
Ein weiteres Mal hat eine Erhebung des Bildungsstandes von Bremer Mittelstufenschülern gravierende Defizite offengelegt. Bei Kernkompetenzen wie Lesen und Mathematik erreichten insbesondere Kinder, die an Schulen mit schwierigem sozialen Umfeld unterrichtet werden, in den Jahrgängen fünf und sieben in vielen Fällen nicht die Mindeststandards, die am Ende der Grundschule erreicht sein sollten.
Das ist die Botschaft der sogenannten Lernausgangslagenerhebung (Lale), die im September 2020 von der Bildungsbehörde durchgeführt wurde und inzwischen ausgewertet ist. Sie sollte Aufschluss darüber geben, mit welchem Lernstand die Schüler an die weiterführenden Schulen kommen. Erstmalig fand Lale nicht nur in Klasse 5, sondern auch in den siebten Jahrgängen statt. Insgesamt nahmen rund 2500 Kinder an 21 Schulen in Bremen und Bremerhaven teil.
Wichtigster Befund: Die soziale Spaltung der beiden Städte spiegelt sich deutlich in den Zahlen. Die Bildungsbehörde hatte die teilnehmenden Schulen in drei Vergleichsgruppen gebündelt. Zur Gruppe der Bildungseinrichtungen mit dem ungünstigsten Sozialindex zählten unter anderem die Oberschulen Koblenzer Straße (Tenever) und Lehmhorster Straße (Blumenthal), die Neue Oberschule Gröpelingen sowie die Humboldtschule in Bremerhaven-Geestemünde. In dieser Gruppe erreichten bei Lale 5 im Bereich Deutsch/Lesen 42 Prozent der getesteten Kinder nicht den Mindeststandard, weitere 31 Prozent lagen unter dem Regelstandard. In Mathematik verfehlten zwei Drittel der Kinder das Mindestniveau, 20 Prozent bewegten sich zwischen Mindest- und Regelstandard.
Die Aufgaben, die den Fünftklässlern vorgelegt wurden, bezogen sich in Deutsch zum Beispiel auf das Leseverständnis einfacher Texte. Den Kindern wurden Fragen zu den Inhalten der Geschichten gestellt, zum Teil konnten dabei verschiedene vorgegebene Antworten angekreuzt werden. In Mathematik waren einfache Anwendungen der Grundrechenarten gefragt, Umwandlung von Größen (Zentimeter/Meter, Cent/Euro) oder auch das Einsetzen von Spiegelachsen in einfache geometrische Formen.
Das Bildungsressort misst den Ergebnissen der Lale-Lernstandserhebung nur eine eingeschränkte Aussagekraft zu. Lediglich ein Teil der Schulen habe teilgenommen, Gymnasien seien kaum vertreten gewesen, unterstreicht Behördensprecherin Annette Kemp. Wie schon im IQB-Bildungstrend – einer umfassenden Erhebung aus dem Jahr 2016 – ließen sich aber auch beim Lale-Test „Kompetenzunterschiede aufgrund der sozialen Herkunft erkennen“, räumt Kemp ein. Bei den Mathematikkenntnissen träten sie noch deutlich hervor als im Bereich Deutsch/Lesen.
Was die Bildungsbehörde Hoffnung schöpfen lässt: Bei der Lale-Lernstandserhebung für Klasse 7, die an elf Bremer und Bremerhavener Schulen stattfand, waren die Ergebnisse für das Anforderungsprofil dieses Jahrgangs deutlich besser. Ein rechnerischer Bezug auf die Resultate von Lale 5 lasse sich allerdings kaum herstellen, weil für dieses Niveau ein anderes Kompetenzstufenmodell verwendet wird. Gleichwohl sei es „sehr positiv“, dass die getesteten Jugendlichen über „alle Schulen hinweg deutliche Leistungszuwächse aufweisen“, urteilt Annette Kemp. In Deutsch sei der Kompetenzanstieg bei Schülern in sozial schwierigem Umfeld am stärksten, in Mathematik in allen sozialen Gruppen ähnlich. Die am Lale-Test teilnehmenden Schulen hätten „sehr gute Arbeit geleistet“ und die Jugendlichen vorangebracht.
Nach Darstellung der Behördensprecherin besteht bei allen beteiligten Bildungseinrichtungen „eine große Bereitschaft“, sich mit den Ergebnissen auseinanderzusetzen. An einer ganzen Reihe von Schulen seien bereits Maßnahmen ergriffen worden, um schwächere Schüler an das angestrebte Leistungsniveau heranzuführen: Förderunterricht im Bereich Sprache, tägliche Lesezeiten, Fördergruppen für mathematische Basiskompetenzen.
In diesem Sinne handelt auch die Bildungsbehörde. So sei beispielsweise im Sekundarbereich I für Mathematik das sehr gut angenommene Programm „Mathe sicher können“ der Universität Dortmund eingeführt worden. Zum kommenden Schuljahr starte mit wissenschaftlicher Begleitung durch die Universität Köln ein Programm zur Förderung der Lesekompetenz. An die Grundschulen werden die Ergebnisse der Lernausgangslagenerhebung bisher nicht zurückgemeldet. Dies sei aber für die Zukunft geplant, versichert Annette Kemp.
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