Die Jacobs University in Bremen-Nord soll auch weiterhin öffentlich bezuschusst werden. Geht es nach dem Wirtschaftsressort des Senats, bleibt es in etwa bei der bisherigen Höhe von drei Millionen Euro pro Jahr, nur die technischen Modalitäten der Förderung ändern sich. Der Plan von Senator Martin Günthner (SPD) garantiert eine heftige politische Kontroverse, hatte die rot-grüne Koalition doch versprochen, dass nach 2017 kein Geld mehr aus der Landeskasse an die defizitäre Privathochschule fließen soll.
Der Zeitpunkt des Vorstoßes ist kein Zufall. In den nächsten Wochen stehen zwei Termine an, die für die Zukunft der Jacobs University von Bedeutung sind. Nach Informationen des WESER-KURIER wird der Stiftungsrat der Jacobs Foundation Ende April darüber entscheiden, ob die Privathochschule für einen Förderzeitraum bis 2027 maximal 100 Millionen Schweizer Franken erhält. Die Jacobs Foundation ist eine vom 2008 verstorbenen Bremer Kaffee-Unternehmer Klaus J. Jacobs gegründete Stiftung, die aus ihren Kapitalerträgen weltweit Bildungsprojekte fördert.
Vertreter des Stiftungsrates hatten offenbar signalisiert, dass vor einer endgültigen Zusage über die 100 Millionen Euro Klarheit darüber bestehen müsse, ob sich die Stadt weiterhin finanziell engagiert oder nicht. Unausgesprochen steht seither im Raum: Die Stiftung könnte sich auch komplett aus der Finanzierung der Jacobs-Uni zurückziehen, falls Bremen aussteigt. Das wäre gleichbedeutend mit dem Aus für die Privathochschule. Der sogenannte dreiseitige Vertrag, den Stadt, Jacobs-Uni und Jacobs Foundation 2013 abschlossen, gibt der Foundation das Recht, ihre Zahlungen jederzeit einzustellen.
Der andere wichtige Termin ist der Landesparteitag der Bremer SPD am 21. April. Auch dort wird die Zukunft der Jacobs-Uni Thema sein. Die Jusos fordern in einem Antrag, die Finanzierung der Privathochschule aus öffentlichen Mitteln zu beenden und sie in eine der staatlichen Hochschulen einzugliedern, falls sie ohne Subventionen nicht überlebensfähig sein sollte.
Studentenzahl soll sich verdoppeln
In dieses Spannungsfeld widerstreitender Forderungen platziert Senator Günthner nun seinen Vorschlag: Demnach soll Bremen einen laufenden Kredit der Jacobs University über 50 Millionen Euro, der mit einer Landesbürgerschaft besichert ist, übernehmen. 46 Millionen Euro sind davon noch offen. Die Privathochschule bediente das Darlehen zuletzt mit rund drei Millionen Euro jährlich. Der Entlastungseffekt bei Tilgung und Zinsen für die Uni entspräche also ziemlich exakt dem bisherigen direkten Zuschuss, den sie von 2013 bis 2017 alljährlich auf der Grundlage des dreiseitigen Vertrags aus der Landeskasse erhielt. Einziger Unterschied: Es würde sich künftig nicht mehr um eine direkte, sondern um eine indirekte Subvention handeln – gesparte Zinsen statt eines Schecks der Finanzsenatorin.
Formal wäre damit auch Rot-Grün aus dem Schneider. Denn die alte Landesregierung unter Bürgermeister Jens Böhrnsen hatte ja nur versprochen, die Jacobs University nach 2017 nicht mehr unmittelbar zu fördern. Martin Günthner ist nach eigenen Worten davon überzeugt, dass sich die Jacobs University „am Ende dieses Weges aus eigener Kraft finanzieren kann“. Diese Zuversicht schöpft er aus der positiven wirtschaftlichen Entwicklung der Privat-Uni in den vergangenen Jahren.
Noch 2012 klaffte dort ein riesiges Loch im Haushalt, rund die Hälfte des 50-Millionen-Euro-Jahresetats musste durch Zuschüsse der Jacobs Foundation abgedeckt werden. Inzwischen ist die Uni längst nicht mehr so defizitär. Unter der kürzlich ausgeschiedenen Präsidentin Katja Windt wurden die Kosten im Rahmen eines strikten Sparkurses um rund ein Drittel gesenkt. Zugleich setzt die Jacobs University immer stärker auf finanziell einträgliche Bachelor-Studiengänge.
Die Privathochschule will die Zahl ihrer Studenten von derzeit knapp 1400 langfristig verdoppeln. Für Bremen würde sich das insofern lohnen, als jeder zusätzliche Einwohner der Stadt jährlich rund 5000 Euro zusätzlich einbringt. Dieser fiskalische Effekt ergibt sich über die Finanzverteilung zwischen Bund und Ländern. Derzeit fließen Bremen über die Einwohnerwertung der Jacobs-Studenten rund acht Millionen Euro zu.
Bei aller zur Schau gestellten Zuversicht des Wirtschaftssenators ist gleichwohl klar: Der Senat hat kaum ernsthafte Alternativen zur Fortsetzung der staatlichen Unterstützung. Die Jacobs-Uni ist ein zentraler Baustein des Strukturwandels in Bremen-Nord. 1999 gegründet, sollte sie nach dem Niedergang der alten Industrien neue Perspektiven und qualifizierte Jobs schaffen. Derzeit ist die Privathochschule mit 400 Beschäftigten viertgrößter Arbeitgeber in Bremen-Nord. Eine Abwicklung der Jacobs-Uni würde Bremen einen dreistelligen Millionenbetrag kosten – von den Mühen einer Restrukturierung des Grohner Campus-Geländes ganz zu schweigen.