Belebter, attraktiver und frequentierter soll die Bremer Innenstadt werden. Das ist klar, darauf können sich viele einigen. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Mustafa Güngör will das Zentrum aber vor allem familienfreundlicher haben. „Ich möchte am Wochenende einen Grund haben, mit Frau und Kindern in die City zu fahren“, sagt der Sozialdemokrat, der die „Herzkammer Bremens“ zu einer Erlebniswelt entwickeln möchte. Vor dem am Freitag anstehenden Innenstadt-Gipfel hatte sich der Fraktionschef zum Umbau der Domsheide zu Wort gemeldet und Fakten für oder gegen die Verlegung der Straßenbahn aus der Obern- in die Martinistraße eingefordert. Doch welche Positionen bezieht die SPD-Fraktion zu weiteren Wiederbelebungsmaßnahmen für die Innenstadt?
In der Hansestadt haben sich einige Ideen, Forderungen und Positionspapiere angesammelt, um dem Strukturwandel zu begegnen. Fraktionen, Verbände und Organisationen haben Konzepte vorgestellt. „Es mangelt nicht an Ideen, aber diese müssen koordiniert, gebündelt werden“, sagt Güngör. Deswegen unterstütze die Fraktion die vom Aktionsbündnis geforderte Innenstadtkoordination. „Die City braucht aber keine weitere künstlerische Leitung, sie braucht einen Kümmerer“, sagt Güngör. Es mangele nicht an Maßnahmen, sondern an der Umsetzung. Als ressortübergreifender Ansprechpartner solle die Person bei Bürgermeister Andreas Bovenschulte angesiedelt sein.
Damit ein Aufenthalt in der City interessanter und qualitativ besser wird, spricht sich der SPD-Fraktionschef für zügige Entscheidungen aus, was temporäre und dauerhafte Gastronomie in den Wallanlagen angeht. Zudem sollten die Spielanlagen am Hanseatenhof aufgewertet und ein Indoor-Eltern-Kind-Spielcafé für regnerische Tage geschaffen werden. Auch in Sachen Domshof wünscht sich Güngör mehr Tempo: Nach Vorbild des Münchener Viktualienmarktes sollten temporäre Bauten für Stände und Veranstaltungen installiert werden. Weitere SPD-Forderungen: Die City mit den Bereichen Kultur, Wohnen und Bildung ergänzen. Also mehr sozial gemischtes Wohnen ermöglichen oder die Hochschule zum Beispiel in einem Campus Am Brill ansiedeln
Was den Verkehr angeht, spricht sich die SPD-Fraktion dafür aus, dass die Haltestellen an der Domsheide an einem Ort zusammengelegt werden. Um eine Entscheidung zu treffen, ob dies wie vom Verkehrsressort favorisiert zwischen altem Postamt und Glocke passiert oder an einer zentralen Haltestelle an der Balgebrückstraße, soll es erst genügend Daten geben. Bis zu den Sommerferien soll die Verkehrsbehörde zusammen mit der BSAG prüfen, ob die Straßenbahn von der Obernstraße in die Martinistraße verlegt werden kann. Eine städtebauliche Betrachtung der Domsheide soll hinzukommen. Wie man die Obernstraße ohne Straßenbahn nutzen könne, sollte man während der Gleisbauarbeiten am Brill im Sommer ausprobieren. Dann werden die Bahnen sowieso über die Neustadt geleitet.
Für die Straße Am Wall fordert Güngör bessere Querungen und Verbindungen für Fußgänger vom Innenstadtkern aus. Das gleiche gelte für die Martinistraße, allerdings fordert die SPD-Fraktion dort, von den bisherigen Plänen der Einbahnstraße abzusehen und stattdessen die Martinistraße dauerhaft zweispurig (eine Fahrbahn pro Richtung) zu belassen. „Ein einjähriges Modellvorhaben ist aus unserer Sicht nicht nötig“, so Güngör.
Güngör ist fest davon überzeugt, dass trotz konträrer Ansichten alle Akteure das gemeinsame Ziel haben, die City zu beleben. „Wir müssen sachlich die Unterschiede zusammenbringen“, so Güngör. Für die langfristigen Vorhaben müssten über den Innenstadt-Gipfel hinaus auch junge und kreative Köpfe – etwa aus dem Bereich der Hochschulen – mit einbezogen werden, um zusätzliche Ideen, Impulse und Innovationen zu erhalten. Die Ergebnisse eines Kreativgipfels sollen gleichrangig mit jenen des Innenstadtgipfels behandelt werden.