Noch mehr Frischluft in deutschen Klassenräumen: Künftig soll alle 20 Minuten für drei bis fünf Minuten stoßgelüftet werden. Das hat die Kultusministerkonferenz (KMK) nach einem Expertengespräch in Berlin verkündet. „Das richtige Lüften ist eine wichtige und wirkungsvolle Maßnahme im Gesamtpaket der Hygienemaßnahmen, um die potenzielle Viruslast in der Lernumgebung zu senken und eine Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen“, sagt KMK-Präsidentin Stefanie Hubig (SPD), Bildungsministerin von Rheinland-Pfalz.
Die KMK sieht einen gewissen Handlungsdruck wegen der bevorstehenden kühleren Jahreszeit. Gerade deshalb sei es wichtig, jetzt für alle Schulen in Deutschland zu einer Handreichung mit klaren und nachvollziehbaren Vorgaben zu kommen, so Hubig.
Laut „Buten un Binnen“ soll die neue Regelung nach den Herbstferien in Kraft treten, also am 26. Oktober. Das habe Bildungssenatorin Claudia Bogedan (SPD) in einer Videokonferenz mit den Schulleitern mitgeteilt. Einzelheiten zum Lüftungskonzept soll eine kurze Handreichung zum „Lüften in Schulräumen“ geben, die das Umweltbundesamt erarbeiten will. Nach Angabe der Behörde soll die Handreichung spätestens Mitte Oktober vorliegen. „Wann sie über die KMK verteilt werden wird, können aber nicht wir allein entscheiden“, sagt Heinz-Jörn Moriske, Direktor des Umweltbundesamts.
Bundeselternrat warnt vor Folgen
Vor den Folgen von Regen und zu niedrigen Temperaturen warnt unterdessen der Bundeselternrat. Die neue Lüftungsregelung werde eine „riesige pädagogische Herausforderung“ sein, sagt dessen Vorsitzender Stephan Wassmuth. Auch der Philologenverband befürchtet einen drastischen Anstieg von Erkrankungen durch grippale Infekte und Erkältungen. Solche Sorgen hält KMK-Präsidentin Hubig jedoch für unbegründet. Nach Expertenauskunft kühle sich die Raumtemperatur bei richtigem Lüften nur um zwei bis drei Grad Celsius ab. Beim Lüften gibt es laut KMK zwei Varianten: einmal das Stoßlüften mit weit geöffneten Fenstern und das Querlüften, das aber nur in den Pausen als Durchzug praktiziert werden soll.
Keinerlei Bedenken gegen das Stoßlüften hat der Zentralelternbeirat Bremen (ZEB). Er sei „ganz tiefenentspannt“, sagt Vorstandssprecher Martin Stoevesandt. Mit Blick auf die zuletzt eher milden Winter erscheinen ihm Befürchtungen um das Wohlergehen der Kinder als übertrieben. „Wir sind nicht in Sibirien“, lautet sein Kommentar. Bei der Debatte um den Luftaustausch in den Klassenräumen dürfe man das Augenmaß nicht verlieren. „Das Stoßlüften ist ein verhältnismäßiger Eingriff.“
Der Einsatz mobiler Luftreinigungsgeräte in den Schulräumen wird laut KMK-Angaben bei guten Lüftungsmöglichkeiten als „grundsätzlich nicht nötig“ erachtet. Nur in Räumen, die nicht über komplett zu öffnende Fenster verfügten, könnten solche Geräte flankierend und in Einzelfällen sinnvoll sein. Es sollen aber ausschließlich qualitätsgeprüfte Luftreiniger verwendet werden.