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Corona-Inzidenz Die Freimarkt-Welle bleibt aus

Nach der "Wiesn-Welle" war die Sorge groß, dass auch in Bremen während des Freimarkts die Corona-Zahlen steigen. Warum 17 Tage Party in vier Festzelten bisher keinen Einfluss auf die Inzidenz hatten.
01.11.2022, 06:17 Uhr
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Die Freimarkt-Welle bleibt aus
Von Björn Struß
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Nachdem München im Zuge des Oktoberfests eine "Wiesn-Welle" erlebte, blickten einige Experten auch besorgt auf den Bremer Freimarkt. Ist es klug, wieder in großen Festzelten zu feiern, wenn doch dort die Corona-Ansteckungsgefahr so groß ist? Die Befürchtung, dass Bremen eine "Freimarkt-Welle" erlebt, hat sich bisher nicht bewahrheitet. Im Gegenteil: Bei den Infektionszahlen ist ein leicht rückläufiger Trend zu beobachten. Verteilt auf 17 Tage drängten sich laut Polizei über eine Million Besucher über die Bürgerweide. Hinzu kamen die täglichen Partys in vier Festzelten mit einer Kapazität von zusammengenommen 8000 Personen. Negativ beeinflusst hat dies die Corona-Zahlen bisher nicht.

Wie hat sich die Inzidenz während des Freimarkts entwickelt?

Am Tag der Freimarkt-Eröffnung, dem 14. Oktober, wies das Robert-Koch-Institut (RKI) für das Land Bremen eine Inzidenz von 712,2 aus. Am letzten Tag des Volksfestes lag dieser Wert bei 455,8. Ähnlich ist der Trend auch im Umland, aus dem viele Menschen nach Bremen kamen. Beispiel Delmenhorst: Dort sank die Inzidenz von 775,3 auf 593,4.

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Wie ist die Lage in den Krankenhäusern?

In der Stadt Bremen lagen am Tag der Freimarkteröffnung in 184 Krankenhausbetten Patienten mit einem positiven Corona-Test. Davon mussten neun intensiv behandelt werden. Am Freitag waren es 193 Patienten, davon lagen zwölf auf Intensivstationen. Ob die Kliniken einen "Freimarkt-Effekt" zu spüren bekommen, werden aber erst die kommenden Tage zeigen. In München erreichte die Zahl der Corona-Patienten acht Tage nach dem Ende des Volksfests mit 590 ihren Höhepunkt. Vor der Wiesn waren 174 Krankenhausbetten mit positiv Getesteten belegt gewesen.

Warum ist eine endgültige Bewertung noch nicht möglich?

In die Statistik gehen nur Corona-Fälle ein, die ein Labor per PCR-Test bestätigt hat. Weil es viele Infizierte bei einem Schnelltest belassen und auch Ärzte für eine Krankschreibung nicht zwingend ein PCR-Ergebnis benötigen, ist die Dunkelziffer hoch. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) geht davon aus, dass die tatsächliche Zahl der Ansteckungen drei- bis viermal höher liegt als offiziell ausgewiesen. Weil der Freimarkt den Anteil der nicht gemeldeten Infektionen aber wahrscheinlich nicht verändert hat, bleibt die Inzidenz ein geeigneter Indikator, um die Lage vor und nach dem Volksfest miteinander zu vergleichen. Durch die Inkubationszeit und den Meldeverzug werden sich Ansteckungen mit Bezug zum Freimarkt aber noch für ein bis zwei Wochen in den offiziellen Zahlen niederschlagen.

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Wie bewertet Virologe Dotzauer den Freimarkt?

"Ich hatte erwartet, dass die Corona-Zahlen im Zuge des Freimarkts sichtbar nach oben gehen", sagt Andreas Dotzauer, Virologe der Universität Bremen. Zuletzt habe leider die Verlässlichkeit und Genauigkeit der Daten abgenommen. Deshalb werde es immer schwieriger, die Pandemielage zu beurteilen.

Laut Dotzauer habe sich seit dem Ausbruch der Pandemie immer wieder gezeigt, dass sich Menschen insbesondere dann anstecken, wenn sie in Innenräumen zusammen feiern. "Dies ist beim Oktoberfest deutlich ausgeprägter, der Freimarkt spielt sich stärker an der frischen Luft ab", erklärt der Virologe. Er vermutet, dass die Festzelte wegen der geradezu sommerlichen Temperaturen in diesem Jahr weniger beliebt waren. "Vielleicht haben einige Besucher ihre Party deshalb ins Freie verlegt."

Dotzauer hält es für möglich, dass der milde Herbst einen Freimarkt-Effekt überlagert. Zuletzt lockte der goldene Herbst die Menschen für Spaziergänge ins Freie. Die Verlagerung des Soziallebens in die eigenen vier Wände spielt sich voraussichtlich erst in den kommenden Wochen ab, wenn die Temperaturen sinken. Der für diese Jahreszeit übliche Anstieg der Infektionszahlen blieb deshalb zuletzt aus.

Welche Schlüsse zieht das Gesundheitsressort?

"Wir sehen aktuell bundesweit einen Abwärtstrend bei der Zahl der Neuinfektionen, auch in Bremen. Gleichzeitig ist der Abwärtseffekt in anderen Bundesländern teils deutlich stärker als in Bremen", erklärt Lukas Fuhrmann, Sprecher des Gesundheitsressorts. Die Krankenhäuser seien weiterhin hoch belastet. "Teilweise mussten die Kliniken zusätzliche Corona-Stationen eröffnen, hinzu kommt ein von den Kliniken immer wieder berichteter Krankenstand beim Personal", warnt Fuhrmann weiter. Nach der gerade auslaufenden Herbstwelle sei leider mit einer Winterwelle zu rechnen.

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