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Woltmershausen Warum die Bremer Feuerwehr so oft ins Tabakquartier ausrücken muss

Fehlalarme einer Brandmeldeanlage sorgen für Unruhe im Tabakquartier Bremen. Ein technisches Problem ist der Auslöser. Die Mieter sind genervt.
06.06.2025, 05:00 Uhr
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Von Steffen Peschges

Zu einer Reihe von Feuer-Fehlalarmen ist es in jüngerer Vergangenheit im Gebäude Alter Tabakspeicher II in der Straße Am Tabakquartier 56/58 gekommen. Die Ursache ist technischer Natur. Leser Alexander Lüke, der in direkter Nachbarschaft des Gebäudes wohnt, kann sich inzwischen an zwölf Einsätze in einem Zeitraum von mehr als einem Jahr erinnern. Allein zwischen dem 22.Mai und dem 28. Mai, 5.30 Uhr, "kam es zu drei solcher Einsätze", sagt Lüke. Jedes Mal seien die Brandbekämpfer mit mehreren Fahrzeugen vor Ort eingetroffen.

Zwischen fünf- und achtmal rückt die Bremer Feuerwehr im Schnitt nach Angaben von Pressesprecher Christian Patzelt aufgrund eines Fehlalarms aus – pro Tag. Darunter sind auch Einsätze in Hotels, der Jugendherberge oder Gastronomien, wo es durch die Dampfentwicklung in der Küche oder rauchende Gäste zu einem Auslösen der Brandmeldeanlage kommen könne. Hinzu kommen Einsätze privater Rauchmelder, die fehlerhaft Alarm schlagen. Auch in neu erstellten Gebäuden kommt es laut Patzelt immer mal wieder zu Einsätzen, bei denen kein Feuer bekämpft werden muss. "Für uns ist das Alltag", sagt der Feuerwehr-Pressesprecher über derlei Einsätze. Zu besagtem Gebäude im Tabakquartier sei die Feuerwehr im Mai vier- oder fünfmal ausgerückt, "an zwei Tagen geballt." Im Einsatz waren dabei ihm zufolge zwei Löschfahrzeuge, eine Drehleiter und der Einsatzleitdienst. Jeden einzelnen Alarm nehme man ernst: "Wir müssen ein Worst-Case-Szenario bedienen." Damit bei einem Brand ein Gebäude nicht erst in verrauchtem Zustand evakuiert wird, gehöre auch dazu, dass bei einem Feueralarm die Nutzer das Gebäude verlassen und zu den Sammelstellen gehen.

Ärger bei betroffenen Mietern

Wenn im Alten Tabakspeicher II der Brandalarm losgeht, sind davon zahlreiche Menschen betroffen. Nach Angaben von Immobilien Bremen sind dort behördlicherseits die Abteilung 4, zuständig für das zentrale IT-Management und die Digitalisierung öffentlicher Dienste sowie Teile der Abteilung 3 (Personal- und Verwaltungsmanagement) des Senators für Finanzen untergebracht. Außerdem werde das Gebäude von der Verwaltungsschule und vom Aus- und Fortbildungszentrum für den öffentlichen Dienst genutzt. "Die mit den Fehlalarmen einhergehenden Unterbrechungen der Arbeit bzw. des Unterrichts sind ärgerlich", sagt Fabio Cecere, Pressesprecher von Immobilien Bremen. "Immobilien Bremen sieht den Vermieter in der Pflicht, das Problem möglichst zügig beheben zu lassen."

Jeder Fehlalarm erhöht das Risiko.
Britta Heinrich, Firma Dataport

Neben den genannten Institutionen ist in dem Gebäude zudem der kommunale IT-Dienstleister Dataport untergebracht. Auch dort sorgt das Thema für Verärgerung. "Wir nehmen die Fehlalarme seit einiger Zeit wahr und stehen seitdem im Kontakt mit dem für die Alarmanlage verantwortlichen Vermieter", sagt Pressesprecherin Britta Heinrich. Die Fehlalarme führen ihr zufolge dazu, dass Tätigkeiten, Besprechungen, Workshops oder Schulungen unterbrochen würden. "Mit jedem Fehlalarm erhöht sich zudem das Risiko, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Alarme nicht mehr ernst nehmen und gegebenenfalls bei einem echten Alarm das Haus nicht mehr verlassen würden." Das Unternehmen prüfe zurzeit, ob eine Regresspflicht seitens des Vermieters bestehe. Vermieterseitig sei der Hersteller der Anlage aufgefordert worden, das Problem zu beseitigen, sagt Heinrich. Zudem stehe der Vermieter im Austausch mit der Feuerwehr. "Unsere Mitarbeitenden wurden für die Situation sensibilisiert und werden über den Stand der Dinge informiert."

Technische Probleme als Ursache

Ursache für die falschen Brandmeldungen ist anscheinend ein technischer Defekt. Mit einer technischen Analyse habe man die Fehlerursache auf das Rauchansaugsystem und die Melder in den Aufzugsschächten zurückführen können, heißt es bei der Immobilieneigentümerin LEG auf Nachfrage. "Wir haben uns rein vorsorglich dennoch dazu entschieden, eine Brandwache am Objekt zu installieren", sagt Mischa Lenz, Pressesprecher der LEG-Immobilien-Gruppe. Momentan seien die technischen Maßnahmen zur Anpassung der Filterung und zum Austausch der fehlerhaften Komponenten in enger Abstimmung mit den entsprechenden beauftragten Fachfirmen in der Umsetzung. "Die fehlerfreie Funktion werden wir im Anschluss überprüfen, um weitere Fehlauslösungen zukünftig ausschließen zu können", sagt Lenz. Immerhin: Seit Ende Mai ist es laut Christian Patzelt zu keinem Fehlalarm in dem Gebäude mehr gekommen. Nach seinen Angaben sind es die Betreiber der Brandmeldeanlagen, in diesem Fall die LEG, die für die Kosten aufkommen, wenn die Feuerwehr bei solchen Fällen umsonst anrückt. "Schon allein deswegen hat der Betreiber ein Interesse, einen solchen Defekt schnellstmöglich abzustellen."

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