Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Bremer Gastronomie Kostet der Döner bald zehn Euro?

In Bremen steigen die Dönerpreise. Geschäftsführer Bülent Gök sieht die Schmerzgrenze bei zehn Euro. Wie Gastronomen mit Kostensteigerungen umgehen.
07.08.2024, 05:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Von Karolina Benedyk

Wenige Restaurants und Imbisse sind so präsent im Stadtbild wie der deutsche Döner. Kundinnen und Kundin werden schon zu Schülerzeiten angeworben. „Schülerdöner für 2,50 Euro“, hieß es an Dönerbuden in der Nähe von Schulen. Lange ein vergleichsweise günstiges Essen, das schnell auf der Hand verzehrt werden kann. Doch in den vergangenen Jahren stiegen die Preise infolge der Inflation. Nicht umsonst sehen viele Konsumentinnen und Konsumenten den Preis für eine Dönertasche als Maßstab für die Teuerungsrate an.

Auch in Internetforen werden die Dönerpreise mit der offiziellen Inflationsrate verglichen. Hiernach lag die Dönerpreisentwicklung zwischen 2016 und 2019 bei durchschnittlichen vier Euro. Seit 2020 soll der Dönerpreis sprunghaft auf ungefähr sieben Euro angestiegen sein. Wie teuer wird es noch und wie viel sind Menschen bereit, für den Döner zu zahlen?

Döner ist 'Deutschlands täglich Brot'
Bülent Gök, Geschäftsführer von Papai's

Bülent Gök ist Geschäftsführer von Papai’s. In Bremen hat er zwei Läden. In Hannover eröffnet er sein drittes Geschäft. „Ein Döner müsste zehn Euro kosten, um alle Kosten zu decken, Qualität zu liefern und die Mitarbeiter fair zu bezahlen“, sagt der Geschäftsführer. In seinem Laden kostet eine Dönertasche 8,50 Euro. „Man muss schauen, wie viel die Menschen noch bereit sind, für Döner zu zahlen, und wann man rote Zahlen schreibt“, sagt er. Nach eigenen Angaben verzichte er auf Profit, um den Spagat hinzukriegen.

Steige der Preis, ärgerten sich die Gäste, sagt Gök. „Döner ist ‚Deutschlands täglich Brot‘. Die Menschen erwarten, wie bei keinem anderen Gericht, bezahlbare Preise“, sagt er.

Dönerpreis kaum kostendeckend

In seinem Geschäft am Sielwall erzählt Gök, wie teuer die Herstellung eines Döners ist. Das Brötchen koste 70 Cent, für die Salate und Soßen zahle er einen Euro. 150 Gramm Fleisch pro Dönertasche liegen bei ungefähr 3,50 Euro, abhängig vom Fleisch. Für die Mitarbeiter, Energie und Miete zahle er 1,40 Euro. Das mache insgesamt 6,60 Euro. Rechnet man die Mehrwertsteuer raus, bleiben ihm pro Döner ungefähr 1,20 Euro.

„Betriebswirtschaftlich ist es eine Katastrophe“, sagt Gök. In der Gastronomie sei es üblich, das Dreifache der eigentlichen Ware zu verlangen. Das wären beim Döner 15 Euro. „Aber das zahlt ja keiner“, sagt er.

Bei Preiserhöhungen würden die Gäste direkt reagieren. Er habe das Gefühl, dass das bei McDonald‘s anders sei. Viele Kundinnen und Kunden seien gerade bei Dönern der Meinung, dass sie ein Recht auf günstige Preise hätten. Zudem gebe es für Dönerläden eine hohe Konkurrenz. „Und die sparen an der Qualität“, sagt er.

Möglicher Preisanstieg durch Mindestlohn

Ein traditioneller Dönerspieß besteht laut Gök zu hundert Prozent aus Fleisch. „Doch viele strecken den Spieß mit Paniermehl, Bindemittel und Geschmacksverstärkern“, sagt er. „Dadurch können sie Preise von fünf oder sechs Euro anbieten.“

Can Kebap sei nicht nur ein Dönerladen, erzählt der Inhaber, sondern ein Treffpunkt für viele Menschen. Seine Kunden kämen, um zusammen zu essen und zu reden. Cemil Yildiz ist seit neun Jahren Inhaber von Can Kebap. Wenn er über den Preisanstieg nachdenkt, schreckt er zurück. Ein Fleischspieß koste nun zwischen 220 und 260 Euro. Vor neun Jahren war es knapp die Hälfte. Seine Strom- und Energiekosten haben sich nach eigenen Angaben verfünffacht. „Natürlich macht sich das auch bei den Preisen bemerkbar“, sagt er.

Seine Stammkunden hätten Verständnis, dass er die Preise anpassen müsse. Vor allem, wenn er ihnen erzähle, wie hoch seine Ausgaben seien. „Aber auch sie kommen nicht mehr jede Woche, sie haben ja die gleichen Probleme“, sagt er. Die meisten kommen montags, zum Dönertag, „weil ein Euro viel ausmacht“, sagt Yildiz. Vor Corona seien zum Mittagstisch viele Schülerinnen und Schüler gekommen. Sein Lokal liegt in der Nähe der Stadtteilschule. 2,50 Euro konnte er einst für den Döner verlangen, jetzt sind es fünf Euro. Die Nachfrage der Schüler sei gesunken.

Gibt es für Döner eine Schmerzensgrenze?

Wenn der Mindestlohn steigt, dann müsse auch er die Preise anheben, sagt Yildiz. Er vermutet, dass für seine Kundschaft die Schmerzensgrenze bei acht Euro liege.

Gök dagegen glaubt, dass die Menschen nie aufhören, Döner zu essen. Der Gastronom liebt diese Spezialität nach eigenen Angaben auch privat. „Immerhin haben wir in Deutschland die Tasche erfunden, würzen mit speziellen Soßen“, sagt er. „In der Türkei heißt es auch Döner, aber es ist ein völlig anderes Gericht.“ Für ihn sei es ein typisch deutsches Gericht. Deswegen schaue er hoffnungsvoll in die Zukunft. Er ist überzeugt, dass die Preise mit steigendem Mindestlohn anziehen. Doch er glaubt auch: „Die Menschen sind bereit, das zu zahlen. Döner ist einfach mit nichts anderem vergleichbar.“

Lesen Sie auch

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)