Auf diesen Tag freuen sich die Menschen mit Behinderungen aus den unterschiedlichen Bremer Einrichtungen ganz besonders: Der erste Donnerstag nach der offiziellen Eröffnung des Freimarktes ist ihr Tag. Die Karussells drehen sich langsamer und im Bayernzelt gibt es ein zweistündiges Unterhaltungsprogramm nur für sie. Rund 800 Menschen wären eigentlich auch am Donnerstag zusammengekommen, aus organisatorischen Gründen fiel die Veranstaltung allerdings aus. "Der Tag für Menschen mit Behinderung war immer ein Highlight des Jahres", sagt Renee Petroschka, Werkleiterin bei der Sozialeinrichtung Arbis Bremen.
Für mehr als 35 Jahre war Thomas Pierucki Hauptorganisator und treibende Kraft hinter der Veranstaltung zum Tag für Menschen mit Behinderung. Er plante unter anderem das Unterhaltungsprogramm im Bayernzelt, lud besondere Gäste ein und kümmerte sich um eine Tombola. Pierucki verstarb allerdings im Sommer dieses Jahres im Alter von 76 Jahren. Rudi Robrahn, Vorsitzender des Schaustellerverbandes Bremen, hat ihn in den vergangenen Jahren begleitet.
"Der Tod von Thomas Pierucki ist drei Monate her. Er war mit viel Elan dabei und auch bei der Veranstaltung selbst mittendrin – als Moderator und an der Orgel", sagt Robrahn. So kurzfristig sei es Robrahn und den Schaustellern nicht möglich gewesen, die Organisation auf die Beine zu stellen. "Es tut uns sehr leid", versichert er.
"Die Veranstaltung darf jetzt nicht sang- und klanglos verschwinden", sagt Petroschka. Immerhin habe dieser Tag bereits Tradition. Für Menschen mit Behinderung sei eine solche Möglichkeit selten. "Die können sich den Freimarkt ohne den Bummelpass nicht leisten und würden nicht hingehen", sagt sie. Mit dem Bummelpass, der von den Schaustellern gemeinsam entwickelt wurde, können die Menschen der Einrichtungen an Karussellfahrten teilnehmen und wahlweise eine Bratwurst oder etwas Süßes umsonst essen. Sie werden von Schaustellern begleitet und unterstützt. "Wir wollten nicht einfach nur den Bummelpass aushändigen, das ist uns zu unpersönlich", erklärt Robrahn.
"Der Tag wird allein vom Schaustellerverband organisiert und finanziert, die Stadt ist nicht beteiligt", sagt Robrahn. Das sei auch so gewollt. Die Veranstaltung zugunsten der Inklusion in Bremen ist bundesweit einmalig. Zusätzlich zum Freimarkt gibt es eine gleichwertige Veranstaltung während der Osterwiese. Hier werden Gruppen eingeteilt, die gemeinsam mit einem Schausteller über die Bürgerweide laufen. "Wir können da individuell auf die Bedürfnisse eingehen", sagt Robrahn. Ihm und den Schaustellern bedeute dieser Tag sehr viel.
Petroschka und ihre Schützlinge sowie alle anderen Menschen mit Behinderungen in Bremen können sich auf das nächste Jahr freuen. "Wir bemühen uns darum, dass der Tag zur Osterwiese und auch zum Freimarkt wieder stattfinden wird", verspricht Robrahn.