Mit zum Teil langen Freiheitsstrafen endete am Mittwoch Bremens bislang größter Encrochat-Prozess vor dem Landgericht. Wie bereits in mehreren ähnlichen Verfahren gegen Drogen- und Waffenhändler hatte das Gericht keinerlei Zweifel an der Verwertbarkeit der von der französischen Polizei gehackten Daten des Messenger-Dienstes Encrochat, mit denen die Ermittlungsbehörden auch in Deutschland zahlreichen Kriminellen auf die Spur kam.
Für die in diesem Verfahren fünf angeklagten Männer aus Bremen bedeutete dies Haftstrafen von zehn Jahren und sechs Monaten, fünf Jahren, viereinhalb und zweieinhalb Jahren wegen Drogenhandels. Der fünfte Angeklagte wurde zu neun Jahren und sechs Monaten verurteilt. Für ihn wurde die Unterbringung in einer Entzugsklinik angeordnet. Die Verteidiger hatten jeweils auf deutlich geringere Strafen plädiert, zwei von ihnen auf Bewährungsstrafen. Zu den verhängten Freiheitsstrafen ordnete das Gericht die Einziehung von insgesamt etwa 3.750.000 Euro verteilt auf alle Angeklagten an.
Die fünf Männer hatten im vergangenen Jahr in Bremen im großen Stil mit Cannabis und Kokain gehandelt. Die Geschäfte wurden zum großen Teil über mit einer gesonderten Verschlüsselung arbeitende Krypto-Handys abgewickelt. Was die Täter nicht wussten, war, dass die Polizei ihre Nachrichten mitlesen konnte.
Der Prozess am Mittwoch war das fünfte Encrochat-Verfahren in Bremen, aber nicht das Letzte: Am Dienstag durchsuchte die Polizei wegen des Verdachts des bandenmäßigen Handeltreibens mit mehreren Hundert Kilogramm Cannabis 13 Wohn- und Geschäftsanschriften in Bremen. Dabei wurde ein 24-Jähriger festgenommen. Er befindet sich seither in Untersuchungshaft.
Neben Beweismitteln wie zum Beispiel Mobiltelefonen und Speichermedien konnten insgesamt 1,2 Millionen Euro in Form von Bargeld, hochwertigen Uhren, Schmuck sowie IT-Komponenten sichergestellt werden. Außerdem wurden Bankkonten gepfändet und zwei Immobilien mit Sicherungshypotheken belegt.
Auch dieser Großeinsatz mit mehr als 200 beteiligten Kräften beruhte auf Ermittlungen in Zusammenhang mit Erkenntnissen der entschlüsselten Encrochat-Daten. Im Fokus der Kriminalpolizei stehen derzeit vier Beschuldigte im Alter von 24 bis 28 Jahren.