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Lösung gesucht in Bremen Nach Infoabend: Sechs Fragen und Antworten zur Wasserpest im Werdersee

Die Wasserpest im Werdersee hat vielen Bremern den Sommer vermiest. Das ist während eines Infoabends klar geworden. Welche Fragen die teils aufgebrachten Bürgerinnen und Bürger den Fachleuten gestellt haben.
08.09.2025, 05:00 Uhr
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Nach Infoabend: Sechs Fragen und Antworten zur Wasserpest im Werdersee
Von Karin Mörtel
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Die Wasserpest im Werdersee hat zahlreichen Menschen den Sommer versaut. Das sagt nicht nur der Neustädter Beiratssprecher Johannes Osterkamp (Grüne), sondern das ist im Verlauf der hitzigen Diskussion zu der wuchernden Wasserpflanze am Donnerstagabend deutlich spürbar gewesen. Etwa 200 Menschen haben die Aula der Wilhelm-Kaisen-Oberschule gefüllt, um aus erster Hand zu erfahren, wie die Stadt in Zukunft das Problem in den Griff bekommen will.

Einen Zwei-Stufen-Plan zu dieser Frage hatte kurz zuvor Umweltsenatorin Kathrin Moosdorf (Grüne) der Umweltdeputation vorgelegt. Dazu zählt eine großflächige Mahd im Herbst und ein Konzept zum Umgang mit der Wasserpest, das bis Frühjahr 2026 vorliegen soll. Ziel ist es, dass sich die Pflanze nicht mehr so großflächig ausbreitet und den Sport sowie das Baden im See gefährdet.

In der Schulaula gab es auf Initiative des Beirates Neustadt nun die erste Gelegenheit, das Thema öffentlich zusammen mit Bürgerinnen und Bürgern zu diskutieren. Was die anwesenden Fachfrauen aus der Umweltbehörde auf die wichtigsten Fragen geantwortet haben.

Sind die Gänse schuld am rasanten Wachstum der Pflanze?

Dass die wachsende Zahl an Gänsen über ihren Kot viele Nährstoffe in den Werdersee eintragen, ist unbestritten. "Aber das ist nicht der entscheidende Faktor für die Wasserpest", sagte Martina Völkel aus der Umweltbehörde. Zum einen deshalb, weil die Wasserpest sowohl in nährstoffarmen als auch in nährstoffreichen Gewässern wuchsfreudig ist. Zum anderen seien sich die Fachleute erst seit Kurzem relativ sicher, "dass viel Lichteinfall auf den Seegrund im Frühling entscheidend für ein starkes Wachstum ist", so die Biologin.

Was wird für den Rudersport getan?

Die große Ruderregatta kann 2026 stattfinden, das war aus Sicht der ansässigen Vereine die Nachricht des Tages. Falls die im Herbst geplante Mahd der Wasserpest noch nicht ausreicht, soll im Mai nochmals nachgearbeitet werden. Das Training der Jugendlichen, die aus Sicherheitsgründen die Weser nicht nutzen können, sei bis dahin ebenfalls möglich, befanden die Fachfrauen. Die Wasserpflanze sei kurz vor dem Rückzug "und wir prüfen jetzt schon wöchentlich, ob wir die Allgemeinverfügung zurücknehmen können, die die Nutzung des Sees derzeit beschränkt", so Claudia Senger aus der Umweltbehörde.

Kann man im Jahr 2026 wieder im ganzen Werdersee schwimmen?

Der kleine Bereich am Badestrand, in dem die Umweltbehörde bereits zwei Mal in diesem Jahr die Wasserpest herausreißen ließ, reicht vielen Menschen zum Schwimmen nicht aus. Das ist das klare Meinungsbild nach dem Infoabend gewesen. Die Sportvereine würden in der Politik gehört und hätten eine Lobby "wir als Privatleute, die einfach nur schwimmen wollen, aber nicht", formulierte es eine Neustädterin. "Wir haben die ganze Zeit alle Nutzungsarten im Blick gehabt", versicherte Senger.

