Altkanzler Willy Brandt, von dem es heißt, er habe ein Faible für Grün-Weiß gehabt, und der einstige Bildungssenator Willi Lemke sind nur zwei Beispiele: Parteipolitisch gilt Werder Bremen schon seit jeher als "roter" Klub. Den neuesten Ausdruck der Verbindung von Grün-Weiß und der SPD präsentierte der Unterbezirk Bremen-Stadt am Montag in Form der sogenannten Quereinsteiger, die die Partei traditionell für Bürgerschaftswahlen verpflichtet. Im Mai 2023 schicken die Sozialdemokraten mit Werder-Präsident Hubertus Hess-Grunewald einen Prominenten des Bundesligisten ins Rennen. Ebenfalls um die Gunst der SPD-Wähler bewirbt sich Katharina Kähler, Leiterin der Bereiche Wohnungslosenhilfe sowie Kinder- und Jugendhilfe bei der Inneren Mission.
Da die Sozialdemokraten ihre Quereinsteiger – bei der Bürgerschaftswahl 2019 war der aktuelle Bürgermeister Andreas Bovenschulte einer von ihnen – traditionell im oberen Bereich der Wahlliste einsortieren, stehen die Chancen sowohl für Hess-Grunewald als auch für Kähler gut, Abgeordnetenmandate zu erhalten.
Wahlkampf und Werder
Bei Hubertus Hess-Grunewald liegt naturgemäß thematisch der Sport nahe, als Fachanwalt für Arbeitsrecht könne er sich aber auch in wirtschafts- und arbeitsmarktpolitische Themen einbringen, sagte er. "Wenn man als politisch denkender Mensch 40 Jahre Mitglied der Partei ist und dann gefragt wird, ob man die Politik der Stadt konstruktiv mitgestalten möchte, dann ist das eine Ehre", betonte Hess-Grunewald. "Ich bin berührt und stolz." Sein Präsidentenamt bei Werder, das er seit 2014 innehat, will der 61-Jährige nicht aufgeben und bei der Mitgliederversammlung im November erneut antreten. "Ich denke, dass beides miteinander vereinbar ist", findet er. Doppelfunktionen in Spitzenämtern sind bei Werder seit Längerem ein Thema: Im November wird über eine Satzungsänderung zu dem Thema entschieden – bislang ist Hess-Grunewald als Vereinsoberhaupt auch einer der Geschäftsführer der ausgegliederten Abteilung der Profi-Fußballer.

Katharina Kähler ist Bereichsleiterin bei der Inneren Mission.
Katharina Kähler repräsentiert den sozialen Themenbereich. "Ich will den Bezug zur Praxis in die parteipolitische Arbeit mit einfließen lassen", sagte die 42-Jährige. "Mein Kernanliegen ist der Kampf gegen die soziale Ungleichheit." Bürgermeister Bovenschulte lobte die Fachkompetenzen beider Kandidaten. "Ihre Fähigkeit, sie mit Empathie auch nach außen zu vertreten, wären eine erhebliche Verstärkung", sagte er. Der Bezirksvorsitzende Falk Wagner betonte, beide seien einstimmig nominiert worden. "Wir sind überzeugt, dass sie eine Bereicherung für unsere Arbeit sind." Über die genaue Verteilung der Plätze auf der Liste entscheidet ein Parteitag am 15. Oktober.
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