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Volksfeste und Corona Was bedeutet die "Wiesn-Welle" für den Bremer Freimarkt?

Die Corona-Zahlen in München haben sich während des Oktoberfestes verdreifacht. Bald wollen auch in Bremen wieder Tausende in den Festzelten feiern. Ein normaler Freimarkt und Corona – passt das zusammen?
01.10.2022, 02:14 Uhr
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Von Björn Struß
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Der Herbst ist die Zeit einiger großer Volksfeste. München feiert aktuell das Oktoberfest, in der ersten Woche besuchten rund drei Millionen Menschen die sogenannte Wiesn. In der zweiten Woche steigen die Infektionszahlen: Seit Beginn des Oktoberfestes hat sich die Inzidenz in München von 219,2 auf 695,8 mehr als verdreifacht.

Gesundheitsexperten, die vor einer „Wiesn-Welle“ gewarnt hatten, fühlen sich bestätigt. „Das Oktoberfest wäre mit Testen vor Einlass sicherer gewesen und nicht weniger schön“, twitterte zum Beispiel Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Was bedeutet das für den Freimarkt, auf dem viele Bremer vom 14. Oktober an wieder in großen Festzelten feiern wollen?

Wie reagieren Schausteller auf die „Wiesn-Welle“?

„Das Oktoberfest und der Freimarkt sind in keiner Weise zu vergleichen“, meint Susanne Keuneke, Vorsitzende des Verbands der Schausteller und Marktkaufleute Bremen. Der Freimarkt habe keine Festzeltstruktur und sei ein traditionelles Familienfest.

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Rudolf Robrahn, Vorsitzender des Schaustellerverbands des Landes Bremen, verweist auf eine Analyse des Deutschen Schaustellerbunds. Dieser hat vor Beginn des Oktoberfests ausgewertet, wie sich die lokalen Infektionszahlen nach 30 Volksfesten entwickelten, die zwischen März und Mai im gesamten Bundesgebiet stattfanden. Fazit des Schaustellerbunds: „Die Auswertungen belegen, dass das Infektionsgeschehen einer Stadt oder Region durch die Veranstaltung eines Volksfestes nicht negativ beeinflusst wird.“ Zum Oktoberfest passt diese Einschätzung nicht. Ein Einfluss auf die steigende Inzidenz in München liegt nahe, auch wenn er sich aktuell nicht nachweisen lässt.

Wie sieht die Infektionslage vor Beginn des Freimarktes aus?

Im September ist die Sieben-Tage-Inzidenz in Bremen gestiegen. Zu Beginn des Monats lag der Wert bei 266, aktuell hat die Stadt eine Inzidenz von 444,6. Im gleichen Zeitraum waren auch mehr Corona-Patienten auf Intensivstationen zu verzeichnen. Nach Zahlen der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) sind derzeit 6,2 Prozent der Intensivbetten mit Corona-Patienten belegt, am 1. September waren es 3,4 Prozent. Im Dezember des vergangenen Jahres lag die Intensivbettenbelegung zwischenzeitlich bei 17,7 Prozent.

Der in Deutschland aktuell dominierende Omikron-Subtyp BA.5 führt seltener zu schweren Krankheitsverläufen, insbesondere bei einem bestehenden Schutz durch Impfungen oder Ansteckungen. BA.5 ist aber ansteckender als die zu Beginn des Jahres vorherrschenden Viruslinien BA.1 und BA.2.

Kommt der Freimarkt ohne Corona-Regeln aus?

Weder Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt noch Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (beide Linke) wollen derzeit Regeln wie eine Maskenpflicht oder das Vorzeigen von Impf- oder Testzertifikaten vorgeben. Es ist ein Freimarkt geplant, der wie im Jahr 2019 ablaufen soll. Laut Wirtschaftsressort kann die pandemische Entwicklung jedoch zu neuen rechtlichen Vorgaben führen. Kurzfristige Änderungen wie eine Maskenpflicht, 3G-Kontrollen oder die Begrenzung der Besucherzahl könnten die Konsequenz sein.

„Natürlich wünsche ich mir von allen Beteiligten, den Schaustellerinnen und Schaustellern wie natürlich auch von den Besucherinnen und Besuchern, einen verantwortungsbewussten Umgang mit der Situation“, sagt Gesundheitssenatorin Bernhard dem WESER-KURIER. Dazu zähle das Maskentragen, wenn es besonders voll ist, und ein Schnelltest vor dem Besuch des Freimarkts.

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Was ist anders als im vergangenen Jahr?

Im Jahr 2021 setzte der Freimarkt auf eine 3G-Kontrolle am Einlass, zudem durften maximal 20.000 Besucher gleichzeitig über die Bürgerweide bummeln. Auch für die Gastronomie in Innenräumen galten Auflagen. Deshalb verzichteten die Schausteller auf große Festzelte. Der Kompromiss waren Biergärten mit Regenschutz und einigen wetterfesten Sitzboxen. Fast eine Million Besucher wurde registriert, einen Anstieg der Corona-Zahlen löste das nicht aus.

In diesem Jahr feiern die Almhütte, die Bayern-Festhalle und das Hansezelt wieder Partys in geschlossenen Zelten. Die Gefahr, sich anzustecken, ist dort deutlich höher als unter freiem Himmel. Party-Nächte in der Halle 7 gibt es in diesem Jahr wie berichtet nicht. Bremen braucht die Halle als Notunterkunft für Flüchtlinge.

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