Von Einbußen durch die Folgen des Coronavirus sind laut einer Blitzumfrage gut 80 Prozent der Gastronomen und Hoteliers im Land Bremen betroffen. Die Umfrage hat der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) auf Bundesebene erhoben. Etwa 10.000 Mitglieder haben laut Dehoga bundesweit teilgenommen, 76 Prozent gaben Umsatzrückgänge an, in den Städten waren es 85 Prozent.
Die Umfrageteilnehmer in Bremen bezifferten ihren Umsatzverlust für Februar und März auf etwa 23 Prozent. Mehr als 90 Prozent verzeichnen ein Minus bei Neubuchungen. Befragt wurden die Betriebe auch nach ihren Erwartungen an die Politik: Die Gastronomen und Hoteliers erhoffen sich danach vor allem Steuererleichterungen, Überbrückungskredite und Kurzarbeitergeldregelungen.
Die Absage der Internationalen Tourismus-Börse (ITB) in Berlin wird laut Peter Siemering ebenfalls Folgen haben: Zum einen bleibt die Wirtschaftsförderung beziehungsweise die Touristik-Zentrale auf einem Teil der Kosten sitzen, so ihr Geschäftsführer. Mit einer 30-köpfige Delegation wäre das Land Bremen auf der Tourismus-Börse vertreten gewesen, darunter auch sogenannte Partner wie Hoteliers, Vertreter der Kreuzfahrtbranche oder der Ratskeller.
Möglicher Verlust an Geschäft und an Kontakten
Zum anderen sei die Messe außerordentlich wichtige Veranstaltung, um Verträge mit Reiseveranstaltern abzuschließen. Siemering spricht von einem "möglichen Verlust an Geschäft und an Kontakten. "Wir hatten etwa 60 Termine auf dem Zettel mit Reisevermittlern aus aller Welt, die müssen wir jetzt versuchen nachzuholen." Zu diesen Terminen zählte beispielsweise das Kreuzfahrt-Podium mit den Bremerhavener Repräsentanten Melf Grantz, Oberbürgermeister (SPD), und Ralf Meyer, Geschäftsführer der Erlebnis Bremerhaven GmbH. "Es handelt sich um eine Veranstaltung, die für den Standort Bremerhaven enorm wichtig ist. Daran nehmen die wichtigsten Entscheider dieser Branche aus Deutschland und Europa teil", so Siemering.
Ralf Meyer nimmt die ITB-Absage dennoch gelassen hin. „Es ist schade, dass die ITB ausfällt, wegen der geballten Kontakte, die man dort knüpfen kann. Es fällt möglicherweise Geschäft weg, aber es hilft nichts, der ITB hinterherzujammern.“ Auch seine Gesellschaft werde die Vertragsverhandlungen auf anderem Weg aufnehmen. Das sei schwieriger, aber unumgänglich.
Die Sorge von Veranstaltern, Arbeitgebern, Privat- und Geschäftsreisenden, sich mit dem Virus anzustecken, beschäftige die Tourismus-Zentrale durchgängig, sagt Siemering. „Aber erst in drei bis vier Wochen werden wir vielleicht vorsichtig abschätzen können, wie hoch der finanzielle Verlust ist.“ Siemering ist zuversichtlich, dass die Vorsicht der Städtetouristen nicht lange anhält und ein großer Teil der geschäftlichen und privaten Reisen nachgeholt wird.
Nicht anders urteilt Ralf Meyer für Bremerhaven: „Ich habe große Hoffnung, dass sich die Lage in einigen Wochen, wenn die Kreuzfahrtsaison beginnt, beruhigt hat.“ Die Tourismusbranche werde in diesem Jahr leiden, das betreffe aber vor allem weitere Reisen. „90 Prozent unserer Gäste in Bremerhaven kommen aus Deutschland, insofern werden wir mit unseren touristischen Produkten wieder gut ankommen in diesem Jahr.“ Dazu gehörten beispielsweise die Sail im August und „die beiden knuddeligen Eisbären“.