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Teststationen Zahl der Bürgertests geht in Bremen zurück

In Bremen stellen einige Corona-Testzentren aus wirtschaftlichen Gründen den Betrieb ein. Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard warnt vor einem Ende der kostenlosen Bürgertests. So reagieren die Betreiber.
12.05.2022, 05:00 Uhr
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Zahl der Bürgertests geht in Bremen zurück
Von Björn Struß

Durch den Wegfall der verschiedenen G-Regeln und den Rückgang der Infektionszahlen nutzen in Bremen immer weniger Menschen die Möglichkeit eines professionellen Schnelltests. Eine zentrale Aufgabe erfüllen die Corona-Testzentren derzeit durch die Praxis des Freitestens. Trotzdem stehen viele Stationen vor der Frage, ob sich der Betrieb noch rechnet. "Vermehrt stellen Testzentren aus wirtschaftlichen Gründen den Betrieb ein", sagt Lukas Fuhrmann, Sprecher des Gesundheitsressorts. Die Behörde rechnet damit, dass die Zahl der Stationen im Sommer deutlich abnehmen wird.

Dies weckt Erinnerungen an das vergangene Jahr. Zuerst sank die Inzidenz im Sommer, dann beendete die Bundespolitik zwischenzeitlich die Bürgertests auf Kosten des Staates. Testzentren machten dicht, die dann vermisst wurden, als beim Start der 2G-Plus-Regelung Schnelltests wieder massenhaft gefragt waren. Ob es in diesem Herbst und Winter wieder zu solchen Beschränkungen kommt, kann niemand sagen. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) warnt aber vor neuen Virusvarianten und weiteren Infektionswellen. Bahnt sich also wieder ein strukturelles Problem in der Pandemiebekämpfung an, wenn jetzt Testzentren schließen?

Das sagt die Gesundheitssenatorin: Nach derzeitigem Stand läuft am 30. Juni eine bundesweite Testverordnung aus, Bürgertests auf Kosten des Staates gebe es dann nicht mehr. Claudia Bernhard (Linke) warnt vor diesem Schritt: "Ab dann werden Schnelltests also nicht mehr kostenfrei zur Verfügung stehen. Ich finde es aber wichtig, dass es auch im Herbst, wenn wir wieder mit steigenden Fallzahlen rechnen müssen, die Möglichkeit gibt, sich kostenlos testen zu lassen. Ich hoffe sehr, dass das Bundesgesundheitsministerium diese Überlegungen mit aufnimmt."

So entwickeln sich die Testzahlen: Das Gesundheitsressort trägt wöchentlich zusammen, wie viele Bürgertests die Stationen in Bremen durchführen. Die meisten Schnelltests waren es in diesem Jahr in der letzten Januarwoche mit 117.476, noch bis in den März verzeichnete das Ressort regelmäßig mehr als 90.000 Tests pro Woche. Zuletzt sank die Zahl auf 59.767 Tests in der letzten April-Woche. Für die vergangene Woche ist die Statistik noch nicht vollständig. 

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So sieht das Netz an Testzentren derzeit aus: Auch wenn sie zum Teil ziemlich verwaist wirken, gibt es in einigen Stadtteilen derzeit fast an jeder zweiten Straßenecke eine Teststation. Auf der Internetseite gesundheit.bremen.de/corona listet das Gesundheitsamt 109 Möglichkeiten auf. Lediglich bei einem Angebot steht der Vermerk "aktuell geschlossen". Zum Vergleich: Im November vergangenen Jahres standen 27 Einträge auf dieser Liste.

Das sagt ein Betreiber: Basir Raziqi betreibt drei Teststationen in der Stadt und erlebt überall, dass seine Mitarbeiter deutlich weniger Abstriche nehmen. "Die Hochphase ging von Oktober bis Februar. Aktuell sind es nur noch 15 bis 20 Prozent der damaligen Tests", berichtet er. Der Betreiber musste deshalb im April Personal entlassen, wie er sagt. Statt vier bis fünf Kollegen pro Station genügten zwei jetzt vollkommen. Raziqi hat auch die Öffnungszeiten um zwei Stunden reduziert. "Es läuft wie im vergangenen Jahr. Ich werde auch weitermachen, wenn die kostenlosen Bürgertests auslaufen", versichert er. Die Pandemie sei noch nicht vorbei, eine Herbstwelle komme ganz bestimmt.

So läuft es beim Drive-in-Testen: Florian Hehde eröffnete im Januar in Huchting und Gröpelingen als Mitbetreiber zwei Stationen, die Autofahrer wie einen Drive-in durchfahren können. In den vergangenen zwei Wochen sei die Zahl der Testwilligen um etwa 25 Prozent zurückgegangen. Hehde ist davon überzeugt, dass es die professionellen Tests weiterhin braucht: "Viele Menschen kommen ohne Zwang sehr regelmäßig, weil sie sich so am sichersten fühlen." Die Erfahrungen in der Pandemie hätten gezeigt, dass sich das Virus trotz Impfung und Hygieneregeln verbreiten kann. Gewissheit, nicht ansteckend zu sein, bringt für Hehde nur das regelmäßige Testen.

Ist ein professioneller Schnelltest immer besser als der Selbsttest aus dem Supermarkt? Nein. Laut Inés Faghihi, Chefin der Teststation an der Universität Bremen, gibt es in beiden Bereichen Ausnahmen. Auch Supermärkte hätten zum Teil gute Tests in den Regalen. Gleichzeitig nutzten vereinzelt Anbieter Schnelltests, die erst bei einer hohen Viruslast ein positives Ergebnis zeigen. "Wir kooperieren mit den Johannitern und nutzen einen Test, der bei einem Vergleich des Paul-Ehrlich-Instituts im vergangenen Jahr auf einem der vordersten Plätze gelandet ist", versichert Faghihi. Auf der Internetseite pei.de hat das Institut am vergangenen Donnerstag die neusten Ergebnisse zu Schnell- und Selbsttests veröffentlich. 45 Produkte, die auf dem Markt verfügbar sind, erfüllen demnach die Mindestanforderungen nicht.

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