Es wird gebuddelt, verlegt und geworben: 5300 Anschlüsse an das Glasfasernetz entstehen aktuell in Schwachhausen. Auf pinkfarbenem Grund verspricht die Telekom „Highspeed mit Glasfaser“, bis zu ein Gigabit Daten sollen pro Sekunde übertragen werden können.
Auch die EWE will den Anwohnern die neue Internet-Infrastruktur schmackhaft machen: „Ultraschnell. Stabil. Zukunftssicher“ heißt es in der Werbung. Der Spatenstich für den Ausbau, den der Telekom-EWE-Zusammenschluss Glasfaser Nordwest übernimmt, erfolgte im Juli 2020. Damals sprach Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Die Linke) von einem „Meilenstein auf dem Weg zur Digitalisierung“.
„An Glasfaser geht kein Weg vorbei“, sagt EWE-Sprecher Mathias Radowski. „Die Zielgruppen, die die Anschlüsse nachfragen, haben sich deutlich ausgeweitet.“ Während sich seit einiger Zeit vor allem Familien mit Teenagernachwuchs eine höhere Bandbreite wünschten, um Online-Streaming, -Spiele und Arbeit im Homeoffice zu vereinbaren, kämen nun auch Ältere hinzu, die das Internet selbst kaum oder gar nicht nutzten. Dieser Generation gehe es vor allem darum, ihre Immobilie aufzuwerten, so Radowski.
Diese Beobachtung macht der Vorstand des Eigentümerverbands Haus & Grund ebenfalls. Unter den Mitgliedern würde über Glasfaseranschlüsse sehr viel diskutiert, sagt Landesgeschäftsführer Ingmar Vergau. „Natürlich ist das auch im Umland ein sehr, sehr heißes Thema.“ Eine gute Internetverbindung bedeute eine Wertsteigerung beim Verkauf. Die Frage nach dem Netzzugang werde von Mietinteressenten regelmäßig gestellt.
Mit Glasfaserkabeln kann eine besonders schnelle Verbindung ins Internet erreicht werden: Bis zu ein Gigabit Datenübertragung pro Sekunde sind derzeit möglich. Das entspricht 1000 Mbit pro Sekunde (Mbit/s). Der Vorteil der Glasfaserkabelverbindung liegt – vor allem beim direkten Anschluss bis ins Haus (FFTH) – in ihrer Stabilität, der besonders hohen Down- und Uploadgeschwindigkeit und der Möglichkeit, die übermittelbare Datenmenge noch weiter zu erhöhen.
Schnelles Internet geht auch ohne Glasfaser
Allerdings können auch Kabelanschlüsse über die TV-Dose Übertragungsgeschwindigkeiten von bis zu einem Gigabit erreichen. Laut Breitbandatlas der Bundesregierung haben 59,2 Prozent aller Haushalte einen Zugang zu gigabitfähigen Breitbandanschlüssen, 14,8 Prozent davon über Glasfaser. 62 Prozent sind es in Niedersachsen (davon 13,4 Prozent über Glasfaser), deutlich mehr im Land Bremen: 95,6 Prozent (12,4 Prozent). Diese Verfügbarkeit sagt allerdings nichts über die jeweils gebuchten Tarife oder die tatsächliche Übertragungsrate aus, die deutlich darunter liegen kann.
Seit 2015 fördert die Bundesregierung den Ausbau des schnellen Internets, vor allem in schlecht versorgten Regionen. Aktuell gelten Kommunen und Landkreise als förderfähig, in denen die Datenübertragung langsamer als 100 Mbit/s ist. Zuvor galt dies nur für Regionen mit weniger als 30 Mbit/s. Für Schulen, Krankenhäuser und Unternehmen in Gewerbegebieten können Anschlüsse ab einer Geschwindigkeit unter 500 Mbit/s gefördert werden.
Der Netzausbau muss sich rechnen
Die Unterstützung ist überall dort nötig, wo der Ausbau sich für die Netzanbieter nicht rechnet. Manche von ihnen bauen erst aus, wenn eine bestimmte Mindestquote von Vertragsabschlüssen erreicht ist, um die Wirtschaftlichkeit zu garantieren. Mitunter sind es dann – wie zuletzt in Borgfeld oder Stuhr – die Bürgerinnen und Bürger, die sich in ihrer Nachbarschaft und der örtlichen Politik für den Glasfaserausbau einsetzen.
Die EWE arbeite nicht mit solchen Vorvermarktungsquoten, sagt Radowski. Der Versorger sehe es als seine Aufgabe an, die Infrastruktur vor Ort zu modernisieren. In einem Gebiet wie Schwachhausen, wo auf kurzen Strecken vergleichsweise viele Haushalte erreicht werden könnten, und angesichts der insgesamt stark steigenden Nachfrage, gehe die Rechnung auf. Anderswo beantrage auch EWE eine Förderung.
Ob eine Übertragungsgeschwindigkeit von 1000 Mbit/s wirklich nötig ist, darüber gehen die Meinungen auseinander. Der Bremer Verbraucherrechtsberater Gerrit Cegielka ist der Ansicht, dass für Privathaushalte in der Regel eine 50-Mbit-Verbindung ausreichend ist. Der Streaming-Anbieter Netflix empfiehlt für Filme in der höchsten Auflösung Ultra HD 25 Mbit/s. Der Bund hat den flächendeckenden Ausbau des Gigabitnetzes in Deutschland beschlossen. Bremens Schulen und Gewerbegebiete sind laut Auskunft der zuständigen Ressorts nahezu komplett ans Glasfasernetz angeschlossen.