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Vor 20 Jahren Die letzte Liefertour der Brauereipferde von Beck & Co.

Die Bierkutsche von Haake-Beck war eine beliebte Bremer Tradition. Vor 20 Jahren wurde sie jedoch aus Kostengründen eingestellt. Wir erinnern uns an die letzte Liefertour am 31. März 2005.
31.03.2025, 06:00 Uhr
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Von Sebastian Behrens

Der Artikel, den der WESER-KURIER am 1. April 2005 mit „Trauerstimmung auf dem Marktplatz – Abschiedstour der Bierkutsche von Haake Beck“ betitelte, war kein Aprilscherz. Am Tag zuvor, den 31. März, gingen die Brauereipferde von Beck und Co. tatsächlich auf ihre letzte Liefertour, um den Gastwirten in der Altstadt das Bier zu liefern.

Es war gegen 10.30 Uhr, als die Bierkutsche beim Roland vorfuhr. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie bereits 20 Kneipen auf ihrer Strecke durch die Innenstadt beliefert. Empfangen wurde das Gespann auf dem Bremer Marktplatz von Hunderten Bremern und auswärtigen Besuchern, die einen letzten Blick auf die rot-weiße Kutsche mit der Aufschrift „Haake-Beck“ werfen und ein letztes Mal die Kutschenpferde, die beiden Oldenburger Rappen Wotan und Jubilar, streicheln wollten.

Widerstand blieb ohne Erfolg

Auf dem Kutschbock saßen Stallmeister Jens Bode und Stefan Hinck, die nun auch zum letzten Mal ihrer Arbeit nachgingen. In ihren auffälligen roten Jacken wuchteten sie ein letztes Mal die Fässer in das Restaurant „Kleiner Ratskeller“, wo Liselotte Klattenhof erklärte, dass mit dem Ende der Bierkutschen „nicht mehr viel Bremer Tradition“ übrig blieb. Hannelore Beck vom „Spitzen Gebel“ hatte sogar 1200 Unterschriften für den Erhalt der Brauereipferde gesammelt.

Doch die Bemühungen halfen nichts, die Tradition musste weichen. Wie die Brauerei Interbrew, heute Anheuser-Busch Inbev, mitteilte, hätten wirtschaftliche Zwänge die Abschaffung der Pferde erforderlich gemacht – trotz damals zweistelliger Zuwachsraten bei ihrer Premiummarke Beck’s. Die Kosten für die Gespanne sollten hoch im sechsstelligen Bereich liegen. Das Interesse der seit 2002 neuen Besitzer der Bremer Brauerei an der Tradition hielt sich offenbar in Grenzen, obgleich Interbrew erklärte, dass Beck & Co. die letzte deutsche Brauerei sei, die ihre Bierkutsche abschaffen würde – eine Erklärung, die sich als falsch herausstellen sollte, meldete sich schließlich kurz darauf die Privatbrauerei Barre-Bräu aus Lübbecke, welche sich der Tradition verpflichtet fühlte und weiterhin täglich ein Pferdegespann auf Liefertour schickte.

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Das Ende einer Jahrzehnte alten Tradition

In Bremen endete die Tradition an besagtem 31. März vor 20 Jahren. Noch Jahrzehnte zuvor hatte die 1873 gegründete Haake-Beck-Brauerei jegliches Bier mit Pferdefuhrwerken in der Bremer Neustadt und Altstadt ausgeliefert. Im Laufe der Zeit setzte man immer mehr Lastkraftwagen ein, bis die Lieferungen per Kutsche nur noch reine Werbefahrten waren.

Die praktischen Karossen wichen schickeren Modellen, die bei Veranstaltungen und Umzügen mitfuhren. Entsprechend parkte man das Pferdefuhrwerk auf dem Marktplatz gerne in einigem Abstand zum Schütting – schließlich bot man ein tolles Fotomotiv. Und überhören konnte man die Kutschen auch nicht. Die eisenbereiften Räder machten auf dem Straßenpflaster einigen Lärm.

Was wurde aus den Brauereipferden?

Die beiden Oldenburger Rappen Wotan und Jubilar waren die letzten, die ihren Dienst taten. Sie sollten anschließend in Lemwerder ein neues Zuhause finden, jedoch später im Jahr noch einmal beim Freimarktsumzug die Kutsche von Haake-Beck ziehen. Nicht weit von ihnen, in Ganderkesee, waren Buddy und Glenn untergekommen. Gelegentlich kam es zu einem Wiedersehen der vier Altoldenburger Rappen, denn die neuen Besitzer boten gemeinsame Kutsch- und Planwagenfahrten an. Derweil ging es für die beiden ältesten Brauereipferde, Eddy und Bernd, nach Schleswig-Holstein.

Für den Stallmeister Jens Bode bedeutete die letzte Liefertour nicht nur einen Abschied von der Bremer Tradition, sondern auch von seinem Beruf. „Es war ein Traumjob, der nun leider zu Ende geht“, erklärte der Stallmeister damals. Es gab keinen Grund zur Freude und entsprechend wurde der Wagen auch nicht groß geschmückt. Es gab weder Luftballons noch Blumen. „Wir möchten uns mit einem ganz normalen Arbeitstag ohne großen Aufhebens verabschieden“, so Bode. Er und seine Mitarbeiter im Pferdestall wechselten anschließend in die Abteilung Logistik.

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