Unterschiedliche Reaktionen rufen die Vorschläge eines neuen Aktionsbündnisses aus Vertretern der innerstädtischen Wirtschaft, der Arbeitnehmer, Architekten und Investoren hervor. Die Initiative will mit ihren am Montag präsentierten Forderungen die Innenstadt schneller und gezielter entwickeln (wir berichteten). Deutlich wird, dass es bei den Punkten Verkehr (autofreie Innenstadt), der Bündelung der City-Planung und einer neuen Bildungsimmobilie noch Diskussionsbedarf besteht.
„Die Pandemie darf kein Anlass sein, neuen Herausforderungen mit alten Antworten zu begegnen, deshalb ist die autofreie Innenstadt, ein Umbau der Martinistraße und eine Fahrradroute auf dem Wallring für uns die richtige Antwort auf die zahlreichen Fragestellungen“, sagt Maike Schaefer (Grüne), Senatorin für Mobilität und Stadtentwicklung. Sie könne dem Papier des Aktionsbündnisses Bremer Innenstadt in weiten Teilen zustimmen, zugleich stehe die City aber auch vor gewaltigen Anforderungen für eine nachhaltige Zukunft. „Einzelhandel, Büro und Gewerbe werden in Zukunft ganz anders und neu definiert“, so Schaefer.
Bei diesen Prozessen müsse an den unbedingt notwendigen Klimaschutz gedacht werden. Momentan laufe bereits das Aktionsprogramm Innenstadt, die Fortschreibung des Verkehrsentwicklungsplans und die Vertiefung des Innenstadtkonzepts, wo jeweils viele Akteure des Bündnisses mit am Tisch sitzen, auf Hochtouren. Viele weitere Prozesse laufen in anderen Ressorts, dies alles müsse sorgfältig miteinander verknüpft werden. „Für die Koordination schlagen wir eine ressortunabhängige neutrale Innenstadtintendanz vor“, sagt Schaefer. Also eine objektive Expertin oder ein Fachmann, dessen Position man noch schaffen muss.
Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) freut sich über das Engagement des Aktionsbündnisses und sieht die Lösung nur in einer guten Zusammenarbeit. „Das Aktionsprogramm ist ein konstruktiver Beitrag zu Diskussion und zeigt: Zwischen dem Aktionsbündnis und der Politik gibt es deutlich mehr Gemeinsamkeiten als Differenzen“, sagt Bovenschulte. Vor diesem Hintergrund wolle er alle Beteiligten zu einem zweiten Innenstadtgipfels einladen.
„Ziel muss es sein, die Erreichbarkeit der City zu verbessern und gleichzeitig die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt zu erhöhen. Dies wird nur funktionieren, wenn wir den Umweltverbund stärken und gleichzeitig in den Umbau der Innenstadt investieren“, sagt Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Linke). Die Besucher müssen deutlich merken, welche Vorteile entstehen, wenn es in der Innenstadt perspektivisch keinen Autoverkehr mehr gibt. „Davon profitieren die Besucher und der Handel.“
Die Vorschläge einer neuen Bildungsimmobilie und eines zentralen Bürgerservicecenters in der City unterstützt Vogt. Mit einem guten Bürgerservice in der Innenstadt könnte auch gleichzeitig ein sogenannter „Dritter Ort“ entstehen, also ein Ort, an dem man sich neben der Arbeit und dem Zuhause gerne aufhalte und seine Zeit verbringe.
„Was der rot-grüne-rote Senat in eineinhalb Jahren nicht hinbekommen hat, liefert nun ein übergreifendes Aktionsbündnis“, sagt Thore Schäck (FDP). Es sei ein „umfassendes, echtes Innenstadt-Konzept mit vielen interessanten Ideen.“ Die FDP fordert den Senat auf, sich ernsthaft mit diesem Konzept auseinanderzusetzen und die Rettung der Innenstadt endlich ernst zu nehmen. Heiko Strohmann (CDU) freut sich darüber, dass das Bündnis Vorschläge – ein Standort für Bildung und Wissenschaft, Bündelung der Aktivitäten – aus dem Positionspapier der CDU-Fraktion aufgenommen hat. „Wir haben schon früh gesagt, dass die Prozesse aus einer Hand kommen müssen“, so Strohmann. Und er rät: „Wir müssen aufhören über Begrifflichkeiten wie autoarm und autofrei zu diskutieren und mal konkret werden.“
Das Aktionsbündnis habe die Welt nicht neu erfunden, sondern viele Punkte aufgegriffen und neu zusammengesetzt, die schon länger diskutiert werden, heißt es vom BUND, der viele der Vorschläge unterstützt. Für den Landesvorsitzenden Dieter Mazur ist aber auch klar, dass die autofreie Innenstadt der Schlüssel für mehr Lebens- und Aufenthaltsqualität gerade in den vernachlässigten Lagen der Altstadt ist. „Breit beschlossene und durchfinanzierte Projekte wie Wallring und Domsheide dürfen nicht wieder in Frage gestellt werden“, so Mazur. Der Umbau der Domsheide sei überfällig, eine Verlegung der Straßenbahn in die Martinistraße völlig abwegig.