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Bremer Innenstadt Kristina Vogt beerdigt Domshof-Pläne

Geht es nach Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt, bekommt der Bremer Domshof weder eine Düne noch einen Pavillon. Sie will die Pläne aus Kostengründen kassieren.
30.05.2025, 19:21 Uhr
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Kristina Vogt beerdigt Domshof-Pläne
Von Jürgen Hinrichs

Geht es aus wie beim Hornberger Schießen? Enden die Pläne für den Bremer Domshof mehr oder weniger im Nichts? Könnte durchaus sein, wie eine Vorlage für den Senat verrät, die dem WESER-KURIER vorliegt. Darin werden zwar noch einmal ausführlich die Details der beabsichtigten Umgestaltung aufgelistet, darunter der Bau einer Düne und eines Pavillons – ganz zum Schluss öffnet das zuständige Wirtschaftsressort aber die Tür, diese beiden wesentlichen Elemente des Entwurfs zu verwerfen.

„Die Mittel für die Umsetzung des Domshof werden jetzt nicht zur Verfügung gestellt“, schlägt die Behörde vor. Der Umbau könne damit nicht im vorgesehenen Zeitraum realisiert werden. Das ist vorsichtig formuliert und lässt die Möglichkeit zu, irgendwann doch noch mit dem Umbau zu beginnen. Nach dieser langen Vorgeschichte, mehr als zehn Jahre, und den vielen Verwerfungen, die es bei dem Projekt gegeben hat, läuft es aber wohl darauf hinaus, dass Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Linke) sich aus der Planung verabschiedet.

Dem Vernehmen nach geschieht das aus zwei Gründen. Zum einen sind es die Kosten: Gerechnet wird mit annähernd zehn Millionen Euro – Geld, das in der notorisch angespannten Lage des Bremer Haushalts und dem generellen Sparzwang dringend für andere Zwecke benötigt wird. Zum anderen gibt es starken Widerstand in der Bevölkerung. Zuletzt hatte sich auch der Landesdenkmalpfleger und der Bund Deutscher Architektinnen und Architekten im Lande Bremen gegen eine massive Veränderung des Domshof ausgesprochen.

Aufwallungen wegen der Düne

Regelrechte Aufwallungen verursacht insbesondere die geplante Erhebung am unteren Ende des Platzes. Sie ist im finalen Entwurf zwar nicht mehr so hoch wie ursprünglich vorgesehen – statt vier Meter nur noch knapp zwei –, die Düne löst aber trotzdem weiterhin Kopfschütteln aus. Gestutzt wurde in den Skizzen auch der Pavillon in Nähe des Doms, er soll zehn Meter aufragen und keine 13 mehr.

Sollte sich Vogt im Senat durchsetzen, kommen weder Düne noch Pavillon. Den Domshof so belassen wie er ist, will sie gleichwohl nicht. Auch das geht aus der Vorlage für die Regierung hervor. Die Behörde attestiert dem 8000 Quadratmeter großen Platz „zentrale Defizite“. Er müsse funktional und gestalterisch angepasst werden.

An Beispielen wird in dem Papier deutlich gemacht, was das konkret heißt: Mehr Raum für die Außengastronomie vor Markthalle Acht und Manufactum. Damit einher geht eine neue Regelung für den Radverkehr. Er soll in Zukunft auf der gegenüberliegenden Seite entlanggeführt werden, vorbei an Domshof-Passage, Deutsche Bank und dem Gebäude der ehemaligen Landesbank.

Die Bäume auf dem Domshof sind nach Auffassung der Behörde auf Dauer nicht „überlebensfähig“, weil sie für ihre Wurzeln nicht genügend Erde haben. Grund ist der Bunker unter dem Platz. Die Düne würde als Aufschüttung Abhilfe schaffen. Wenn sie nicht gebaut wird, müssen für die Bäume andere Lösungen her.

Zerfledderter Wochenmarkt

in weiterer Punkt, der so oder so ansteht, ist die Barrierefreiheit. Mit den vielen Bordsteinen sollen Stolperfallen entfernt werden. Schließlich der Wochenmarkt: Er wird schon lange als unzulänglich angesehen, vor allem an den ersten Tagen der Woche, wenn weniger Stände aufgebaut sind und der Markt zerfleddert wirkt. Nun soll er eine strenge Ordnung bekommen. Die Fläche wird in Raster aufgeteilt – erst wenn eines davon vollgelaufen ist, beginnt der Aufbau im nächsten. Die Versorgung der Stände könnte zu einem Teil aus dem Bunker heraus organisiert werden.

Es steht also etwas an für den Domshof, in weiten Teilen aber nicht so, wie bisher vorgesehen. Die von den Linken geführte Wirtschaftsbehörde wollte dazu am Freitag nicht Stellung nehmen.

Reaktionen kamen aber von der SPD und den Grünen in der Regierungskoalition. „Nach dem langen Prozess wäre es äußerst schade, wenn die Pläne nicht verwirklicht würden“, erklärte Volker Stahmann, wirtschaftspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion. Der Domshof könne so nicht bleiben. „Für mich es aber okay, wenn wir das Projekt wegen der Haushaltsprobleme nach hinten verschieben.“ ­Ähnlich äußerte sich Emanuel Herold von der Grünen-Fraktion: „Die Situation des Haushalts ist dramatisch, es gibt deshalb zurzeit andere Prioritäten als den Domshof.“ Die „sehr ordentlichen“ Pläne hätten sich damit aus seiner Sicht aber nicht völlig erledigt, betonte der ­Abgeordnete: „Das ist kein historischer Entwurf.“

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