Wenn Sie in diesen März-Tagen morgens die Scheiben des Autos von einer Eisschicht befreit haben, um dann wenig später am Zielort Supermarkt vor dem weißen Spargel – der 500-Gramm-Bund zu 4,99 Euro – zu stehen, dann lassen sich zwei Dinge erahnen. Erstens: Der Spargel, der die berechtigte Sehnsucht des 0421-Lands nach dem Frühjahr befeuert, hat auf seinem Weg von Peru nach Bremen vermutlich mehr Bonus-Flugmeilen gesammelt als Sie in Ihrem bisherigen Leben. Und zweitens: Wir steuern unweigerlich auf Ostern zu.
Okay, das hat vergangene Woche an dieser Stelle schon der Verweis auf den Beginn der Fastenzeit am Aschermittwoch angedeutet. Aber um dem Bildungsauftrag einer Qualitätszeitung nachzukommen, nun folgende Ergänzung zum Wochenende mit dem fünften Sonntag vor dem Osterfest: Im Kirchenkalender wird der als Reminiszere geführt. Dank fundierter altsprachlicher Grundkenntnisse aus den Asterix-Heften der Kindheit führt mich das zu dem Schluss, dass die Bezeichnung irgendwie mit der Aufforderung zu haben muss, sich zu erinnern.
Das hat diese Woche auch die Bremer CDU getan, bei der die christliche Verbundenheit – passend zum vorösterlichen Zeitpunkt – zum Markennamen gehört. Denn sie hat sich an das Projekt einer Seilbahn für Bremen erinnert. Diese Idee geistert zwar schon seit 2019 durch die Stadt, doch da es aktuell zunehmend Abenteuercharakter bietet, über marode Brücken von einer Weserseite auf die andere zu gelangen, war es offenbar an der Zeit, sie aufzuwärmen. Wieso auch nicht, genau dafür ist die Opposition ja da: um den Regierenden ab und an ein schönes Ei ins Nest zu legen. Zumal der rechtliche Rahmen vorhanden ist: Schließlich wurde das in seiner so langen wie flachlandigen Geschichte stets seilbahnlose Bremen aufgrund der EU-Richtlinie 2000/9/EG schon 2004 dazu verdonnert, das Bremische Seilbahngesetz zu verabschieden.
Dann mal nichts wie los! Als unmittelbar Betroffener täglicher Querungsversuche von links nach rechts der Weser mit dem Ziel Innenstadt könnte ich mit einer drahtigen Verbindung vom Bahnhof Neustadt gen Gröpelingen zwar eher nichts anfangen, weil sie für mich in die falsche Richtung abbiegt – aber bitte, wenn das zur Lösung der Bremer Verkehrsprobleme beiträgt, bin ich sofort dabei. Den Einwand, dass ein klein wenig mehr Tempo bei jahrzehntelangen Endlos-Projekten – A281-Ringschluss samt Wesertunnel oder Straßenbahnausbau gen Süden – schon längst zur Entlastung der Weserbrücken hätte beitragen können, verbuchen Sie gern als kleinlich. Und über Geld zur Finanzierung des nächsten Luftschlosses wollen wir schon mal gar nicht reden. Nicht, dass Bremen zur Gegenfinanzierung von was auch immer am Ende darüber nachdenkt, zum Beispiel wieder Kita-Gebühren zu erheben. Das wäre doch irgendwie zu einfach, oder?
Tagebucheintrag: Auf die Gefahr hin, dass seine Existenz Ihnen bisher unbekannt war: Der Bundesverband Ei hat gewarnt, dass zurzeit weniger Eier produziert werden als nachgefragt. Verbraucher sollten sich mit Blick auf Ostern frühzeitig eindecken. Das mache ich, in meinem Supermarkt liegen die Eier ganz nah beim Spargel.