Nach einmonatiger Zwangspause ist die Bremer Bürgerpark-Tombola wieder angelaufen. Seit Montag sind in der City und am Tombomobil wieder Lose zu bekommen, am Dienstag folgten die Einkaufscenter. Ob der Veranstalter eine Verlängerung beantragt, ist noch nicht abschließend geklärt. Darüber werde man sich in den kommenden Tagen Gedanken machen, sagt Tombola-Geschäftsführer Dietmar Hoppe. Zunächst bedürfe es einer Bestandsaufnahme. „Dann muss die Beurteilung der Lage zügig kommen.“
Unter normalen Umständen würde die Bürgerpark-Tombola nur noch bis zum 10. Mai dauern. „Der Neustart beginnt jetzt in der drittletzten Woche“, sagt Hoppe. Und zwar unter Bedingungen, die keineswegs den Verhältnissen vor dem Verkaufsstopp am 18. März entsprechen. Bis sich der übliche Kundenstrom wieder einstellt, dürfte noch einige Zeit vergehen. „Wir rechnen mit deutlich geringerem Umsatz.“ Auch das strahlende Frühlingswetter garantiert nicht automatisch einen großen Zuspruch. „Alles über 20 Grad ist nicht Tombola-Wetter“, so Hoppe. „Dann geben die Leute ihr Geld lieber für ein Eis aus als für Lose.“
Ob Verlängerung oder nicht: Der Direktor des Bürgerparks, Tim Großmann, macht sich kaum noch Hoffnung auf eine Überweisung im üblichen Rahmen. Im vergangenen Jahr seien 300.000 Euro für den Bürgerpark abgefallen. „Diesmal wird es mit Sicherheit nicht mehr den großen Betrag geben.“ Seine Einschätzung: „Wenn sich bis Ende der Woche kein Umsatz abzeichnet, können wir auch regulär zumachen.“ Ähnlich sieht es Hoppe: Eine Verlängerung lohne nur mit Aussicht auf guten Losverkauf. Wobei schon jetzt klar sein dürfte, dass die verlorenen vier Wochen kaum noch aufzuholen sind. „Das ist immer unsere ertragreichste Zeit“, sagt Hoppe.
In einer solchen Situation hilft dem Bürgerpark jeder Cent. Um zu helfen, hat bereits vor mehr als einer Woche ein Privatmensch die Initiative ergriffen, der lieber anonym bleiben möchte. Seither ziert ein Spendenaufruf in Klarsichtfolie die Infoschilder an den Zugängen zum Bürgerpark. Mit Hinweis auf das vorzeitige Ende der Bürgerpark-Tombola und diverse andere Einnahme-Ausfälle appelliert der oder die große Unbekannte an das gute Herz der Parknutzer. „Jede noch so kleine Spende hilft. Nehmen Sie es einfach als Eintrittsgeld in einen wunderschönen Park, der uns immer und kostenlos zur Verfügung steht.“ Alternativ biete sich auch eine Mitgliedschaft im Bürgerparkverein an.
Eigenmächtige Initiative
Wer sich hinter der Initiative verbirgt, weiß auch der Parkdirektor nicht. Abgestimmt mit dem Bürgerparkverein war das hehre Ansinnen jedenfalls nicht. Eigentlich hält Großmann nicht viel von eigenmächtigen Initiativen. „Normalerweise reagieren wir auf so etwas empfindlich“, sagt er. Zumal es vor Jahren auch schon mal einen Spendenaufruf in betrügerischer Absicht gegeben habe. Doch diesmal habe alles seine Ordnung, die angegebene Kontonummer stimme mit der des Bürgerparkvereins überein. „Deshalb finden wir, das ist eine ganz tolle und liebenswerte Aktion.“
Womöglich ist es nicht zuletzt dieser Aktion zu verdanken, dass sich der Bürgerparkverein seit Beginn des Lockdowns über 50 bis 60 neue Mitgliedschaften freuen kann, insgesamt gehören ihm jetzt 2800 Menschen an. Hilfreich sei auch das große Interview mit ihm im WESER-KURIER gewesen, sagt Großmann. „Seitdem sind etwas über 40.000 Euro gespendet worden, das ist natürlich sehr schön. Wir sind dankbar für jeden Euro, den wir bekommen.“ Gleichwohl kann selbst dieser Betrag das übliche Tombola-Geld nicht aufwiegen.
Und nicht nur diese Summe droht auszubleiben. Auch der Geldfluss aus den gastronomischen Betrieben im Bürgerpark ist vorerst versiegt. „Die Pacht haben wir vorläufig gestundet oder reduziert“, sagt Großmann. Schließlich könne man kein Geld von jemandem verlangen, der kein Geld verdient. Mit den Betrieben bestehe seit vielen Jahren ein enges und vertrauensvolles Verhältnis. „Es ist uns viel wichtiger, dass sie überleben.“ Allenfalls in der zweiten Jahreshälfte erwartet der Parkdirektor vielleicht „noch ein bisschen Pacht“.
Bis dahin muss der Bürgerparkverein irgendwie auskommen. Der privaten Initiative zugunsten des Bürgerparks will Großmann deshalb auch keinen Einhalt gebieten. „Die Zettel werden wir erst einmal hängen lassen“, sagt er. Mindestens solange, bis der nächste Regen kommt. Über mangelnde Beschäftigung wird es auf jeden Fall keine Klagen geben. „Arbeit haben wir genug im Park“, sagt Großmann.