Mittagszeit in der Gabriel-Seidl-Straße in Schwachhausen: Ein kompaktes silbernes Auto biegt in die Straße ein. Oder versucht es zumindest. Mit einer Reihe parkender Autos zu seiner Linken, die bis an die Kreuzung zur Wachmannstraße stehen, und parallel zum Straßenverlauf angebrachten Fahrradbügeln zur Rechten hat der Fahrer es nicht leicht, um die Kurve zu kommen. Mit Zentimeterarbeit gelingt es ihm. Das habe die Müllabfuhr am Morgen nicht geschafft, berichten Anwohner. Die Parksituation in der Gabriel-Seidl-Straße habe dem großen Fahrzeug nicht genügend Platz geboten, einzubiegen.
Die Parksituation in der Straße hat sich seit den kürzlich erfolgten Umbaumaßnahmen offensichtlich nicht verbessert: In den vergangenen Tagen wurden unter anderem auf der Gabriel-Seidl-Straße Fahrradbügel aufgestellt – als Teil eines Vier-Punkte-Plans, der zunächst die Rettungswege sicherstellen, langfristig aber auch den Parkraum neu ordnen soll (wir berichteten). Umgesetzt wird der Plan vom Amt für Straßen und Verkehr (ASV). Sowohl am Anfang als auch am Ende der Einbahnstraße stehen deshalb nun die neuen Fahrradbügel, um auf diese Weise für die Feuerwehr Freiflächen in der Nähe von besonders hohen Gebäuden zu schaffen.
Was die Anwohner dazu sagen
"Die Parksituation ist doch pures Chaos", sagt Christina Tietjen. "Eine absolute Katastrophe", stimmt Christina Glaeske ihr zu. "Wenn der Rettungswagen nicht fliegen kann, kommt er doch gar nicht in die Straße. Also sicherer fühle ich mich nicht." Die beiden Frauen sind nicht nur Anwohnerinnen, sondern arbeiten auch in der Gabriel-Seidl-Straße. Sie merken an, dass weniger Parkplätze nicht unbedingt auch weniger Autos bedeuteten. Dass man merke, dass Parkplätze fehlen, berichtet auch Ilker Üstüng, der ebenfalls in der Nähe der Gabriel-Seidl-Straße arbeitet. Im Umfeld fehlen die Parkalternativen, berichtet er. Und für sicherer halte er die Straße nun auch nicht. "Selbst wenn ein Rettungswagen in die Straße käme, wo sollte er denn halten? Es steht doch alles voller Autos."
Andrea Voth, Referentin für Kommunikation beim ASV, bewertet das Parkchaos anders: "Bislang wurde in der Gabriel-Seidl-Straße wiederholt verbotswidrig geparkt", sagt sie. Sowohl auf dem Gehweg als auch fünf Meter vor und hinter Kreuzungen und Einmündungen sei das Parken laut Straßenverkehrsordnung (StVO) aber grundsätzlich verboten. Auch an Engstellen dürfe laut StVO nicht geparkt werden. "Durch die Bügel ist gezielt eine Engstelle hergestellt worden", so Voth. "Eigentlich sollte allen Pkw-Führern klar sein, dass in diesem Bereich kein Fahrzeug abgestellt werden darf", erklärt sie. Zusammengefasst: Die Pkw gegenüber den neuen Fahrradbügeln parken dort rechtswidrig – auch wenn keine Parkverbotsschilder dies anzeigen.
Ordnungsamt will Situation überprüfen
Künftig werde das Ordnungsamt die Situation in der Gabriel-Seidl-Straße beobachten, sagt René Möller, Pressesprecher des Senators für Inneres und Sport. "Im Rahmen der Verkehrsüberwachung wird das Ordnungsamt dort auch einschreiten. Wer seinen Pkw im öffentlichen Straßenraum abstellt, muss sich immer davon überzeugen, dass er sich an alle geltenden Regeln hält", so Möller und ergänzt: "Wenn die Straße durch regelwidrig abgestellte Fahrzeuge blockiert ist, bitte die Polizei rufen."
Die Anwohner und die Erwerbstätigen jedenfalls sind nicht zufrieden mit den baulichen Änderungen in der Gabriel-Seidl-Straße. Weder ihnen noch ihren Zulieferern noch ihren Kundinnen und Kunden fiele es leicht, sich durch das Autochaos zu kämpfen, geschweige denn, in der Straße einen Parkplatz zu finden, sagen Glaeske und Tietjen. "Wir als Anwohner und Gewerbetreibende sollen ganz klar vertrieben werden", vermutet Christina Glaeske.