivpflichtig Behandelten ist in der Gruppe der 40-bis 49-Jährigen zu verzeichnen", heißt es in dem Bericht.

Zur Sache

Kontrollen von Reiserückkehrern

Reiserückkehrer spielen laut dem aktuellen Wochenbericht (9. bis 15. August) des Robert Koch-Instituts (RKI) eine zunehmende Rolle beim bundesweiten Infektionsgeschehen. "Der Anteil der Fälle mit einer bekannten wahrscheinlichen Exposition im Ausland liegt bei knapp einem Viertel aller gemeldeten Fälle mit Angaben zum Infektionsland", heißt es in dem Bericht. Am häufigsten genannt wurde demnach die Türkei; die größte Steigerung der Fallzahlen im Vergleich zur Vorwoche gebe es bei Reisen aus Kroatien, Kosovo und Nordmazedonien. Am 1. August sind die Corona-Regeln für Reiserückkehrer verschärft wurden, unter anderem gilt eine Testpflicht, Geimpfte und Genesene sind ausgenommen. Die Bundespolizei hat am Bremer Flughafen seitdem etwa 12.000 Reisende stichprobenartig kontrolliert, wie Jörg Ristow, Sprecher der Bundespolizeidirektion Hannover, dem WESER-KURIER sagt. "Verstöße gab es nur in geringem Umfang, diese werden an das Gesundheitsamt weitergeleitet. In Einzelfällen gibt es Ordnungswidrigkeitsanzeigen."

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