Auf die Krankenhausstandorte Ost und Links der Weser (LdW) kommen Veränderungen zu. Der Aufsichtsrat des stadteigenen Klinikkonzerns Gesundheits Nord (Geno) trifft voraussichtlich am kommenden Freitag Entscheidungen, die Auswirkungen auf das medizinische Profil der beiden Häuser haben werden.
Nach Informationen des WESER-KURIER ist am LdW eine Erweiterung der Intensivstation geplant. Auf einem vorhandenen Fundament, auf dem früher OP-Container standen, soll demnach ein Modulbau mit 24 Betten platziert werden. Diese zusätzlichen Kapazitäten würden es dem Herzzentrum des LdW ermöglichen, die Zahl der Operationen zu steigern. Der Erweiterungsbau soll rund zehn Millionen Euro kosten und innerhalb eines Jahres betriebsbereit sein.
Was langfristig aus dem LdW wird, ist nach wie vor ungeklärt. Ein 2021 vom Senat beschlossenes Gutachten zur Zukunft des Standortes steht noch aus. Darin sollen zwei Neubauvarianten und die Schließung und komplette Verlagerung ans Klinikum Mitte untersucht werden. Die Auftragsvergabe für das Gutachten wurde jedoch schon im ersten Quartal angehalten. Aktuell wird stattdessen geprüft, ob eine Sanierung der teilweise maroden Bausubstanz realistisch wäre. Ergebnisse sollen gegen Jahresende vorliegen.
Auch das Klinikum Bremen-Ost (KBO) steht vor Veränderungen. Während die Allgemeinchirurgie dort erhalten bleiben soll, steht bei der Unfallchirurgie eine Teilschließung im Raum. Zwar wird voraussichtlich eine Basisversorgung für den Stadtteil erhalten bleiben, die meisten unfallchirurgischen Operationen von Patienten aus dem Bremer Osten sollen jedoch künftig am Klinikum Mitte ausgeführt werden. Die entsprechenden stationären Kapazitäten – die Rede ist von zehn Betten – wandern an die St.-Jürgen-Straße ab, sofern der Aufsichtsrat dem Vorschlag der Geno-Geschäftsleitung folgt. Sie verfolgt schon länger das Ziel, am KBO die vorhandenen Schwerpunkte in der Neurologie, Altersmedizin und Psychiatrie auszubauen, die chirurgischen Ressourcen des Klinikverbundes aber stärker am Klinikum Mitte zu bündeln. Offen bleibt deshalb vorerst auch, was aus dem Lungenzentrum samt Thorax-Chirurgie am KBO wird. Erwartet wird, dass der Aufsichtsrat einen Prüfauftrag zu einer möglichen Verlagerung des Lungenzentrums nach Mitte erteilt.
Beim Betriebsrat des Klinikums Ost kommen die Einschnitte bei der Chirurgie naturgemäß schlecht an. "Das wird negative Auswirkungen auf andere Abteilungen wie unsere Innere Medizin haben", ist Betriebsratsvorsitzender Markus Rohdenburg überzeugt. Er befürchtet eine ähnliche Entwicklung, wie es sie nach dem Abzug von Gynäkologie und Geburtshilfe am LdW gegeben hat. Dort gingen nicht alle Beschäftigten mit ans Eltern-Kind-Zentrum Mitte. Einige Mitarbeiter kündigten stattdessen und suchten sich neue Arbeitgeber – was derzeit gerade für Pflegepersonal ein Leichtes ist. "Das könnte sich am KBO wiederholen", ahnt Rohdenburg.
Der CDU-Gesundheitspolitiker Rainer Bensch sieht in der aktuellen Entwicklung am KBO "ein Alarmzeichen". Die Verlagerung der Unfallchirurgie sei nicht eingebettet in eine langfristige Strategie und werde auch nicht gemeinsam von Geschäftsführung, Gesundheitssenatorin und Beschäftigten getragen. "Auf das LdW-Chaos folgt jetzt das KBO-Chaos", urteilt Bensch. "Wer den großen Tanker Geno umsteuern will, braucht aber unbedingt eine langfristige Vorstellung von der Entwicklung des Klinikverbundes."
Unbeantwortet bleibt aus Benschs Sicht weiterhin die Frage, wie sich die Bremer Krankenhauslandschaft insgesamt weiterentwickeln soll. Zu ihr gehören neben den Geno-Kliniken auch die vier freigemeinnützigen Häuser Diako (Gröpelingen), St.-Joseph-Stift (Schwachhausen), Rotes-Kreuz-Krankenhaus (Neustadt) und Roland-Klinik (Huckelriede) sowie die private Paracelsus-Klinik in der Vahr. Bremen brauche dringend eine Fortschreibung seiner Landeskrankenhausplanung. In diesem langfristigen Rahmen müsse zudem die stationäre Gesundheitsversorgung besser mit dem ambulanten Sektor verzahnt werden.