Vom Eröffnungsfeuerwerk bis hin zu den Schalen für Pommes frites – auch die Schausteller auf dem Bremer Freimarkt müssen sich zunehmend mit Umweltschutz, Klimawandel und Nachhaltigkeit auseinandersetzen.
„Das wird in diesem Jahr ein großes Thema sein“, sagt Rudolf Robrahn, Vorsitzender des Bremer Schaustellerverbandes – und betont, dass die Kollegen auf dem Freimarkt-Gelände in dieser Hinsicht bereits gut aufgestellt seien.
Dabei gab es im Vorfeld durchaus Konflikte. „Das Eröffnungsfeuerwerk sollte abgesagt werden“, nennt Robrahn als Beispiel. Ein Grund: Die Böllerei sei eine erhebliche Belastung für die Tiere im angrenzenden Bürgerpark. Umweltverbände warnen zudem vor der Feinstaub-Belastung. Im Juli hatte die Deutsche Umwelthilfe ein Verbot von privatem Silvesterfeuerwerk in Städten gefordert. Und auch das Umweltbundesamt hatte zum Jahreswechsel 2018/19 bereits vor den gesundheitlichen Belastungen durch den freigesetzten Feinstaub gewarnt. „Die Wirkungen reichen von vorübergehenden Beeinträchtigungen der Atemwege über einen erhöhten Medikamentenbedarf bei Asthmatikern bis zu Atemwegserkrankungen und Herz-Kreislauf-Problemen“, hieß es dazu auf der Internetseite der Behörde.
Belastung für die Gesundheit
Eine akute Gefahr für die Gesundheit der Freimarktbesucher sieht Ute Dauert vom Umweltbundesamt durch das Eröffnungsfeuerwerk allerdings nicht. „Bei Höhenfeuerwerken wird der Feinstaub nicht bodennah, sondern in größeren Höhen freigesetzt und kann sich dort mit dem Wind rasch verteilen“, sagt die Expertin für die Beurteilung der Luftqualität bei der Bundesbehörde. Eine erhöhte Feinstaub-Konzentration sei auch bei nahen Messstationen „nicht oder nur geringfügig in den bodennahen Feinstaubkonzentrationen erkennbar“, betont sie.
Ein Höhenfeuerwerk wie das auf dem Bremer Freimarkt setze etwa 34 Kilogramm CO2-frei, rechnet Robrahn vor. Dies entspreche etwa der CO2-Bilanz von zehn Kilogramm Grillkohle, wenn sämtliche Umweltfaktoren von der Herstellung bis zum Transport der Kohle einbezogen würden. Die Expertin des Umweltbundesamts kann diese Zahlen zwar nicht bestätigen, wohl aber die Grundaussage des Schaustellers. „Feuerwerke sind aus unserer Sicht keine prioritäre Quelle für das Klimagas Kohlendioxid.“ Die Argumente von Schaustellern und Pyrotechnikern haben neben der fachlichen Expertise überzeugt: Das große Höhenfeuerwerk wird den Bremer Freimarkt am 18. Oktober gegen 21:45 Uhr auf der Bürgerweide offiziell eröffnen.
Becher aus Maisstärke
Auch in anderen Bereichen des Umweltschutzes hätten sich Veranstalter und Freimarkt-Schausteller in den vergangenen Jahren bereits umgestellt, betont Robrahn. So werde sämtlicher Strom für den Betrieb von Fahrgeschäften, Zelten und anderen Angeboten aus Windenergie gewonnen. „In diesem Punkt waren wir in Bremen immer die Vorreiter“, sagt der Verbandsvorsitzende und nennt als Beispiel dafür: „Als die klassische Glühbirne verboten wurde, da hatten hier schon 95 Prozent der Betriebe auf LED umgestellt“.
Und auch in diesem Jahr gebe es weitere Neuerungen in Sachen Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Einige Anbieter hätten die Pappschalen etwa für Pommes frites, die bisher mit einer Plastikschicht überzogen waren, durch vollständig abbaubare Schalen ersetzt. Auch bei Plastikbechern – zum Beispiel für Frozen Joghurt – gebe es Innovationen. „Da hatten wir früher transparente Plastikbecher. Jetzt gibt es Becher, die zwar auch transparent sind, aber die neuen Becher werden aus Maisstärke hergestellt. Der Vorteil: Diese Materialien zersetzen sich irgendwann“, betont Robrahn. Die Neuerungen hätten allerdings ihren Preis. „So etwas ist natürlich erheblich teurer“, räumt der Schausteller ein, versichert aber: „Das sind Dinge, die versucht man nicht gleich wieder auf den Verkaufspreis umzuschlagen.“