Der Beschluss eines Ortsgesetzes zum Verbot des Taubenfütterns durch die Bremische Bürgerschaft hat sich ein weiteres Mal verzögert. Der Senat hatte im April einen Entwurf, der bereits ab dem 1. Juni hätte gelten sollen, beschlossen und dem Stadtparlament zugeleitet. Jetzt wurde der Tagesordnungspunkt ausgesetzt – bis nach der Sommerpause. Die Grünen-Fraktion hat aber Antworten auf ihre Kleine Anfrage zur "tierschutzgerechten Reduktion der Stadttaubenpopulation" erhalten.
Einige der Fragen, wie die nach der Zahl der Tauben in der Innenstadt, sind bereits durch die Berichterstattung im WESER-KURIER über das lange geplante und kürzlich eröffnete erste städtische Taubenhaus in der Innenstadt beantwortet worden: Bis zu 5000 Tiere dürften es sein, das hätten Zählungen der Mitglieder des Vereine Bremer Taubenhaus und Stadttauben Bremen ergeben. Auch ist bekannt, dass das Taubenhaus auf dem Dach des Parkhauses Am Brill etwa 200 Vögel beherbergen kann.
Weitere Taubenhäuser gefordert
Zweck des auch Hotel genannten kleinen Gebäudes, das rund 36.000 Euro gekostet hat, ist es, die Gelege der dort brütenden Tauben gegen Plastikeier auszutauschen. Nach und nach kann aus Sicht des Taubenhausvereins und der Grünen-Fraktion so die artgerechte Fütterung der Vögel an fünf Stellen in der City eingestellt werden. Vorausgesetzt, es würden weitere vier oder fünf Taubenhäuser in der Innenstadt errichtet. Bis dieses Ziel erreicht sei, müsse "aus tierschutzrechtlichen Gründen weiter gefüttert werden", hatte die Vereinsvorsitzende Perdita Goltz kürzlich unterstrichen. Und das außerhalb eines Radius von 200 Metern um die Taubenhäuser.
Daraus ergäben sich zwangsläufig rechtliche Ausnahmen vom angestrebten Fütterungsverbot in der Innenstadt, wie auch der Senat in seiner Vorlage einräumt. Wie viele und welche Futterstellen der Senat zwischen Wall und Weser und von der Bürgermeister-Smidt-Straße bis zum Altenwall plant, ist laut Antwort nicht entschieden. Die "Meldemoral" von Hobby-Halterinnen und -Haltern sei zwar "wie auch bei Bienen- und Kleinsthühnerhaltungen" aus unterschiedlichen Gründen unbefriedigend, doch im Stadtgebiet seien rund 100 Zuchttaubenhaltungen amtsbekannt.
Schwierige Lebensbedingungen
Die Frage der Grünen bezog sich auf die Ursache des Leidens der Stadttauben, die in der Regel als Nachfahren von Brieftauben gelten. Als Felsenbrüter, die sich von Körnern ernähren, haben die Vögel in der Stadt unter anderem bei der Futtersuche Probleme.
In der Altstadt wird immer wieder Kritik am Taubenfüttern laut. Zugleich scheint es schwierig zu sein, weitere Standorte für Taubenhäuser auf Dächern in diesem Bereich zu finden. Erst einmal, so die Senatsantwort, sollen der Tausch der Eier auch außerhalb des Taubenhauses organisiert und Nester aus der Innenstadt entfernt werden. Ein von der Stadt finanziertes "Taubenmanagement" ist im Aufbau.