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Senatsstreit über Aktionsplan Bahnhofs-Anlieger fordern Verbesserungen

Im Verein "Attraktiver Bremer Bahnhof" haben sich Anrainer des Hauptbahnhofs zusammengeschlossen. Er will nun wieder aktiver werden und hofft auf eine schnelle Lösung im Senatsstreit über den Aktionsplan.
07.01.2022, 13:04 Uhr
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Bahnhofs-Anlieger fordern Verbesserungen
Von Nina Willborn

Der Name drückt die Hoffnung für die Zukunft aus – die gegenwärtige Situation ist aber der Grund dafür, dass es den Verein "Attraktiver Bremer Bahnhof" überhaupt gibt. Dass sich der Senat bislang nicht über den Aktionsplan für den Hauptbahnhof und die angrenzenden Plätze einigen konnte, sieht Fritz Rößler, Besitzer des "Hotel zur Post", mit Besorgnis. Er will deshalb die Interessensvertretung aus Anrainern und Gewerbetreibenden, die sich seit 2019 in der Sicherheitspartnerschaft Bremer Bahnhof engagiert, wieder stärker beleben. Derzeit seien rund 20 Mitglieder aktiv, möglich wäre eine Zahl von rund 150. "Wir beziehen das Gebiet bis zum Wall mit ein", sagt Rößler.

Alkohol und Gewalt

In einer Erklärung schreiben die Anlieger, wie sie die Lage am Bahnhof wahrnehmen: "Alkoholmissbrauch, Drogenkonsum, Obdachlosigkeit, Bettelei, wahlloses Urinieren, Hinterlassen von Müll und Fäkalien, Belästigungen und aggressive Beschimpfungen oder Körperverletzungen häufen sich und sind im Bahnhof und um ihn herum an der Tagesordnung. Viele Bürger fühlen sich bedroht, Kunden meiden den Platz, und Bremen-Besucher hasten schnell durch diesen unwirtlichen und unangenehmen Ort hindurch. Diese Bestandsaufnahme ist täglich erfahrbar und unzweifelhaft." Die Situation habe sich "gewaltig zugespitzt", heißt es ebenfalls in dem Text.

Die Hoffnung des Vereins ist, dass die Politiker schnell eine Lösung für den derzeitigen Konflikt innerhalb des Senats finden. Bislang blockieren die Linken das Vorhaben von Innensenator Ulrich Mäurer (SPD). Er beabsichtigt, durch eine Änderung des Ortsgesetzes für den Bahnhofsbereich der Polizei zu ermöglichen, strikter gegen Obdachlose vorzugehen, die andere Menschen etwa im Bereich der Haltestellen belästigen. "Wir haben auf die Änderung des Ortsgesetzes gehofft. Sie wäre wichtig gewesen", sagt Rößler. "Aber ich kann auch die Beweggründe der Linken nachvollziehen." Ihr Argument ist bislang, dass es eine reine Verdrängung dieser Menschen nicht geben dürfe und stattdessen Alternativen für sie geschaffen werden müssten. Einigungsversuche zwischen Innenressort und der Fraktion waren vor Weihnachten ohne Ergebnis geblieben – geplant ist nach Angaben des Innenressorts, dass sich der Senat in seiner Sitzung am 25. Januar erneut mit dem Aktionsplan befasst.

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Der Verein "Attraktiver Bremer Bahnhof" werde nicht auf Konfrontationskurs gehen, sagt Rößler. In den vergangenen Monaten habe es konstruktive Gespräche sowohl mit dem Innensenator als auch mit Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) gegeben. "Wir wollen nicht nur meckern. Unsere Überzeugung ist, dass man Lösungen findet, wenn man miteinander spricht", sagt Rößler. Wichtig sei ihm und den anderen, die rund um den Bahnhof wohnen und arbeiten, "dass sich schnell etwas tut".

"Dass auch Mitarbeiter der BSAG durch die Situation verunsichert sind und ihren Dienst am Hauptbahnhof nicht gerne beenden, weil sie sich unsicher fühlen, hat uns alarmiert", sagt der ehemalige Bremer Dehoga-Chef. Im Herbst war bekannt geworden, dass BSAG-Mitarbeiter das Schichtende am Bahnhof meiden. „Der Hauptbahnhof ist ein Knotenpunkt für das Ablösen des Fahrpersonals. Es gibt Kolleginnen und Kollegen, die mit Angstgefühlen dort aussteigen oder zur Ablösung gehen“, hatte Unternehmenssprecher Jens-Christian Meyer in unserer Zeitung bestätigt.

Pläne für Platz vor dem Museum

Was für die Bahnhofs-Anrainer klar ist: Corona hat die Situation verschlechtert. Die Hilfsstruktur für Wohnungslose und Drogenabhängige sei pandemiebedingt räumlich und zeitlich eingeschränkt worden, und ebenso seien Veranstaltungen nicht mehr wie geplant möglich. So sollte den Vor-Corona-Plänen des Vereins zufolge der Platz vor dem Überseemuseum permanent bespielt werden. "Wir hatten schon einen Strauß an Veranstaltungen zusammen, darunter ein Handarbeitsmarkt, Beachvolleyball und eine Eislaufbahn", sagt Rößler. Gleichzeitig sind ihm zufolge die bislang umgesetzten Maßnahmen, darunter der eingezäunte Szenetreff am Gustav-Deetjen-Tunnel, nicht ausreichend. Dieser "Käfig", wie er in der Szene auch genannt wird, "ist nicht das, was wir uns vorgestellt haben", sagt Rößler. "Da hätte es baulich attraktivere Lösungen geben können."

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