Meike und Horst Dettbarn strahlten in der Frühlingssonne förmlich um die Wette: „Wir freuen uns riesig, dass wir es nach zehn Jahren endlich geschafft haben, dass dieser Platz nun den Namen Concordiaplatz trägt“, sagte das Ehepaar, das an der Spitze einer Bürgerinitiative steht, die sich in der zurückliegenden Dekade für die Benennung des Concordiaplatzes nach der legendären Studiobühne des Bremer Theaters eingesetzt hat. Viele, unvergessliche Tanz-Theaterabende haben sie hier erlebt, aber auch den inzwischen verstorbenen Publikumsliebling, den Bariton George Stevens in der zeitgenössischen Kammeroper „Solaris“ von Detlev Glanert. Normalerweise, wenn es Corona nicht gäbe, hätten viele Theaterfans an der Enthüllung der Namensschilder teilgenommen. So musste die Enthüllung in kleinstem Kreis erfolgen.
„Wir haben im Ortsamt von jeher vom Concordiaplatz gesprochen“
Dettbarn bedankte sich besonders herzlich bei der stellvertretenden Ortsamtsleiterin Manuela Jagemann und bei Peter Böhme (Die Linke), dem "Bauausschuss-Urgestein" des Beirates Östliche Vorstadt, die sich mit Nachdruck für die Umbenennung des Platzes eingesetzt hatten. Die Idee stamme eigentlich von Manuela Jagemann, räumte Dettbarn ein. Und die erläuterte: „Wir haben im Ortsamt von jeher vom Concordiaplatz gesprochen“. Peter Böhme kann sich noch sehr gut an das damalige Ringen um das ehemalige Stück Herderstraße erinnern, "das damals überwiegend nur zugeparkt war entlang der Stützmauer. Wir, die Anwohnerinitiative, der Beirat Östliche Vorstadt, die Shakespeare Company und einige andere verfolgten bei diesem Ringen drei Ziele: Die Einrichtung eines Nachbarschaftstreffs, einer Außenbewirtschaftungszone für das Theater – mit Stehtischen in den Pausen – unter Bäumen sowie eines Spielortes mit allerlei Gerät – auch Basketballkörbe für Jugendliche".
„Und was ist daraus geworden?“, fragt er resigniert: „Schlicht ein Wohnkomplex mit der Anmutung eines Speditionsverwaltungsgebäudes im Hafen. Die für rund 5000 Euro inklusive Fallschutzmatte installierte Hangelleiter ist vor Jahren auf dem Lagerplatz des Amtes für Straßen und Verkehr gelandet“. Ein Dorn im Auge ist ihm auch das mit Graffiti zugeschmierte Wandbild. Böhmes Fazit: „Nun ist es so, wie es ist, und wie es regelmäßig wird, wenn man Stadtplanung den Investoren überlässt, so, wie es in dieser Stadt Sitte und Brauch geworden ist. Irgendwie erdrückend“. Der Höhepunkt der Negativentwicklung war dann der Abriss des Concordia-Theaters vor fünf Jahren.
Der Kampf um die legendäre, wandlungsfähige Raumbühne, in der in den 1960er-Jahren deutsche Theatergeschichte geschrieben wurde, bewegte bereits 2007 zum Ende der Ära des Generalintendanten Klaus Pierwoß heftig die Gemüter vieler Theaterfans. Unvergessen ist die letzte Aufführung des Bremer Theaters im Concordia, Pirandellos „Die Riesen vom Berge“ in der Inszenierung von Andrej Woron. Pierwoß ließ als Kämpfer für das Concordia eine Todesanzeige publizieren, in der er scharf das Unvermögen des Bremer Senates kritisierte, die Studiobühne, die auch lange Hausbühne des Bremer Tanztheaters war, zu erhalten.
In der Intendanten-Ära von Kurt Hübner hatten spätere Stars wie Rainer Werner Fassbinder, Wilfried Minks und George Tabori von dem Theaterlabor Concordia aus eine bundesdeutsche Theaterrevolution entfacht. Bürgerinitiativen formierten sich für den Erhalt der Einrichtung. Immerhin hatte im September 1945 das Bremer Künstlertheater im Concordia als erstes Bremer Theater nach dem Krieg seine Arbeit aufgenommen. 2012 zog die Bremer Shakespeare Company für ein Jahr in das Gebäude, danach wurde es vom Theaterlabor bespielt. Ironie der Geschichte: Nur drei Jahre zuvor war das Aus für das 600-Millionen-Euro-Grab Spacepark erfolgt, der nur ein halbes Jahr nach Betriebsbeginn mangels Publikumsinteresses schon wieder seine Pforten schließen musste. Da blieb dann kein Cent mehr für den Erhalt des Concordia übrig.