Herr Redder, es ist amtlich: Sie ziehen für die FDP in den Bundestag ein. Wann hatten Sie Gewissheit?
Volker Redder: Gewissheit hatte ich erst am Montagmorgen, als das vorläufige Endergebnis feststand. Aber ab ein Uhr nachts war das Gefühl da, dass es gereicht hat. Zu dem Zeitpunkt kamen auch die ersten Glückwünsche aus dem Bund.
Sie haben mit 7,5 Prozent ungefähr das gleiche Ergebnis erzielt wie der bislang letzte Bremer Liberale im Bundestag, Torsten Staffeldt. Wie zufrieden sind Sie damit?
Ich bin sehr zufrieden, aber mehr geht natürlich immer. In jedem Wahlkampf werden sicherlich auch Fehler gemacht, die wir im Nachhinein aufarbeiten müssen. Aber das ist ein Thema für die kommenden Wochen. Die Wahl hat auf der anderen Seite aber auch bestätigt, dass es in Bremen ein gutes liberales Niveau gibt – zumindest zur Bundestagswahl. Natürlich erhoffen wir uns in diesem Punkt mehr Rückenwind für die nächste Bürgerschaftswahl.
Bundesweit konnte Ihre Partei vor allem bei jungen Menschen punkten. 20 Prozent der unter 30-Jährigen haben die Liberalen gewählt. Hat Sie das überrascht?
Nein. Wir wissen schon länger, dass junge Menschen sich bei uns gut aufgehoben fühlen. In Eigenverantwortung aufzusteigen, ist für viele Jüngere ein großes Ziel. Das gilt für alle sozialen Schichten und ist auch in Bremen deutlich zu spüren. Bei unserer Wahlparty waren drei Viertel der Gäste junge Leute. Die Hotelbetreiberin war ganz irritiert und hat gefragt, ob die wirklich zur FDP gehören. Wir sind ja auch in Schulen unterwegs gewesen, und da gibt es meiner Meinung nach zwei ähnlich große Gruppen: Pessimisten und Optimisten. Die Pessimisten würden am liebsten alles verbieten und gar nichts mehr machen. Die Optimisten fühlen sich von uns angesprochen.
Die FDP wird mit ziemlicher Sicherheit an der neuen Bundesregierung beteiligt sein. Ampel- oder Jamaika-Koalition, was wünschen Sie sich?
Sie wissen ja, was Christian Lindner sich wünscht. Aber eigentlich ist es egal, denn wir müssen dieses Mal unsere Positionen durchbringen. Das haben wir 2017 nicht geschafft. Natürlich gehören auch Kompromisse dazu, aber ich bin zuversichtlich, dass wir das mit den Grünen hinkriegen. Wir haben ja zum Beispiel beim Klimaschutz das gleiche Ziel – nur unsere Wege unterscheiden sich. Eine rote Linie ist das Thema Steuererhöhung, die wir nicht akzeptieren werden.
Wann steht die neue Regierung?
Ich habe mal gewettet, dass Angela Merkel in diesem Jahr noch die Weihnachtsansprache hält. Das ist nicht unrealistisch. FDP und Grüne werden sich vermutlich relativ schnell einig, obwohl mehr als 100 Punkte auf der Liste stehen, die es zu klären gilt. Die Gespräche zwischen diesen Parteien laufen ja bereits, was auch der richtige Weg ist. Deutlich zeitaufwendiger dürften dann die Verhandlungen mit der CDU und der SPD werden.
Wie geht es für Sie jetzt weiter?
Ich bin gerade (Montag, 13 Uhr, d. Red.) auf dem Weg nach Berlin. Heute Morgen hat mich ziemlich überraschend eine Mail erreicht, dass die FDP am Nachmittag schon antreten soll. Da hatte ich gerade mal anderthalb Stunden Schlaf hinter mir. Ich dachte, es gibt etwas mehr Vorlaufzeit. Aber natürlich freue ich mich, dass es direkt losgeht. Wir müssen viele Formalitäten erledigen, werden als Neulinge von den Altgedienten begrüßt und sprechen dann auch ziemlich bald über Inhalte. Bis Freitag ist jeden Tag volles Programm geplant.