Der See ist ein Ökosystem und keine Badeanstalt.
Martina Völkel, Umweltbehörde Bremen

Für das kommende Jahr sei nun das erklärte Ziel, weite Bereiche des Sees für alle Nutzungsarten – also auch für Schwimmer – wieder zugänglich zu machen. Wie genau das geschehen soll, werde bis Frühjahr in dem angekündigten Konzept erarbeitet. Klar müsse aber auch sein: "Der See ist ein Ökosystem und keine Badeanstalt", so Martina Völkel. Man müsse also versuchen, das Schwimmen möglich zu machen, ohne zu stark in das Ökosystem einzugreifen.

Warum reagieren die Behörden so spät und so langsam?

Viele Wortbeiträge während der Infoveranstaltung drehten sich auch um die Frage, warum erst jetzt ein Konzept zum Umgang mit der Wasserpest erarbeitet werde. "Wir als Beirat und viele Menschen hier im Raum hätten uns gewünscht, dass die Ressorts sich schon 2024 auf den Weg gemacht hätten, um eine Lösung zu finden", so Beiratssprecher Osterkamp. Genau das sei geschehen, erwiderten die Fachfrauen aus der Umweltbehörde. Zumindest, was die Befreiung der Badestelle angeht, seien die Vorbereitungen schon 2024 angelaufen. "Glauben Sie uns, dass uns sehr bewusst ist, welche Bedeutung der See für Bremen und speziell für die Neustadt hat", sagte Claudia Senger. "Und wir werden alles tun, was in unserer Macht steht, machbar und leistbar ist", versicherte ihre Kollegin Martina Völkel.

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Hilft Mähen wirklich gegen die Wasserpest?

Das geplante Mähen im Herbst könnte helfen, kurz vor dem alljährlichen Rückzug der Pflanze die Überwinterungsknospen der Wasserpest einzusammeln. Denn die würden für weitere Pflanzen im kommenden Jahr sorgen. Im Sommer dagegen wäre der Effekt nur von kurzer Dauer. "Die Wasserpest kann 20 Zentimeter pro Tag wachsen und kehrt dann schnell an die Oberfläche zurück", erklärte Martina Völkel. Dennoch werde geprüft, ob die Anschaffung eines eigenen Mähbootes oder ein gemietetes Mähboot für die Stadt infrage kommt.

Nachhaltiger als Mähen sei es, die gesamte Pflanze mitsamt ihrer Wurzeln auszureißen. So ist es bereits zwei Mal am Badestrand geschehen. "Doch für den gesamten See ist das vermutlich nicht möglich, weil sonst die wasserundurchlässige Kleischicht am Seegrund beschädigt wird", gab Völkel zu bedenken. Das wiederum könnte zur Folge haben, "dass sich das Wasser unter dem Deich hindurch seinen Weg sucht und die Keller in der Neustadt unter Wasser stehen."

Was könnte außerdem helfen?

Als weitere Option wäre es möglich, Fressfeinde der Wasserpest auf oder im Werdersee einzusetzen: "Auf dem Steinhuder Meer hat man beispielsweise gute Erfahrungen mit Schwänen und Blässrallen gemacht", sagte Völkel. Zusätzlich werde geprüft, die Fließgeschwindigkeit im Werdersee zu erhöhen, um es der Wasserpest ungemütlich zu machen. "Man könnte am Seegrund auch ein Geotextil aufbringen, um das Wachstum zu verhindern", so Völkel. Noch ein größerer Eingriff ins Ökosystem wäre es, den See trockenzulegen. "Das wäre ein ökologischer Totalschaden", betonte die Biologin. All diese Optionen würden nun eingehend geprüft und ihre Vor- und Nachteile gegenübergestellt. Im März solle dann die Entscheidung fallen, wie die Wasserpest bekämpft werden soll ohne das Ökosystem See zu sehr zu stören.

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