Seit gut sieben Monaten ist es nun in Betrieb, das erste Bremer Taubenhaus auf dem Dach des Parkhauses am Brill. Doch das Problem mit der üppigen Population des gurrenden Gefieders – Schätzungen gehen von bis zu 5000 Tieren aus – und vor allem mit deren Ausscheidungen ist noch nicht gelöst. Politisch hakt es an einem Fütterungsverbot für wild lebende sowie verwilderte Tauben im Stadtgebiet.
Einen entsprechenden Gesetzentwurf hatte der Senat zwar schon im vorigen April vorgelegt, aber bislang ist er nicht auf die Tagesordnung der Stadtbürgerschaft gelangt. Der FDP-Fraktion reicht es nun: Sie hat ein eigenes Positionspapier zum Thema formuliert, in dem sie vor allem den Grünen eine "Blockadehaltung" vorwirft.
Auch die Liberalen fordern an erster Stelle ein konsequentes Fütterungsverbot, bewehrt mit hohen Bußgeldern und durchgesetzt vom Ordnungsamt. "Wer Tauben und Wasservögel füttert, verstärkt das Chaos auf unseren Plätzen und Parks", heißt es zur Begründung. "Überzähliges Futter sorgt zudem für die Verunreinigung von Gewässern oder lockt nebenbei Ratten und weitere Schädlinge an." Eine Informationskampagne über die negativen Folgen des Fütterns soll die Maßnahme abrunden.
Die Geburtenkontrolle wollen die Liberalen noch über das im Taubenhaus übliche Verfahren – dort ersetzt ein Taubenwart die Gelege durch Plastikeier – ausweiten. So sollen "empfängnisverhütende Körner" in den offiziellen Fütterungsstationen "die Ei-Produktion sicher und nachhaltig verringern". Das Verfahren will man wissenschaftlich begleiten lassen.
Abschreckung und Vergrämung ist ein weiterer Vorschlag. Dies will man durch „bioakustische Systeme“ erreichen, also Töne, die für Tauben unangenehm, für Menschen aber nicht hörbar sind. Falkenattrappen und Lichtreflektoren sollen ergänzend eingesetzt werden. Um neue Brutplätze zu verhindern, werden verstärkt Netze und Spikes, also dichte Nagelreihen auf Simsen und Giebeln, an öffentlichen Gebäuden gewünscht. Auch den punktuellen Einsatz von Greifvögeln durch erfahrene Falkner hält die FDP für angebracht. Dies ist in anderen Städten und an Flughäfen bereits üblich.
Die von den Liberalen als Bremser attackierten Grünen reagieren versöhnlich. "Die meisten FDP-Forderungen klingen vernünftig und entsprechen unseren Vorstellungen", sagt Philipp Bruck, Fraktionsvize und Sprecher für Tierschutz. "Wir wollen selbst ein Fütterungsverbot und möglichst wenig Tauben in der Innenstadt." Allerdings wünsche man mehr Klarheit im Gesetzentwurf bei den dort vorgesehenen – legalen – Futterstellen.
Die braucht es, solange es nicht genügend Taubenhäuser gibt. Wie der Verein Bremer Taubenhaus, der die erste Unterkunft auf der Brill-Garage initiiert hat, fordert auch die FDP eine zügige Ausweisung neuer Standorte. Perdita Goltz, die Vorsitzende des Vereins, hat stets sechs "Taubenhotels" angemahnt, um die Population in den Griff zu bekommen. Das erste Exemplar hat rund 36.000 Euro gekostet, die jährlichen Betriebskosten werden mit etwa 13.000 Euro veranschlagt. Außer am Helsingborger Platz in Bremen-Nord ist aber bislang kein weiterer Standort in Sicht.